The Walking Dead: Daryl Dixon – Fantastisches Spinoff mit Abstrichen [ Horror | Thriller | Action ]

Kein Franchise ist derart Kult, wie The Walking Dead und auch wenn wir zugeben müssen, dass wir Spätzünder waren, wenn es um die Infektion mit dem Zombiefieber geht, suchten wir die Serie massivst. Umso mehr hat es uns gefreut, als mit The Walking Dead: Dead City und The Walking Dead: Daryl Dixon zwei verschiedene Ableger produziert wurden. Letzterem, bei dem Kultfigur Daryl Dixon im Zentrum des Geschehens steht, widmen wir uns hiermit.

Die Reise eines Helden: Daryl Dixon in Frankreich

The Walking Dead: Daryl Dixon nimmt uns mit auf eine faszinierende Reise, die zeigt, dass Daryl Dixon in Frankreich nicht der gleiche Daryl Dixon ist, den wir aus den USA kennen. Seine ikonische Motorradfahrten wurden gegen einen Buggy eingetauscht, seine legendäre Armbrust gegen eine Angelspeer. Daryl reflektiert über die Opfer seiner Vorfahren, zweifelt an der Existenz Gottes und flirtet ein wenig. Diese neue, sanftere Version des einstigen Draufgängers, der über elf Staffeln hinweg so viel mehr wurde, wird von Norman Reedus meisterhaft dargestellt. Reedus integriert die neuen Charakterzüge einfühlsam und bewahrt dabei seinen typisch lakonischen Charme.

Daryl Dixon ist nicht das Problem in seiner Titularshow — die Probleme liegen fast überall sonst. Das The Walking Dead-Franchise hat seit langem mit einem Mangel an Einsätzen zu kämpfen, selbst wenn die Zahl der Nebencharaktere und neuen Bösewichte stetig zunimmt. Und das ändert sich auch in Daryl Dixon nicht, das die meiste Zeit seiner sechs Episoden langen ersten Staffel damit verbringt, offensichtliche Charaktermotivationen zu übererklären, während die mysteriös interessanten im Dunkeln bleiben.

Ein visuell beeindruckendes Setting

Bevor wir jedoch in die Mängel eintauchen, muss betont werden, dass Daryl Dixon zweifellos von seiner neuen Umgebung profitiert und einige beeindruckende Aufnahmen der verlassenen französischen Landschaft sowie kreative, groteske Darstellungen von Zombies bietet. Die ersten Episoden, die die Welt aufbauen, betonen das französische Flair und bieten unter anderem eine faszinierende Darstellung des hedonistischen Nachtlebens in Paris. Neue Zombie-Varianten und schockierende Szenen mit wiederbelebter Anatomie tragen zur visuellen und atmosphärischen Faszination bei. Trotz all dieser visuell ansprechenden Elemente bleibt jedoch das Gefühl, dass wir all das schon einmal gesehen haben – entweder im The Walking Dead-Franchise oder in ähnlichen Zombie-Serien.

Eine komplexe Handlung mit bekannten Themen

Die Serie beginnt mit der Frage, wie Daryl, den wir zuletzt im Finale von The Walking Dead gesehen haben, an einem Strand in Frankreich gestrandet ist. Rückblenden klären dies nach und nach auf, während Daryl sofort lokale Spannungen als „der Amerikaner“ verstärkt. Die Nonne Isabelle, gespielt von Clémence Poésy, pflegt Daryl gesund und erklärt ihm, dass sein Erscheinen schicksalhaft ist: Er soll den jungen Laurent, den die Nonnen und eine Widerstandsgruppe für den „neuen Messias zur Rettung der Menschheit“ halten, beschützen.

Die Herausforderung, Laurent zu einem sicheren Ort im Norden Frankreichs zu bringen, wird durch eine faschistische Miliztruppe erschwert, angeführt von Codron (Romain Levi) und der Mussolini-artigen Madame Genet (Anne Charrier), die ihre eigenen Pläne für den immer bekannter werdenden Laurent haben. Doch natürlich stimmt der gutherzige Daryl zu, und auf dem Weg begegnen er, Laurent, Isabelle und die Nonne Sylvie (Laïka Blanc-Francard) Menschen, deren Überlebensmethoden die Anpassungsfähigkeit der Zivilisation widerspiegeln, darunter eine selbstversorgende Gruppe von Kindern und ein geschickter Unternehmer (ein untergenutzter Adam Nagaitis) in einer gemütlichen Partnerschaft mit Madame Genet.

