Das Genre des Found Footage wurde durch Klassiker wie The Blair Witch Project begründet. Viele hielten diese Filme, die oft keine teuren Produktionen erhalten für echt, was eine gewisse Faszination mit sich bringt. Das Hauptaugenmerk ist die des kamerabasierten Stilmittels, bei dem der Zuschauer den Eindruck erhält, er schaue authentische, gefundene Aufnahmen – hat sich über die Jahre als feste Größe im Horrorfilm etabliert. Obwohl viele derartige Filme eine ähnliche Erzählweise aufweisen und nicht selten den gleichen Klischees folgen, gibt es gelegentlich einige Werke, die aus der Masse hervorstechen. Der Film „Alien Abduction“ von Regisseur Matty Beckerman zählt unzweifelhaft zu diesen herausragenden Produktionen und zeigt eindrücklich, dass das Genre noch lange nicht ausgeschöpft ist.
Das Found Footage-Genre ist für seine Eindringlichkeit und Realitätsnähe bekannt. Die Kamera wackelt, das Bild rauscht, und der Zuschauer hat oft das Gefühl, selbst mitten im Geschehen zu sein. Gerade diese Intimität macht den besonderen Reiz des Genres aus. Doch wie schafft man es, in einem solch festgefahrenen Genre noch zu überraschen?
Ein Phänomen als Inspiration: Die Brown Mountain Lights
Die Wahl des Hintergrunds und der Mythologie eines Films spielt eine wesentliche Rolle. Der Film „Alien Abduction“ schöpft seine Inspiration aus dem Phänomen der Brown Mountain Lights. Diese geheimnisvollen Lichter, die in seltsamen geometrischen Mustern über den Bergen schweben, bilden den perfekten Ausgangspunkt für eine Geschichte voller Spekulation und Verschwörungstheorie. Einheimische, darunter der charismatische Charakter Sean (dargestellt von Jeff Bowser), sind überzeugt, dass hier etwas Übernatürliches vor sich geht. Die unzähligen mysteriösen Verschwindenfälle in der Region lassen diese Theorie nicht unwahrscheinlich erscheinen.
Der Plot
In „Alien Abduction“ wird das found-footage Genre wiederbelebt, indem die Zuschauer mitten in die unheimlichen Erlebnisse der Morris-Familie während eines Campingausflugs in North Carolinas Brown Mountains geworfen werden. Der autistische Sohn, Riley, hält mit seiner Kamera fest, wie die Familie von unerklärlichen Lichtern am Himmel und einem plötzlich auftauchenden toten Raben aufgeschreckt wird.
Der eigentliche Schrecken beginnt, als sie einen mit verlassenen Autos blockierten Tunnel erreichen und der Vater, Peter, nach einer Begegnung mit einer mysteriösen Lichtgestalt verschwindet. Auf ihrer Flucht begegnen sie Sean, einem Einheimischen, der von den sagenumwobenen „Brown Mountain Lights“ und den damit verbundenen Entführungen erzählt.
Trotz Seans Hilfe können sie den außerirdisch anmutenden Entführern nicht entkommen. Als die Kamera, die ständiger Begleiter von Riley war, schließlich in rasantem Tempo in den Orbit steigt, wird sie später von der U.S. Air Force geborgen, was auf eine größere Verschwörung hindeutet. Am Ende wird Peter ein Jahr nach den Ereignissen verwirrt und traumatisiert aufgefunden, doch das Schicksal seiner Familie und die wahre Natur der „Brown Mountain Lights“ bleiben ein beunruhigendes Mysterium.
Ein einzigartiger Blickwinkel: Durch die Augen eines Kindes
Die Erzählperspektive ist ein weiterer Aspekt, der „Alien Abduction“ so besonders macht. Bei vielen Found-Footage-Filmen fragt man sich oft, warum die Protagonisten in den schlimmsten Momenten weiterfilmen und nicht einfach die Kamera fallen lassen. Beckermans Lösung ist hier so einfach wie genial: Der 11-jährige autistische Junge Riley Morris (Riley Polanski) nutzt die Kamera, um sich mit seiner Umwelt zu verbinden. Dies gibt dem Film nicht nur eine plausible Erklärung für das ständige Filmen, sondern bereichert die Geschichte auch um eine tiefere emotionale Ebene.
Die Kunst des subtilen Horrors
Ein Großteil des Reizes von „Alien Abduction“ liegt in seiner zurückhaltenden Erzählweise. Anstatt den Zuschauer mit Jump-Scares zu bombardieren, setzt Beckerman auf eine ständige unterschwellige Spannung. Die bedrohlichen Lichter, die das Haus der Protagonisten belagern, die schaurigen Geräusche aus dem Wald und die verstörenden Entdeckungen – all das trägt zu einem stetig wachsenden Gefühl des Unbehagens bei.
Eine besonders ergreifende Szene zeigt eine Landstraße, die mit toten Krähen übersät ist – ein Bild, das durch seine stille Einfachheit besticht und den Zuschauer zugleich fesselt und abstößt.
Die Wertung:
- Schauspielerische Leistung: 7 von 10 Punkten
- Handlung: 6 von 10 Punkten
- Spannungsfaktor: 7 von 10 Punkten
- Produktion: 8 von 10 Punkten
- Gesamtwertung: 7 von 10 Punkten.
Das Fazit:
„Alien Abduction„, unter der Regie von Matty Beckerman, erweist sich als eine frische und packende Bereicherung im Found Footage-Genre. Die Verbindung der Brown Mountain Lights-Mythologie mit der spannungsgeladenen Erlebniswelt der Morris-Familie und der ungewöhnlichen Erzählperspektive durch den autistischen Jungen Riley verleihen dem Film eine herausragende Tiefe. Beckermans subtiler Ansatz des Horrors, welcher mehr auf unterschwellige Spannung als auf plakative Jump-Scares setzt, lässt den Zuschauer sowohl fasziniert als auch unruhig zurück.
Eine persönliche Erfahrung mit „Alien Abduction“
Es war an einem dieser Abende, als ich mich entschied, „Alien Abduction“ gemeinsam mit meinem Partner anzuschauen. Als der Abspann über den Bildschirm lief und die Spannung langsam nachließ, wurde mir bewusst, wie sehr der Film mich in seinen Bann gezogen hatte. Ich war froh, nicht allein zu sein. Mein Partner scherzte, er müsse in dieser Nacht besonders auf mich aufpassen – und ehrlich gesagt, ich war ihm dankbar dafür.
Mehr zu Brown Mountain Alien Abduction im Netz:
Brown Mountain Alien Abduction bei Amazon Prime anschauen:
https://www.amazon.de/Brown-Mountain-Abduction-Katherine-Sigismund/dp/B00NMJB09G
Brown Mountain Alien Abduction bei Apple TV:
https://tv.apple.com/movie/brown-mountain—alien-abduction/umc.cmc.71ogjy1kf712urtskf6rjvtt7