Les Fradkin präsentiert „Mr. Midi Guitar“ – Barock trifft epischen Zukunftsklang (Musikplaylist) [ Art Rock | Electro Rock | Instrumental ]

„Mr. Midi Guitar“ ist eines dieser Alben, die auf dem Papier nach Technik-Spielerei klingen – und sich dann als erstaunlich organische Reise durch Klangräume entpuppen. Les Fradkin, Multiinstrumentalist, Produzent und notorischer Workaholic im Studio, präsentiert hier neun rein instrumentale Stücke, die barocke und klassische Motive mit moderner Elektronik verschalten.

Les Fradkin einfach abgespacet! Hört hier das Album „Mr. Midi Guitar“


Im Zentrum steht die Idee, die Gitarre nicht als starres Objekt, sondern als wandelbares Interface zu begreifen.

Die klassische Tradition liefert das Rohmaterial, der Gitarrensynthesizer die Werkbank – und genau in dieser Reibung entstehen die beeindruckenden Klanglandschaften von „Mr. Midi Guitar“.

Gitarrensynthesizer statt Keyboard-Burg

Das Herzstück von „Mr. Midi Guitar“ ist die Starr Labs Ztar, ein Gitarrensynthesizer, der hier nicht als Effektgadget, sondern als vollwertiges Kompositions- und Orchestrierungswerkzeug dient. Wo andere Acts eine komplette Keyboard-Burg plus eigenen Tastenmann auffahren, holt Les Fradkin sämtliche Streicher, Bläser, Chöre und Synth-Flächen selbst aus seinen Saiten – ganz ohne jemanden von der Bühne schubsen zu müssen.
Die Gitarre wird zur Schaltzentrale: ein Instrument, das mal nach virtuosem Saitenlauf, mal nach Sequencer-Arpeggio, mal nach kammermusikalischem Ensemble klingt. Typische Artikulationen des Gitarrenspiels bleiben erkennbar, werden aber durch die Präzision der MIDI-Steuerung geschärft. Schnelle Läufe, komplexe Voicings und orchestrale Layering-Tricks verschmelzen zu einem Sound, der zwischen Electro Rock, Experimental Rock und Art Rock pendelt und immer wieder progressive Anflüge zeigt.

Vor allem die Klangvielfalt fällt auf: warme, fast analoge Synthpads treffen auf knochentrockene, rhythmische Figuren, orchestrale Fanfaren werden von flirrenden Leads durchkreuzt. Trotzdem wirkt „Mr. Midi Guitar“ wie aus einem Guss – die Handschrift von Les Fradkin bleibt durchgängig spürbar.

Raketenstarts, Tänze und Kurvenwechsel

Schon der Opener „Lift Off“ macht klar, dass hier nicht nur barock zitiert, sondern futuristisch gedacht wird. Ein pulsierender elektronischer Beat, von präzisen Synth-Bässen gestützt, trägt flackernde Gitarrenlinien, die irgendwo zwischen Riff, Arpeggio und Lead-Melodie schweben. Der Track klingt wie der Countdown zu einem Start ins All – kontrolliert, aber voller Spannung.

Mit „Sabre Dance“ knüpft Les Fradkin an ein klassisches Thema an, verwandelt den bekannten Drive jedoch in einen hochdrehenden Electro-Rock-Trip. Die Ztar sticht mit messerscharfer Attack durch den Mix, während im Hintergrund rhythmische Akzente und elektronische Details das Ganze Richtung Experimental Rock schieben. Die Virtuosität ist offensichtlich, doch die Nummer bleibt mehr als Fingerübung: Sie atmet die Spielfreude eines Art-Rock-Stücks, das jederzeit in eine andere Richtung abbiegen könnte.

„Presto Changeo“ trägt den Tempowechsel bereits im Titel. Hier verschränken sich barock inspirierte Läufe mit abrupten Breaks und harmonischen Schlenkern, wie man sie eher aus dem Progressive-Umfeld kennt. Die spätere Rückkehr in einer Reprise-Variante wirkt nicht wie eine Wiederholung, sondern wie ein zweiter Blick auf dasselbe Motiv aus einem anderen Winkel.

