Iron Maiden: 37 Jahre Somewhere In Time – Ein Retroreview zum Klassiker von 1986 (Audio & Video) [ Heavy Metal | NWOBHM ]

 

Iron Maiden eine Legende! Am 29. September 1986 veröffentlichten sie ihr sechstes Studioalbum Somewhere In Time das eine leichte Ergänzung in ihrem Sound einbringen sollte, für welche manche eingefleischte Fans sie fast ans Kreuz geschlagen hätten, aber es dennoch liebten. Vor genau 37 Jahren erschienen, blicken wir auf dieses legendäre Album der Eisernen Jungfrauen im Rahmen einer umfassenden Kritik zurück

Die Einleitung – Der Sound und die klanglich Beste Edition:

Bei dem heutigen Album, handelt es sich um eine der absoluten Lieblingsscheiben des rezensenten und  auch wenn man denken mag, das ich das 86er Werk der eisernen Jungfrauen unvoreingenommen in den Himmel lobe, der irrt. Vorweg möchte ich euch nämlich versichern, das mir das Loudness-War remaster dieser Scheibe (1998 von EMI verbrochen und hier zu hören), überhaupt nicht zusagt. Wenn er auch ein absoluter Wahnsinns Drummer ist, die Becken von Nicko Mc Brian’s (grandiosem) Schlagzeug-Spiel, braten den ganzen Mix Weg! Was ich hier empfehlen kann, wäre unbedingt eine frühere CD Version, oder an die Hi-Res Remaster Version von letztem Jahr anzuschaffen (Gibt es bei Qobuz digital oder auf Vinyl!) Wer die Original CD sein eigen nennt, oder an eine Edition von vor 1998 kommt, ist sicher bestens bedient. Von dem 1998er Re-Issue, kann ich aber nur abraten, es sei denn ihr steht auf übersteuerte Höhen.

Musikalisch

Befanden sich Iron Maiden auch auf diesem Album in ihrer Höchstform. Musikalisch sind Steve Harris (Bass), Adrian Smith (Gitarre), Dave Murray(Gitarre) und Drummer Nicko McBrian in Topform und kreieren komplexe Songstrukturen, die nie Langweilig werden, aber auch nicht anstrengend werden. Maiden haben ein Hammerriff nach dem anderen aus dem Köcher gezogen und diese Wahnsinns-Solos, sind alles andere als uninspiriert. Auch wenn die Songs stellenweise in die Länge gezogen wurden, verstehen Iron Maiden es vom Opener Caught Somewhere in Time bis hin zum Finale Alexander The Great, den Hörer dank ausgeklügelter Arrangements und Melodien in ihren Bann zu ziehen. Man gebe sich nur das Wahnsinns Solo von Adrian Smith beim Opener, die Lead Gitarre auf The Loneliness Of a Lone Distance Runner, oder Stranger in A Strange Land. Selbst der mit Abstand schwächste Track „DeJaVu„, kann überzeugen. Zwischen mittlerem Tempo ( z.B. Heaven Can Wait / Wasted Years / Stranger In A Strange Land) und schnellem Tempo (DeJaVu, Caught Somewhere In Time, The Lonliness… etc.) ist alles geboten und nicht nur hinsichtlich der Riff’s, Melodien, sondern auch der Geschwindigkeit ist für reichlich Abwechslung gesorgt. Wer jetzt erwartet, das hier an Bruce Dickinsons Gesang gemäckelt wird, vergisst es! Der Mann wird nicht umsonst zu den besten Rocksängern aller Zeiten gezählt.

 

Maiden und die Keyboards (Eigentlich Gitarrensynthesizer)

Heute wie auch damals, Mitte der 80er sind Iron Maiden mit ihrem Heavy Metal allmählich Weltstars geworden und sind auch nach wie vor auf dem Höhepunkt ihrer Karriere und die Stars des Heavy Metal. Umso irritierter gaben sich Fans bei der Info, das Adrian Smith, Dave Murray und Bandchef Steve Harris, Gitarren- bzw. Basssynthesizer auf ihrem Album einsetzen werden. Dies machte das Werk aber nicht poppig. Die Synths wurden in der Tat nur zu sphärischen Untermalung eingesetzt. Sie machen das Album eher mystisch-düster und geben den Songs somit eine leicht sinistre – futuristische Untermalung. Verwendet wurde mit großer Wahrscheinlichkeit der Roland Gitarrensynthesizer GR-700 in Kombination mit der G-707 Steuergitarre.