Ein neues Ensemble, aber alte Probleme

Die Premiere „L’âme Perdue“ verlässt sich klugerweise auf Reedus’ zerfurchtes Gesicht und seine ausdrucksstarken Augen, um uns durch große Teile von dialogfreien oder rein französisch gesprochenen Szenen zu führen. Seine sarkastischen Dialoge durchbrechen die Gewissheit der Nonnen, dass die Kraft ihres Gebets die zwölf Jahre währende Apokalypse eines Tages umkehren wird. Danach jedoch, wenn Daryl Dixon sich auf andere Mitglieder dieses Ensembles konzentriert, setzt sich ein unregelmäßiger Rhythmus ein, der zwischen den verschiedenen Gruppen hin- und herspringt, und die oft undurchsichtigen Charaktermotive sorgen für ein Gefühl der allgemeinen Unsicherheit.

Offene Fragen und die Problematik der Einsätze

Die Ambiguität der Fragen, ob Laurent tatsächlich übernatürliche Fähigkeiten der Empathie und Güte besitzt, was Madame Genet mit Zombies vorhat, die super schnell und super stark sind, und warum niemand neugierig ist, warum Frankreichs Zombies jetzt säurehaltiges Blut haben, bleibt bis in die zweite Staffel bestehen. Diese Unklarheit führt zu einem Mangel an greifbaren Einsätzen, was besonders auffällt, da bestimmte Elemente von Daryl Dixon an andere Serien wie Station Eleven und The Last of Us erinnern. Alle drei Serien operieren innerhalb eines gemeinsamen Subgenres, daher ist es verständlich, dass Daryl Dixon’s Gemeinschaft von Plündererkindern an Station Eleven’s kostümierte Kinder erinnert oder Laurents Verwirrung über seine Herkunft und seine Bestimmung Parallelen zu Ellies ähnlicher Selbstbetrachtung in The Last of Us aufweist.

Recycling statt Innovation

Doch weil Daryl Dixon diese erkennbaren Elemente nicht auf eigene Weise weiterentwickelt, wirken diese Anleihen eher recycelt als erneuert. Und so leicht sehenswert Reedus in dieser Rolle auch ist, diese Beobachtung gilt auch für seinen Charakter – seine Grobheit gemildert durch Selbstlosigkeit, seine Einfallsreichtum gepaart mit Mitgefühl und seine Gewaltausbrüche im Dienst des Schutzes anstelle von Aggression sind Schlagworte, die wir seit über einem Jahrzehnt gesehen haben. Daryl Dixon gibt dem Charakter neue Accessoires und neue Gegenüber, aber es ändert nicht die Formel der Erzählung, in der er seit Jahren feststeckt. Diese Fahrt mag anders sein, aber das The Walking Dead-Franchise dreht sich immer noch im Kreis.

Hoffnungsschimmer für die Zukunft des Franchise

Trotz einiger Schwächen bietet The Walking Dead: Daryl Dixon genug frische Ansätze und interessante Handlungsstränge, um die Fans neugierig auf die kommende zweite Staffel zu machen. Die Serie zeigt, dass es noch Potenzial gibt, das The Walking Dead-Universum weiter auszubauen und zu erneuern. Wir dürfen gespannt sein, ob zukünftige Ableger, insbesondere der geplante mit Rick Grimes und Michonne, die hohe Messlatte von Daryls Reise übertreffen können.

Die Serie bringt uns zurück zu den Wurzeln von The Walking Dead und erinnert uns daran, warum wir uns in diese düstere, aber faszinierende Welt verliebt haben. Mit beeindruckenden Landschaften, einem neuen kulturellen Kontext und einem weiterhin charismatischen Norman Reedus, der die Serie trägt, bleibt Daryls europäisches Abenteuer ein Muss für Fans. Es bleibt zu hoffen, dass die kommenden Staffeln und Ableger das Potenzial des The Walking Dead-Universums weiter ausschöpfen und uns neue, spannende Geschichten liefern, die uns ebenso fesseln wie die Originalserie.

Und Dennoch: Fantastische TWD Unterhaltung:

Insgesamt liefert The Walking Dead: Daryl Dixon eine faszinierende, wenn auch nicht perfekte Erweiterung des geliebten Zombie-Franchises. Mit beeindruckenden Landschaften, einem neuen kulturellen Kontext und einem weiterhin charismatischen Norman Reedus, der die Serie trägt, bleibt Daryls europäisches Abenteuer ein Muss für Fans. Es bleibt zu hoffen, dass die kommenden Staffeln und Ableger das Potenzial des The Walking Dead-Universums weiter ausschöpfen und uns neue, spannende Geschichten liefern, die uns ebenso fesseln wie die Originalserie.

Mehr zur Serie im Netz:

The Walking Dead: Daryl Dixon bei Amazon Prime:
https://www.amazon.de/gp/video/detail/B0CH11N838/ref=atv_dp_share_cu_r

The Walking Dead Daryl Dixon bei Magenta TV:
https://www.telekom.de/unterhaltung/serien-und-filme/original-und-exklusivserien/the-walking-dead-daryl-dixon