Black Metal ist Krieg! Diesen Spruch haben die legendären Norweger von Immortal in den vergangenen Jahren wohl etwas zu ernst genommen. Doch Moment mal? Wird ihre Berechtigung im Black Metal nicht kontrovers diskutiert? Manche bevorzugen es, diese unsterblichen Metal-Brecher als Extreme Metal oder sogar Holocaust Metal (Nein, das wäre keine Nice Sache!) zu bezeichnen. Jedenfalls gab es in den letzten Jahren einige Streitereien bei Immortal. Der einstige Frontmann Abbath wurde den Herren Demonaz und Horgh wohl zu faul und zudem versuchte er sich die Markenrechte zu sichern, weshalb er 2015 seine Solokarriere startete. Nun ja, man sollte eigentlich aus solchen Dingen lernen, oder? – Falsch gedacht! Denn auch Horgh und Demonaz hatten 2019 ähnliche Zwistigkeiten, wodurch Horgh dann die Diva spielte und die Band verließ. Nun kämpft Demonaz als Einzelkämpfer und präsentiert das nunmehr zehnte Studioalbum War Against All – (Black Metal ist Krieg und so) veröffentlicht über Nuclear Blast.
Nun ist es so, dass Demonaz alleine als reine Ein-Mann-Armee weitermacht und das Ergebnis können wir mit dem neuen Album War Against All hören, ein Name, der im wahrsten Sinne des Wortes Programm zu sein scheint. Immortal sind mir schon seit 1999 bekannt, als das Patenkind meiner Mutter mir eine Kopie des damals neuen Albums At The Heart Of Winter schenkte. Zum Leidwesen meiner Frau Mama war ich, der damals nur den Heavy Metal huldigte, im wahrsten Sinne des Wortes wie weggeblasen von dieser Energie und Brachialität, welche Abbath und co. damals ablieferten…. Doch lassen wir nun mal die billigen Anspielungen und langweiligen Anekdoten, die kaum jemanden jucken werden weg und widmen uns der musikalischen Darbietung, welche Demonaz hier uns gänzlich im Alleingang serviert.
Brachial ist das Stichwort, denn wenn man den Titelsong hört, der sich direkt am Anfang des neuen Albums befindet, hört man eines: Immortal ist wild und hungrig nach mehr! Ohne Umschweife legt Demonaz los und liefert unter Doublebass-Drums und kraftvollem Einschlag ein beeindruckendes Brett, das den Headbangenden unter euch ordentlich den Nacken verrenken wird. Das dargebotene Material ist authentischer Extreme Metal und technisch auf gewohnt hochwertigem Niveau. Allerdings bleibt kein markantes Riffing so richtig hängen, das sich direkt ins Ohr bohrt. Der Refrain, der lediglich aus drei Worten besteht, ist nicht unbedingt bemerkenswert und bleibt auch nicht im Gedächtnis, da hilft auch die Fingerfertigkeit nicht darüber hinweg.
Thunders Of Darkness setzt hingegen kontinuierlich Akzente in Bezug auf Unruhe und Brachialität. Es wird von progressiven Breaks unterbrochen, die ordentlich grooven und rhythmisch daher kommen. Hier zeigt Demonaz etwas Variation, und obwohl die Riffs eingängig sind, ziehen sie ordentlich mit. Stampfend und energiegeladen zieht Immortal hier das typische Programm durch. Warped eröffnet dagegen mit einer stampfenden Art im mittleren Tempo und im 4/4-Takt. Es präsentiert eine Mischung aus vernünftig strukturierten Drums und kraftvollen Doublebass-Einsätzen, die hier und da Aufsehen erregen. Ab der zweiten Minute wird Demonaz zum ersten Mal für einen kurzen Moment ungewohnt sanft und spielt eine kurze, prägnante Gitarrenmelodie ohne Verzerrung ein, die jedoch schaurig schön und düster ist. Dann bricht das Gewitter wieder über euch und der Doublebass-Midtempo-Stampfer setzt seinen Weg fort und verdoppelt zeitweise in Sachen Schlagzeugspiel sein Tempo. Ein Song, der sicher einen Platz im schwarzen Herzen der hiesigen Fans der Norweger finden wird.
No Sun ist genau das, wie man Immortal kennt und liebt! Ein Doublebass-Drum-Gewitter schleudert ein düsteres Riff der Stromgitarre heraus, bis der Song kurz darauf zum Midtempo-Stomper wird, der gewohnte Qualität präsentiert und auch Rifftechnisch einige Überraschungen parat hält. Er klingt nach absoluter Trauer und Finsternis. Hier lässt Demonaz die DNA der früheren Immortal deutlicher durchscheinen. Die lyrischen Inhalte unterstützen diese These überdeutlich, da sie sich mit dem Bösen und natürlich der kalten Jahreszeit befassen. Schnörkel mit Double-Bass-Drums zieren das Arrangement, und disharmonische Leadgitarren runden das Ganze ab.
Return To Cold eröffnet mit einem fantastischen Ambiente, bei dem Demonaz nicht nur in die inspirierende Sounddesign-Kiste greift, sondern erneut mit einer ordentlich stampfenden Songstruktur überzeugt. Hallige Gitarren und Synth-Flächen stimmen den Zuhörer auf ein Songmaterial ein, das sich mit dem Whiteout-Phänomen auseinandersetzt und in seiner Grundessenz aus Eingängigkeit und Inspiration besteht. Natürlich gibt es hier hektische Tempowechsel und ordentlich zweifach Bassdrum.
Nordlandihr eröffnet dann mit einer unverzerrten Gitarre, wobei dies das falsche Wort ist, denn sie ist dennoch übersteuert. Hierbei wird ein fantastisches Instrumentalstück vorgeführt, bei dem der Extreme Metalhead sich direkt in den dargebotenen Riffstrukturen verliert und alles um sich herum vergisst.
Bei Immortal ist dann der Name jedoch Programm. Ordentlich Dampf lässt Demonaz bei diesem Song ab und lässt alle Erwartungen der Fans in Freude umschwenken, denn hier präsentiert Immortal ein typisches Stück, welches die Essenz zum Besten gibt, welche Immortal ausmachen. Fantastisches Songwriting, perfektionistische Kompositionen und Blashyrkh ist dann der abschließende Song, mit welchem sich Immortal verabschieden. Mit den Bands ist es immer so eine Sache. Probieren Sie neues, könnten sie Fans verlieren, wiederholen sie sich, könnte man es als Langweilig empfinden, doch mit War Against All ist es Demonazdurchaus gelungen, sich selbst treu zu bleiben und doch frischen Wind in die Schnee-Fantasy-Welt Immortal’s zu blasen. Hier bekommt der Fan ordentlich was geboten! – TOP!
Fazit 8 von 10: Bis auf wenige Abstriche gelingt es Immortal auch hier wieder Klarzustellen: Black Metal ist Krieg und in diesem Falle…. Verdammt geiler!
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