KISS… Ein Phänomen, eine Legende und für manche sogar Götter! Seit sage und schreibe fünfzig Jahren stehen die Schminkerocker nun schon auf der Bühne. Ihr musikalisches Schaffen ist so legendär wie ihre Präsenz. Als real-action Rock ‚N‘ Roll Superheroes gingen sie in die Geschichte der Rockmusik ein, und zumindest der internationale Hit „I Was Made For Loving You“ (konzipiert von Frontmann Paul Stanley und Desmond Child) war zusammen mit ihrem Album „Dynasty“ aus dem Jahr 1978 in aller Ohren. Besonders Ace Frehley überzeugte mit seinen Beiträgen, wie zum Beispiel Coverversionen von „2000 Man„, sowie seinen Eigenkompositionen „Save Your Love“ und „Hard Times„. Er hat nach dem Erfolg seines Soloalbums, maßgeblich zum Phänomen dieses Albums beigetragen.
Der Autor dieses Artikels erinnert sich daran, dass er 1996 von seiner großen Schwester (geboren Anfang der 1970er) die Single auf Vinyl geschenkt bekommen hat. KISS haben ihn stets begleitet. Er war beeindruckt von ihrem Image, der ultimativen Fantasie und vor allem der Musik. Sein Lieblings-KISS-Charakter? Ace „The Spaceman“ Frehley – natürlich. Doch dabei sah die Geschichte der Schminke-Superhero-Rocker nicht immer rosig aus.
Kiss in 1974 (V.l.n.r.):
Gene Simmons – Bass & Gesang
Paul Stanley – Rhythmusgitarre & Gesang
Ace Frehley – Lead Gitarre & Gesang
Peter Criss – Schlagzeug & Gesang
Hervorgegangen aus der Formation Wicked Lester, in der Gene Simmons und Paul Stanley zuvor gespielt haben und mit der sie ein Album aufgenommen haben, gründeten sich Kiss Anfang der 70er Jahre in ihrem Heimatort New York. Zwar wurden sie schnell zu einem Phänomen und ihre Konzerte waren gut besucht, jedoch verkauften sich die ersten drei Alben Kiss, Hotter Than Hell und Dressed To Kill nur äußerst schleppend. Man könnte meinen, der Erfolg war der Grund, warum gerade in der Anfangszeit jedes halbe Jahr ein neues Kiss-Album erschien, doch die Realität sah anders aus! Von Bill Aucoingemanagt und bei Neil Bogart’sCasablanca Records Label unter Vertrag, wurden Kiss unter immensem Zeitdruck dazu gedrängt, kontinuierlich Alben aufzunehmen, weil der jeweilige Vorgänger sich schlecht verkaufte.
Eine Legende besagt, dass ihr ALIVE!-Album nur als Souvenir für die treuen Fans gedacht war. In den vergangenen Jahren hat sich durch Zeugenaussagen immer mehr herauskristallisiert, dass ALIVE! ein kosteneffizienter Ersatz für eine damals teure Studioproduktion war, die den Vertrag mit Kiss bei Casablanca erfüllen sollte. Neil Bogart sah zunächst gar nicht ein, den Vertrag mit den Schminkerockern zu verlängern. Ironischerweise brachte ALIVE! dann den Durchbruch, und der Vertrag wurde urplötzlich verlängert. Auf dieses Werk folgten dann die wesentlich erfolgreicheren Alben Destroyer, Rock ‚N‘ Roll Over und Love Gun, die der Band erstmals internationale Aufmerksamkeit einbrachten.
Mit dem oben erwähnten Album „Dynasty“ wurde dies noch deutlicher! Mehrere Nummer-1-Hits folgten, und auch „Unmasked“ konnte diesen Erfolg wiederholen. Mit „Music From The Elder“ haben Kiss ein fantastisches Konzeptalbum geschrieben, das von ihrem üblichen Sound abwich, aber keineswegs schlecht war – im Gegenteil. Leider schreckte dies Fans ab, und die Popularität begann zu bröckeln. Probleme mit dem Schlagzeuger Peter Criss führten dazu, dass er durch Eric Carr ersetzt wurde, und auch Ace Frehley verließ die Band nach der deutlich metallastigen Scheibe „Creatures Of The Night“.
In den 80ern legten Kiss dann ihr Make-up ab und waren erfolgreich als Hardrock- und Heavy-Metal-Formation unterwegs. 1994 folgte das Comeback der Originalmitglieder im Rahmen eines Auftritts bei MTV Unplugged. Daraufhin folgten die Comeback-Tour und das sehnsüchtig erwartete Album „Psycho Circus„. 2001 planten Kiss eigentlich ihre Karriere im Rahmen einer ersten Abschiedstournee zu beenden, entschieden sich aber um. Da sie weder Peter Criss noch Ace Frehleyzutrauten, weiterzumachen, entschieden sie sich jedoch für Thommy Thayer und Eric Singer (der zuvor schon in der Band war) und verpassten ihnen Criss‚ und Frehley’s Make-up. Dies stieß bei den Fans nicht unbedingt auf Verständnis, um es neutral auszudrücken. Doch bleiben wir im Hier und Jetzt. Nur so viel: Frehley und Criss haben mehrere Chancen verpasst, noch einmal Teil von Kiss zu werden.