 

 

 

 

 

 

 

Die Songs im Detail – Ein Meisterwerk

Caught Somewhere In Time

Schon zu Beginn bläst das Album den Metalhörer aus dem Sessel. Caught Somewhere Is Time, ist der ultimative Opener, der mit mindestens 160 BPM nach einem ersten Intro sofort drauflos gallopiert. Gallopiert? Richtig! Denn gallopierendes Riffing bei Gitarre und Bass sind im Rhythmusbereich des Titels die Grundlegenden Elemente. Nico treibt auf dem ganzen Album die Band mit seinem lupenreinen Spiel zur Höchstleistung an, die die beiden Guitarheros Adrian Smith und Dave Murray virtuos und kreativ zur Geltung kommen lassen. Nicht zu verachten ist definitiv Steve Harris, komplexes und rasches Bassspiel, bei dem er unter Beweis stellt, das bei Maiden nicht nur welche der besten Gitarristen, einer der Besten Sangesgötter des Metal, sondern auch der beste Bassist, den man sich vorstellen kann fähig ist. Apropos Sangesgott: Zwar ist Bruce Dickinson hier ebenfalls bestens dabei, nur entfaltet sich seine volle Sangeskraft, erst mit den späteren Tracks. Thematisch geht es bei Caught Somewhere In Time um jemanden der seine Seele verkauft und die Story scheint im Kern inspiriert von Sci-Fi Autors HG Wells Time After Time (1979) in dem es um Zitreisen geht. Die Gitarrensynths kommen hier zunächst stark zum Einsatz, verschwinden jedoch nach und nach.

 

Wasted Years (Video)

 

Der Song spricht für sich . Das man sich nicht der Verangenheit beschäftigen sollte, an ihnen nicht festhalten sollte, für mein Verständnis, ging es in dem Song darum, im endeffekt im Hier und jetzt zu leben. Mancher behauptet auch, das Maiden diesen Song als Metapher für die World Slavery Tour schrieben, welche die Band an die Grenze ihrer Kräfte brachte und die Band sich fast aufgelöst hätte. Am Ende stellt man in diesem Titel jedoch fest, das Dickinson, Harris und co. Diese Zeit nicht als verschwendet ansehen sollten, sondern realisierten, das sie in ihrem golden Age leben. Musikalisch ist es midtempo-lastig, fast schon Mainstreamlastig und dennoch: Es klingt zu hundertprozent nach Iron Maiden.

 

Sea Of Madness

kann von der Thematik mehrfach gedeutet werden. Zum einen beschreibt es ein Individuum, das kurz davor steht, dem Wahnsinn zu verfallen zum anderen könnte man damit auch die Gleichgültigkeit der Gesellschaft verstehen, ,,My Eyes Can See, but i Can’t (Won’t?) Believe“ ist eine Textzeile, die durchaus auf die Ignoranz der Gesellschaft zurückzuführen sein könnte. Offensichtlich gab es dieses Problem schon immer, nicht erst seit der Jahrtausendwende…. Die Gitarren auf diesem Song sind hart und blasen einem von Beginn an weg. Er ist im mittleren Tempo angesiedelt. Nicht zuletzt bleibt auch hier wegen der musikalischen Umsetzung (vom Text ganz zu schweigen) der Maiden-Spannungsbogen konstant aufrecht zu erhalten.

 

Heaven Can Wait

Ist ein sehr komplexer Song, der sich offensichtlich mit dem Thema Nahtoderfahrung befasst. Auch hier haben Maiden wieder ins schwarze Getroffen. Die Songstruktur ist hier etwas komplexer als bei anderen Stücken. Interessant ist der Chor ab dreiviertel der Spielzeit. Take My Hand, I’ll Lead You To The Promised Land, heißt es in der Hookline des Songs. Maiden bringen bei diesem Sensiblen Thema Gänsehaut Stimmung auf.

 

The Loneliness Of The Long Distance Runner

Der erste Song der B-Seite der Vinyl Version weißt sehr ähnliche Songstrukturen wie Caught Somewhere In Time Auf. Zunächst ruhig und gemäßigt, platzt auf einmal die Volle Soundkulisse von Iron Maiden hervor und entpuppt sich als schnellen Metal Banger, der hartgesottene Headbanger ins Schleudertrauma versetzen wird. Bei dem Titel könnte man meinen, es handele sich um eine Hymne für Olympia Läufer (Stupidedia würde das wohl unterstützen *grins*) und oberflächlich gesehen, könnte man damit auch Recht haben, wenn man den Text 1 zu 1 völlig ohne metaphorischen Background interpretiert. Natürlich gibt es da auch ein Büchlein des Autors Alan Sillitoe um genau das Thema. Wenn man jedoch sich in Erinnerung führt, das Somewhere In Time ein Konzeptalbum ist, so merkt man schnell, das die Platte eine tiefere Bedeutung haben MUSS. Adrian Smith und Dave Murray beweisen auch hier absolute Fingerfertigkeit beim kreieren, ihrer klassischen Riffs, die sich so anhören, als würde die Klampfe jeden Moment in Rauch auf gehen.

