Der letzte ‚Lauschangriff’ von ‚Easy Monday’, der sich um Musik im Boarischen Slang gedreht hat, liegt schon etwas länger zurück. Genauer gesagt zuletzt im Februar 2024 mit „Vibesbilder in schwarzweiß“ von STEFFI BAUER. Während es mich mit besagter Scheibe damals mit Herz und Seele tief in die Singer/Songwriter-Ecke gezogen hat, geht’s mit „Alte Liebe“, dem brandneuen Album von GSINDL mit viel Augenzwinkern und nicht minder wenig Tiefgang wieder Vollgas Richtung Rock’n’Roll.
Dieses Faktum untermauert der Sechszylinder aus Neufarn gleich zu Beginn ihres mittlerweile 8ten Studioalbums mit dem mächtig dampfenden Opener „A lange Sommernacht“, der sofort gute Laune verbreitet. Und dieser Zustand hält ohne jegliche Unterbrechung bis zum letzten Takt an. Egal ob man nun den Klängen von „Auf den Sack“, das sich irgendwo zwischen dem Swing a la ZWECKINGER und der Rotzigkeit der Isar-Punker RAMONAS abspielt, oder der lässigen Unzufriedenen-Hymne „Wer dauschd sei Lebn mit mir?“, als auch dem Titeltrack aufmerksam und verschmitzt lauscht. Mit letzterem hält die Band um Sänger Konrad Brummer der Generation Ü50 (also der unsrigen 😜) mit gehörig viel Augenzwinkern, aber stellenweise auch sehr bissig, ganz ungeniert den Spiegel vor. Ein „Verkacktes Mitmachliad“ sorgt nicht nur für einen heftigen Lacher, sondern auch für einen ironischen Seitenhieb. Mit diesem Song, der sowohl rockige als auch Reggae-, Polka- und Brass-lastige Elemente scheinbar spielend in sich vereint, nehmen GSINDL sich und ihre Fans schwungvoll auf den Arm. Diese Nummer dürfte auf Gigs nicht nur mächtig abgehen, sondern eignet sich auch noch hervorragend zur Bandvorstellung. Außerdem gehört „Einen Scheiss muass I“ mit zu meinen Favoriten, denn der Song stellt für mich persönlich den perfekten Soundtrack zu meinem absoluten Lieblingsbuch „Einen Scheiß muss ich“ von TOMMY JAUD dar. Dass GSINDL, ein ganz gewitztes Gespür dafür haben, internationale Hits und Kultnummern mit einem bayrischen Text zu versehen, der natürlich mit dem Original nichts gemein hat, hat die Band ja schon des Öfteren pfiffig-rockig unter Beweis gestellt. So auch gleich auf „Alte Liebe“ satte dreimal hintereinander. Mit dem ersten Streich haben sie sich den PLASTIC BERTRAND-Tanzflächen-Füller „Ca Plane Pour Moi“ (1978) vorgeknüpft. Im Vergleich zur deutschen Fassung („Fly Robin Fly“) mit der BENNY SCHNIER Ende der 70er einen kleinen Hit landen konnte, hat die bayrische Version „Maibaam Neufarn“ richtig Feuer unterm Hintern. Apropos Feuer, wie schon vor vielen Jahren die Brass-Rocker von HEIMATDAMISCH, haben auch GSINDL den BLOOBHOUND GANG-Klassiker „Fire Water Burn“ in einem tiefsarkastisch bayrischem Sprachmeer getränkt. Wobei, wenn man es ganz genau nimmt, ist bereits auch die Aufnahme der US-HipHop-Rocker eine Coverversion, denn das Original („The Roof Is On Fire“/ 1984) stammt von ROCK MASTER SCOTT & THE DYNAMIC THREE. Und wie es den Anschein hat, wissen GSINDL einen echten BLOODHOUND GANG-Freak in ihren Reihen, denn gleich mit dem nächsten Song hat die Band den Smasher „Foxtrott, Uniform, Charlie, Kilo“ eigenen Angaben zufolge Wortwörtlich ins Bayerische übersetzt und distanziert sich somit nachdrücklich vom textlichen Inhalt der Nummer. Mit der abschließenden Nummer „De Bestn“ bedanken sich die Spezln Konrad Brummer (Gesang), das Gitarrenduo Thomas Reischl und Tim Hölter, Tastenmann Andreas Eschbaumer sowie die pulsierende Rhythmus-Fraktion bestehend aus Robert „Bobbel“ Zollner am Bass und Schlagzeuger Georg Baumann anhand von Zitaten verschiedener Songtitel aus ihrer mittlerweile 30 Jahre andauernden Karriere bei ihren treuen Fans bzw. Freunden. Dabei nehmen sich GSINDL selbst nicht allzu wichtig, sondern lassen ihre innige Anhängerschaft kräftig hochleben.
Fazit: GSINDL haben mit „Alte Liebe“ nicht nur ein sehr unterhaltsames, sondern auch sehr feines Album veröffentlicht, und auf den eh schon sehr hörenswerten Vorgänger „Gsindlsuperdinger“ – getreu ihrem Band-Motto ‚Laut, blaed und wuid’ – nochmals ‚a machtige Schaufe’ draufgelegt. Wobei ich der Meinung bin, dass nach drei erfolgreichen Jahrzehnten der Leitsatz eher ‚Laut, ausg’fuxd und wuid’ heißen sollte.
In diesem Sinne, auf die nächsten 30 Jahre 😜
Die Wertung
Gesamt: 8,5/10
Mehr zu GSINDL im Netz:
GSINDL – Die offizielle Website:
https://www.gsindl.de
GSINDL bei Facebook:
https://www.facebook.com/Gsindl
GSINDL bei Spotify anhören: