Neopera: Mit „Eternal Source“ zur klanglichen Vollendung zwischen Klassik und Metal (Musikplaylist) [ Symphonic Metal | Female Fronted Metal | Metal ]

Die Hamburger Formation Neopera ist längst kein Geheimtipp mehr, wenn es um anspruchsvollen Symphonic Metal geht. Seit ihrer Gründung im Jahr 2011 stehen sie für musikalische Konzepte, die über Genregrenzen hinausgehen. Ihr charakteristischer Sound verbindet klassische Kompositionskunst mit orchestraler Breite und metallischer Härte – getragen von beeindruckendem Gesang und aufwendig gestalteten Arrangements. Mit dem neuen Album „Eternal Source“ liefert die Band nun ein Werk ab, das diese Merkmale nicht nur beibehält, sondern auf eine neue, künstlerisch herausfordernde Ebene hebt.

Hört hier das Meisterwerk Eternal Source von Neopera

Ursprünglich als Bühnenprojekt für die Internationalen Händel-Festspiele 2024 ins Leben gerufen, entwickelte sich „Eternal Source“ zu einem vollständigen Studioalbum, das den Geist barocker Musik in einem modernen Sounduniversum neu aufleben lässt. Der kreative Motor hinter dem Projekt ist nach wie vor Jörn Schubert, dessen kompositorische Vision trotz gesundheitlicher Einschränkungen ungebrochen ist. Zusammen mit seiner Band hat er ein Werk geschaffen, das sowohl musikalisch als auch emotional tief unter die Haut geht.

Zwischen Dramatik und Eleganz: Der Einstieg

Schon der erste Track „Overture“ macht deutlich, dass Neopera mit „Eternal Source“ große Klangbilder zeichnen wollen. Die Einleitung baut sich langsam auf – mit feinen orchestralen Linien, die in ein markantes Riff münden. Es ist ein kraftvolles Statement, das die Handschrift von Schubert sofort erkennen lässt: cineastisch gedacht, komplex komponiert, emotional aufgeladen.

Nahtlos daran anschließend entfaltet „Lost Myself“ sein Potenzial. Der Song besticht durch ein intensives Zusammenspiel aus treibender Rhythmik, orchestraler Wucht und einem Wechselspiel der Stimmen, das kaum präziser inszeniert sein könnte. Die growlenden Passagen von Denis Filimonov und der klare Sopran von Wiebke Krull ergänzen sich auf eindrucksvolle Weise – kontrastreich, aber niemals disharmonisch.

Im Songwriting fällt auf, wie detailverliebt die einzelnen Ebenen ineinandergreifen. Bassist (und gutturalstimme) Denis Filimonov und Schlagzeuger Florian Karbaum liefern ein solides rhythmisches Fundament, das auch bei komplexeren Taktwechseln nie den Fluss verliert. Die orchestralen Elemente klingen organisch, nicht aufgesetzt – was die Stärke von Neopera einmal mehr unter Beweis stellt: Sie schreiben nicht über klassische Musik, sie leben sie im Metal-Kontext.

Ein Album mit vielen Facetten

A Dawning Day“ zeigt die melodische Seite der Band, ohne an Wucht zu verlieren. Die Mischung aus Streicherflächen, treibendem Schlagzeugspiel und hymnischem Refrain sorgt für eine mitreißende Atmosphäre. Besonders hervorzuheben ist die starke Gesangslinie im Mittelteil, bei der sich Krull und Schuck zu einem klanglich fesselnden Wechselgesang vereinen.

Mit „Symphony of Hope“ wird ein Song präsentiert, der inhaltlich wie klanglich eine positive Wendung andeutet. Hier begegnen sich filigrane Melodiebögen und kraftvolle Rhythmen in perfekter Symbiose. Die Instrumentierung ist klar strukturiert, das Arrangement feinsinnig. Vor allem die orchestralen Synthesizer, kombiniert mit der punktgenauen Gitarrenarbeit von David Wieczorek, bringen eine cineastische Tiefe in den Track, die emotional stark wirkt, aber nie kitschig wird.

