Seit einiger Zeit begleitet uns die legendäre Würzburger 90’s Punkband Coma Beach. Mit der Neuauflage ihres Debütalbums The Scapegoat’s Agony, das 1995 auf Impact Records veröffentlicht wurde, haben die Punkphilosophen ein ergreifendes Werk erschaffen, das sich inhaltlich mit den literarischen Werken des Samuel Beckett auseinandersetzt und offenlegt, wie tiefgründig und philosophisch Punk sein kann. Auf die Veröffentlichung des gelungenen Albums folgten einige Singleauskopplungen, von der nun „Extreme Masochist“ die Vierte ist, Titel neun des Albums.
Roher Punkrock mit Tiefgang
Coma Beach verkörpert Punk, wie er sein sollte. Als eine der wenigen deutschen Punkbands, die ihre Songtexte international in englischer Sprache verfassen, zeichnen sie sich durch einen rauen Punksound und lyrische Finesse aus. In den Grundfesten von „Extreme Masochist“ steht das zielstrebige Schlagzeugspiel von M. Lecter, der im mittleren Tempo ein tightes Spiel präsentiert. Bassist Uwe Terror und die beiden Gitarristen Captain A. Fear und M. Blunt bilden eine Einheit und präsentieren simplen, aber effektiven Punkrock, der sich hervorragend zum Pogo eignet. Coma Beach spielen hier 3-Akkord-Rock ’n’ Roll der rauen Natur, und so rau ist auch der Gesang von Frontmann B. Kafka, der mit seiner rotzigen, aggressiven Stimme dem Genre gerecht wird. Ein schroffes Gitarrensolo von Captain A. Fear setzt der schmerzerfüllten Nummer die Krone auf. Wie schrottig? Genau! Das ist gottverdammter Punk, und das muss so!
Die Reise ins Innere des Schmerzes
Im Song „Extreme Masochist“ geht es um die Konfrontation mit der eigenen Verletzlichkeit und den allgegenwärtigen Schmerz des Menschseins. Der namenlose Antiheld durchlebt eine emotionale Katharsis, indem er sich der qualvollen Realität der menschlichen Existenz stellt. Die eindringlichen Bilder von Selbstaufgabe und Leiden dienen als Spiegel für die inneren Konflikte und den Wunsch nach authentischer Erfahrung. Es ist eine Aufforderung, die Illusionen des Alltags zu durchbrechen und sich der rohen Wahrheit des Lebens zu stellen, auch wenn sie schmerzt.
Philosophischer Punk im Einklang mit Beckett
Die Verbindung zu Samuel Becketts Werken ist in The Scapegoat’s Agony allgegenwärtig. Existentialistische Themen wie die Sinnsuche in einer absurden Welt werden aufgegriffen und in energiegeladene Punkmusik übersetzt. „Extreme Masochist“ reflektiert diese Themen, indem es die Absurdität und gleichzeitig die Intensität des menschlichen Daseins beleuchtet. Die Musik von Coma Beach dient hier als Medium, um tiefgründige philosophische Fragen aufzuwerfen und den Hörer zu einer inneren Auseinandersetzung anzuregen.
Unsere Wertung:
➤ Songwriting: 8 von 10 Punkten
➤ Komposition: 8 von 10 Punkten
➤ Musikalische Fähigkeit: 10 von 10 Punkten
➤ Produktion: 8 von 10 Punkten
➤ Gesamtwertung: 8,5 von 10 Punkten
Unser Fazit:
Intensität trifft auf Reflexion
Unter dem Strich bieten Coma Beach mit „Extreme Masochist“ philosophischen Punk, der nicht nur zum Pogo-Tanz einlädt, sondern auch zum Nachdenken anregt. Die Kombination aus rohem Sound und tiefgründigen Texten schafft ein intensives Hörerlebnis, das lange nachhallt und in der Punk-Szene einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Mehr zu Coma Beach im Netz:
Coma Beach bei Instagram:
https://www.instagram.com/coma.beach/
Coma Beach bei Spotify anhören:
https://open.spotify.com/artist/0xktqq74a4oPs3L6ITAGaI