In „Wrap Drive“ zieht Les Fradkin dann alle Register seiner Klangpalette. Treibende Rhythmen, Synth-Figuren mit deutlichem Electro-Rock-Einschlag und melodische Linien, die sich spiralförmig nach oben schrauben, erzeugen das Gefühl eines permanenten Vorwärtsdrifts. Hier zeigt sich besonders klar, wie souverän der Musiker aus seiner Gitarrensynthesizer-Architektur komplette Klanglandschaften formt.

Strenge Formen, freie Fantasie

Trotz aller technischen Finesse lebt „Mr. Midi Guitar“ vor allem von seiner kompositorischen Qualität. Les Fradkin wirft nicht einfach klassische Versatzstücke in einen digitalen Mixer, sondern nutzt barocke und klassische Strukturen als Gerüst für eigene Ideen. Themen werden eingeführt, variiert, gegeneinander gesetzt und schließlich aufgelöst – ganz im Sinne jener Tradition, auf die sich das Album beruft.

Die Stücke wirken wie Gespräche zwischen Vergangenheit und Gegenwart: traditionellen Motivführungen stehen moderne Sounddesign-Entscheidungen gegenüber. Statt Nostalgie gibt es Evolution. Gerade weil das Album rein instrumental bleibt, rücken diese Details in den Fokus. Ohne Gesang bleiben nur die Musik und ihre innere Logik – und die trägt.

Hier kommen die Art-Rock-Qualitäten des Albums besonders zur Geltung. Komplexe Arrangements, unerwartete Wendungen und dramaturgisch sauber gesetzte Höhepunkte erinnern eher an konzeptionell arbeitende Prog- und Art-Rock-Acts als an klassische Gitarrenhelden-Platten. Gleichzeitig hält die klare thematische Führung den Experimental-Rock-Anteil im Zaum: Das Album verliert sich nie im reinen Sound-Experiment, sondern bleibt immer als zusammenhängendes Werk erkennbar.

Der Marathonläufer mit der Ztar

Wer die Diskografie von Les Fradkin kennt, weiß, dass „Mr. Midi Guitar“ nur ein Etappenziel in einem sehr langen Lauf ist. Der Musiker veröffentlicht seit Jahren in hoher Schlagzahl, wechselt mühelos zwischen Jangle-Pop-Anleihen, Retro-Rock, Cover-Projekten und futuristischen Instrumental-Arbeiten. Dieser Output wirkt jedoch nicht beliebig, sondern eher wie eine kontinuierliche Forschungsreihe: Les Fradkin testet aus, was sich mit seinen Instrumenten und seinen Ideen noch anstellen lässt.

In diesem Sinne zeigt „Mr. Midi Guitar“ einen echten Musikmarathonläufer, der sich nicht mit dem Erreichten zufriedengibt. Die Platte verbindet barocke und klassische Wurzeln mit Electro Rock, Experimental Rock, progressiven Anklängen und Art Rock zu einem Instrumental-Album, das sowohl technisch beeindruckt als auch emotional zugänglich bleibt.

Unsere Wertung:

9 von 10 Punkten!

Unser Fazit:

Ein Lebendiger Klangkosmos! EPISCH!

Am Ende steht kein kühles Demonstrationsobjekt, sondern ein lebendiger Klangkosmos, in dem Tradition und Technologie sich die Hand reichen. Wer wissen möchte, wie weit sich eine Gitarre – oder besser: ein Gitarrensynthesizer – im Jahr 2025 ausdehnen lässt, findet in „Mr. Midi Guitar“ eine ebenso kompromisslose wie einladende Antwort.

Mehr zu Les Fradkin im Netz:

Les Fradkin bei Facebook:
https://www.facebook.com/lfradkin

Les Fradkin bei Apple Music anhören:
https://music.apple.com/artist/les-fradkin/6110150

Les Fradkin bei Spotify anhören:
https://open.spotify.com/artist/6k4xzlaWTGPL8KuYFNuma3

Nach oben scrollen