Einen deutlich dunkleren Akzent setzt „When Night Falls“. Der Song konfrontiert den Hörer mit massiven Gitarrenwänden und einem kraftvollen Dreiklang aus gutturalem Gesang, klarem Tenor und weiblichem Alt. Die Gesangsschichten bauen sich auf, durchdringen sich, kämpfen und versöhnen sich – eine dynamische Erzählung in Klangform.

Ruhige Momente mit großer Wirkung

Mit „A Dream Of You“ betreten Neopera ruhigeres Terrain. Eine sanfte Melodielinie eröffnet das Stück, getragen von klassischen Instrumenten. Krull’s Stimme steht im Vordergrund, untermalt von feinen Harmonien, die sich langsam zu einer ergreifenden Ballade aufbauen. Ab dem Mittelteil nimmt der Song Fahrt auf, steigert sich mit gezieltem Gitarreneinsatz und wird zum emotionalen Höhepunkt des Albums. Das Solo am Ende wirkt wie ein Nachklang innerer Unruhe – subtil, aber wirkungsvoll.

The Forlorn Child“ beginnt mit zarten Holzbläsern, bevor sich der Song zu einem sinfonischen Sturm entwickelt. Hier zeigt die Band erneut ihre Stärke: große Emotionen mit musikalischer Komplexität zu verbinden, ohne dabei an Eingängigkeit zu verlieren. Besonders gelungen ist der stufenweise Aufbau der Dynamik – vom zerbrechlichen Beginn bis zum kraftvollen Finale.

Auch „A Sign Of Light“ und „Equilibria Forever“ setzen auf das bewährte Klangkonzept, ohne sich zu wiederholen. Hier treffen erneut schwere Gitarrenriffs auf orchestrale Opulenz. Die Wechsel zwischen den gesanglichen Ausdrucksformen sind fließend und dramaturgisch sinnvoll gesetzt.

Das abschließende „Postludium“ rundet das Album mit einem choralen Finale ab. Die Harmonie der Stimmen, getragen von orchestralem Unterbau, wirkt wie ein Nachhall des gesamten Albums – eine letzte, feierliche Verbeugung vor dem musikalischen Erbe Händels und gleichzeitig ein selbstbewusster Schlussstrich unter ein modernes Kunstwerk.

Ein mutiger Schritt nach vorn

Eternal Source“ ist ein Album, das sich nicht in Schubladen pressen lässt. Neopera beweisen mit diesem Werk nicht nur ihr kompositorisches Können, sondern auch Mut zur künstlerischen Weiterentwicklung. Die Entscheidung, barocke Musik mit Metal zu verbinden, ist keineswegs neu – doch so konsequent und hochwertig wie hier wurde sie selten umgesetzt.

Was dieses Album besonders macht, ist nicht nur die technische Finesse, sondern die emotionale Glaubwürdigkeit. Nichts wirkt erzwungen, alles ist durchdacht und stimmig. Jörn Schubert hat mit „Eternal Source“ ein Werk geschaffen, das sowohl musikalisch beeindruckt als auch emotional berührt – getragen von einer Band, deren Mitglieder ihr Handwerk nicht nur beherrschen, sondern es mit Leidenschaft ausfüllen.

Unsere Wertung:

➤ Songwriting: 9 von 10 Punkten
➤ Komposition: 10 von 10 Punkten
➤ Musikalische Fähigkeit: 9 von 10 Punkten
➤ Produktion: 9von 10 Punkten

➤ Gesamtwertung: 8,5 von 10 Punkten

Unser Fazit:

Mit „Eternal Source“ setzen Neopera ein künstlerisches Ausrufezeichen. Es ist ein Album für Musikliebhaber mit Anspruch – kraftvoll, gefühlvoll und auf jeder Ebene überzeugend.

Mehr zu Neopera im Netz:

Neopera – Die offizielle Webseite:
https://www.neopera.com/

Neopera bei Instagram:
https://www.instagram.com/neopera_official/

Neopera bei Spotify anhören:
https://open.spotify.com/artist/0KbZmO8BGgR1cwh9YpmvTx

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