 

Stranger In A Strange Land

 

Stranger in a Strange land ist eines der Beispiele, in denen Maiden die Gitarren Synths effizienter als eine art, akustisches Schlagzeile eingesetzt haben. Die Midtempo Nummer, handelt von einem Entdecker, der im Eis eingefroren ist und erst hundert Jahre später gefunden wird. Eine sehr deepe Nummer, die beweist, es muss nicht immer extrem schnell sein oder besonders komplex was das Rhythmus-riffing angeht, um einen guten Song zu schreiben.

 

Iron Maiden waren schon immer für ihre Bühnenshows und die geilen Bühnenbilder bekannt. Auch bei ihrer 1986er & 1987er Somewhere On Tour, wurde nicht gegeizt. Highlight: Bandmaskottchen Eddies Kopf war ausfahrbar und hob auch Drummer Nicko mit sich in die Höhe

 

De Ja Vu

Die letzte Powernummer des Albums bezeichnet im rasanten Tempo eine Situation, die wir wohlmöglich alle kennen. Das De-Ja-Vu. In Gewisserweise handelt es sich auch bei dieser Rezension um eben ein solches. Zwar ist der Refrain mit der simplen Phrase ,,Feel Like i did it before, feel like i did it before“ nicht gerade der einfallsreichste, jedoch haben Iron Maiden das Thema interessant vertont und erlauben sich auch hier wieder progressiv anmutende Songstrukturen. Die Lyrics der Verse, sind jedoch nicht von schlechten Eltern, der Hauptteil des Songs befindet sich irgendwo zwischen 180 und 192 Beats per Minute und ist somit reiner Powermetal.

 

UNITED STATES – APRIL 02: MADISON SQUARE GARDEN Photo of Steve HARRIS and Bruce DICKINSON and IRON MAIDEN, Bruce Dickinson and Steve Harris performing live onstage on Somewhere On Tour tour (Photo by Ebet Roberts/Redferns)

Alexander The Great

Eddie über Bassist Steve Harris irgendwann in der Somewhere On Tour 1987

Handelt (Wie der Titel schon sag) von Alexander Dem Großen, ist der längste Song auf Somewhere In Time und leider auch schon der letzte und wurde lyrisch äußerst interessant und umfangreich umgesetzt. Die progressiven Songstrukturen und abermals virtuosen Gitarrenklänge, sowie Bruce‘ Stimme sind auch hier ein Ohrenschmaus. Untermalt mit einem progressiven Songkonstrukt, das hinsichtlich der spielerischen Variation nichts zu wünschen übrig lässt und weitgehend im gemäßigten, mittleren Temposegment angesiedelt ist. Alexander The Great ist lyrisch gesehen, äußerst Akurat und historisch korrekt gehalten. Da haben Maiden im Geschichtsunterricht aufgepasst.

Die Wertung:

➤ Songwriting: 10 von 10 Punkten
➤ Komposition: 10 von 10 Punkten
➤ Musikalische Fähigkeit: 9 von 10 Punkten
➤ Produktion: 10 von 10 Punkten

➤ Gesamtwertung: 9,75 von 10 Punkten

Das Fazit:

Ich habe Iron Maiden’s Somewhere in Time in fünf verschiedenen Ausgaben zuhause. Einmal die 1986er Original Vinyl Pressung, die 1987er CD Pressung, eine Pressung von 1995 (mit Bonus CD), die grauenhafte Loudnesswar Edition von 1998 und das zu meiner Überraschung frische Remaster von 2016/2017 auf neuer 180 Gramm Vinyl. Warum vergebe ich also nur 8 Punkte? Ganz einfach: Auch wenn ich als einstiger Iron Maiden Fan-Boy der ich war, auch heute noch alle ihre Platten habe und auch wenn Somewhere In Time neben Seventh Son Of A Seventh Son meine absoluten Lieblingswerke der eisernen Jungfrauen sind, habe ich mir mit meinen zarten 11 Jahren (also vor jetzt genau 19 Jahren!) ein bisschen Mehr gewünscht. Außerdem ist das Artwork (von Derek Riggs – Who Else?), einfach gelungen. Es zeigt eine futuristische Stadt in, die offensichtlich von Blade Runner inspiriert wurde. Cyborgs, Flugautos (Spinner – Die Dinger heißen wirklich so!) und auf die Tyrell Coorperation wird angespielt. Ebenso kann man die Tardis (Dr. Who) erkennen. Hier hat der Künstler einem grandiosen Album, ebenfalls ein grandioses Artwork spendiert, das voller Überraschungen und raffinierten Details steckt, die ebenso auch auf die Geschichte von Iron Maiden anspielen.

 

Mehr zu Iron Maiden im Netz:

Iron Maiden – Die offizielle Webseite:
https://www.ironmaiden.com/

Iron Maiden bei Facebook:
https://www.facebook.com/ironmaiden

Iron Maiden auf Spotify anhören:
https://open.spotify.com/intl-de/artist/6mdiAmATAx73kdxrNrnlao

 

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