Kommen wir nun zum Hier und Jetzt und widmen uns dem letzten Konzert der Hardrock-Legende Kiss.
Die Hard Rock Legende beendete am Sonntag ihre Deutschland-Tournee in der Lanxess-Arena in Köln mit einer fulminanten Show. Es war ein denkwürdiger Abend voller spektakulärer Momente und unvergesslicher Musik. Die Band, (heute) bestehend aus Paul Stanley, Gene Simmons, Tommy Thayer und Eric Singer, betrat die Bühne in ihren ikonischen dunkel-glitzernden Kostümen, hohen Plateaustiefeln und geschminkten Gesichtern. Seit Jahrzehnten sind diese Markenzeichen von Kiss und sorgen immer wieder für Aufsehen.
Die 16.000 Fans, die die ausverkaufte Arena füllten, waren begeistert von der energiegeladenen Rock-Show. Die Band präsentierte eine Auswahl ihrer größten Hits aus den letzten 50 Jahren und versprach den Fans, auch die beliebten Klassiker zu spielen, die sie hören wollten. Songs wie „Detroit Rock City„, „I Was Made for Lovin‘ You“ und „Rock and Roll All Nite“ brachten die Menge zum Toben. Es war ein wahrer Rückblick auf die musikalische Geschichte von Kiss.
Im Internet sind Kiss Spott und hohn ausgesetzt, weil sie angeblich Lip-Syncen und 2010 ihre Karriere hätten beenden sollten…. Selbst wenn das Lip-Synch wirklich bewiesen der Fall wäre, darf man nicht vergessen, dass die Legenden alle in ihren 70ern sind und nicht mehr die jüngsten. Defacto möchte ich euch mal erleben, wenn ihr mit 70 überhaupt noch so Fit seid wie Simmons oder Stanley, ob ihr sowas überhaupt noch leisten könnt.
Neben den mitreißenden Songs glänzten die Bandmitglieder mit beeindruckenden Soli auf ihren Instrumenten. Ausgedehnte Gitarren-, Bass- und Schlagzeugsoli zeigten das beeindruckende musikalische Können der Rocker. Die Bühnenshow war perfekt choreografiert und bot die bekannten Showelemente, für die Kiss bekannt ist. Gene Simmons spuckte Feuer während des Songs „I Love it Loud“ und ließ bei „God Of Thunder“ Kunstblut aus seinem Mund laufen. Tommy Thayer schoss Feuerraketen mit seiner Gitarre ab und das Publikum wurde von beeindruckendem Feuerwerk und Flammenwerfern umgeben. Die Atmosphäre war elektrisierend und mitreißend.
Paul Stanley nutzte die Gelegenheit, um den deutschen Fans eine besondere Botschaft zu übermitteln. Er erzählte, dass seine Mutter in Deutschland geboren wurde und er daher eine besondere Verbindung zu diesem Land und seinen deutschen Fans habe. Die „Kiss Army“ – die loyalen Fans von Kiss – zeigten ihre Hingabe, indem sie sich wie ihre Idole schminkten und alte Tour-Shirts trugen. Es war ein Moment der Verbundenheit und Emotionen zwischen der Band und ihren Fans.
Der Auftritt in Köln war ein würdiger Abschluss der „End of the Road„-Konzerte in Deutschland. Auch nach 50 Jahren im Rockbusiness zeigten Kiss keinerlei Ermüdungserscheinungen. Immer wieder suchte Paul Stanley die Nähe zum Publikum, ermutigte sie zum Mitsingen und Mitjubeln und schaffte so eine einzigartige Atmosphäre. Nach rund zwei Stunden und drei Zugaben endete die Show mit einer gewohnt fantastischen Inszenierung. Weiße Luftballons stiegen in die Luft und ein gewaltiger Konfetti-Regen erfüllte die Arena. Die erschöpften, aber glücklichen Fans wurden mit einem herzlichen „Good Night“ in die Nacht entlassen.
Die Deutschland-Tour von Kiss wird ohne jeden Zweifel als ein unvergessliches Ereignis in die Geschichte eingehen. Die Band hat bewiesen, dass sie auch nach all den Jahren immer noch das Publikum mit ihrer Energie, Leidenschaft und ihrem einzigartigen Stil mitreißen kann. Die Fans werden diesen Abend noch lange in Erinnerung behalten und sich an die unvergesslichen Momente und die Rockmusik, die ihre Herzen zum Beben gebracht hat, erinnern. Kiss hat einmal mehr bewiesen, dass sie eine der größten und einflussreichsten Rockbands aller Zeiten sind.
Ihr endgültig letztes Konzert werden Kiss am 2. Dezember 2023 am Madison Squaregarden in ihrer Heimat New York spielen, dort wo vor fünfzig Jahren alles begann.
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