Vom Kult-Hit zum Propagandainstrument: Wie Rechtsextreme Gigi D’Agostinos „L’amour Toujours“ missbrauchen und ihrer Ideologie damit widersprechen

Wenn wir bei Sonic Realms stets eine Sache predigen, dann ist es Miteinander und Menschlichkeit. Machen uns doch gerade unsere Unterschiede erst interessant. Lustig wird es, wenn besoffskis auf Sylt einen AUSLÄNDISCHEN Dance-Pop-Hit dafür verwenden, ihre krude Vorstellung der eigenen (eingebildeten) Überlegenheit zum Ausdruck bringen. Wir kennen es: Wer nichts kann und wer nichts ist, bildet sich etwas auf seine Herkunft, oder auf seine sexuelle Orientierung ein. Um sich selbst zu erhöhen, werden dann andere klein gemacht. Im Netz war einfach nur was von Party Stimmung zu lesen. NATÜRLICH…. Ironie Aus…. Party lel. Missbrauchsopfer: der Party-Hit „L’amour Toujours“ von Gigi D’Agostino

Gigi D’AgostinosL’amour Toujours“ stürmte Anfang der 2000er Jahre die Charts und wurde zu einem unvergesslichen Sommerhit. Die eingängige Melodie und das Thema der großen Liebe machten den Song weltweit bekannt. Über 750.000 verkaufte Singles und hunderte Millionen Aufrufe auf YouTube und Spotify zeugen von seiner anhaltenden Beliebtheit. Doch leider hat dieser einst harmlose Hit eine besorgniserregende Wendung genommen.

Stolze Deutsche nehmen Ausländischen Hit als Parolenbegleitung – Welch‘ Ironie!

In letzter Zeit wird „L’amour Toujours“ vermehrt von rechtsextremen Gruppen für ihre Zwecke missbraucht. In sozialen Netzwerken, besonders auf TikTok und Instagram, tauchen immer mehr Videos auf, in denen die Melodie des Songs mit fremdenfeindlichen Parolen unterlegt wird. Anstelle des ursprünglichen, textlosen Refrains singen nun Jugendliche und junge Erwachsene Parolen wie „Deutschland den Deutschen, Ausländer raus“. Diese Slogans stammen ursprünglich aus der Neonazi-Szene der 1980er Jahre und erleben nun eine beunruhigende Renaissance.

Ein besonders verstörendes Beispiel ist ein Video aus einer Bar auf Sylt, in dem Gäste den fremdenfeindlichen Refrain singen und dabei teilweise den Hitlergruß zeigen. Dieses Video ist Teil eines größeren Trends, der vor einigen Monaten bei einem Dorffest in Bergholz, Mecklenburg-Vorpommern, begann. Dort wurden Besucher dabei gefilmt, wie sie dieselbe Parole zu D’Agostinos Lied skandierten. Dieses Video verbreitete sich schnell im Internet und sorgte für Aufsehen, da angeblich auch der Sohn des Bürgermeisters beteiligt war.

Seitdem hat sich die Melodie von „L’amour Toujours“ zu einem Symbol der rechten Szene entwickelt. Besonders auf TikTok verbreiten einschlägige Accounts regelmäßig Videos von Partys oder Volksfesten, auf denen die fremdenfeindlichen Parolen gesungen werden. Auch werden oft irreführende Statistiken über Migrantenkriminalität gezeigt, untermalt von der unveränderten Melodie des Hits – ein subtiler Hinweis an die rechte Community.

Die Neue Rechte nutzt diese Strategie gezielt. Durch die Verbreitung der eingängigen Melodie und der damit verbundenen Parolen versuchen sie, ihre Ideologie in der Gesellschaft zu verankern. Ein prominentes Beispiel ist der rechtsextreme Aktivist Martin S., der in einem Video beiläufig „L’amour Toujours“ im Hintergrund laufen ließ, während er ankündigte, die deutsche Grenze zu überschreiten.

Get brainwashed or better Brainfucked?

Die Taktik der Neuen Rechten unterscheidet sich deutlich von der aggressiveren Vorgehensweise früherer Neonazis. Sie setzen auf subtile und unterschwellige Methoden, um ihre Botschaften zu verbreiten und die gesellschaftlichen Normen nach rechts zu verschieben. Der Publizist Karlheinz Weißmann beschrieb dies als „politischen Mimikry“ – eine Strategie, bei der die Ideologie durch vermeintlich harmlose Aktionen und Inhalte verbreitet wird.

Wo Meinungsfreiheit aufhört und die Party zuende ist.

Es gibt einen bekannten Spruch: „Der neue Faschismus wird behaupten, für Meinungsfreiheit zu sein.“ Genau diese Aussage spiegelt sich im aktuellen Vorfall auf Sylt wider. In den Kommentaren verbreiten ahnungslose Post-Millennials und Holocaust-Verharmloser ihre Ansichten über Meinungsfreiheit und behaupten, es handele sich lediglich um Party-Stimmung. Obwohl wir nicht wissen, wie unsere Leser darüber denken, möchten wir dies nicht unkommentiert lassen. Unsere Position ist klar: Man braucht keine rassistischen und pauschalisierenden Parolen, um eine gute Party zu feiern.

Ein Blick zurück auf die Technoszene der 1990er Jahre zeigt, dass es damals anders war. Man feierte, hatte Spaß und es spielte keine Rolle, ob jemand Deutscher, Migrant, hetero-, bi- oder homosexuell war – alle waren Teil einer großen Familie. Ähnlich wie in den 60ern und 70ern war das Motto der zeitlosen Musiksubkultur: Love, Peace und Harmonie.

Wir wünschen uns, dass diese Werte wieder zum Mainstream werden. Sven Väth, wenn du das liest, eröffne einen neuen Club! Wir brauchen dich – (nicht nur) auf Sylt!

Revolution? Wohl eher Rückentwicklung

Akteure wie die Identitäre Bewegung sehen sich als Vorreiter einer „patriotischen Revolution“ und versuchen, die Mitte der Gesellschaft zu beeinflussen, um schließlich extreme rechte Positionen zu etablieren. Der Missbrauch von „L’amour Toujours“ ist dabei ein effektives Mittel, um diese Ziele zu erreichen. Was als harmloser Spaß erscheint, kann langfristig dazu führen, dass menschenverachtende Parolen in der Gesellschaft normalisiert werden.

Diese Entwicklung zeigt, wie wichtig es ist, wachsam gegenüber der Instrumentalisierung von Popkultur durch extremistische Gruppen zu bleiben und aktiv gegen die Verbreitung solcher Ideologien vorzugehen. Es liegt in der Verantwortung der gesamten Gesellschaft, solche Tendenzen frühzeitig zu erkennen und zu bekämpfen.

Seit der Pandemie wird der gesellschaftliche Ton immer rauer

Seit der Corona-Pandemie hat sich der gesellschaftliche Ton deutlich verschärft. Die Krise hat nicht nur gesundheitliche und wirtschaftliche Herausforderungen mit sich gebracht, sondern auch das soziale Miteinander auf eine harte Probe gestellt. Anstand, Moral und Respekt scheinen immer mehr in den Hintergrund zu rücken. Aggressive und polarisierende Diskussionen prägen zunehmend das öffentliche Leben und soziale Medien, während Empathie und Verständnis füreinander verloren gehen. Dieser Trend zeigt sich nicht nur in politischen Debatten, sondern auch im Alltag, wo das gemeinschaftliche Gefühl und die gegenseitige Rücksichtnahme zunehmend schwinden. Während ein jeder dennoch auf seinen Anteil des Respektskuchen pocht.

Sollte sich hier jemand angegriffen fühlen

Weißen wir hier mal auf die angeblich ach-so geschätzte Meinungsfreiheit hin, mit der die Parolenaktion gerechtfertigt werden soll. Wir sind weder Links, schon gar nicht Linksextrem, sondern streben lediglich nach einer offenen und emphatischen Welt und einem Miteinander. Ist dir das zu Links, bist du wohl fernab der Realität.

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