Schwierige Zeiten fordern besondere Konzepte und Originalität. Anstatt wütend drauflos zu wettern und den Kopf in den Sand zu stecken, haben BONFIRE schon gleich zu Beginn der Pandemie an Plänen gearbeitet, um trotz anhaltender Konzert- und Tour-Absagen etwas Geld in die schuldlos dahinschwindende Bandkasse zu bekommen. Unterstützt durch eine Crowdfunding-Kampagne haben sie im vergangenen Jahr ihr Bestreben, ein außergewöhnliches Acoustic-Album aufzunehmen, äußerst beherzt in die Tat umgesetzt.
Unter dem Titel „Roots“ haben Bandurgestein Hans Ziller & Co. insgesamt 19 Songs aus acht ausgewählten Studioalben ihrer ellenlangen Bandgeschichte mit sehr viel Liebe zum Detail in ein raffiniert gewobenes Acoutic-Gewand gekleidet. Der Löwenanteil stammt natürlich aus ihrem Erfolgsalbum „Fireworks“, aber auch Songs aus „Point Blank“ („Price Of Loving You“) und dem Konzept-Album „The Räuber“ („Love Don’t Lie“/ Duett mit Lydia Pané) finden sich auf dem Doppelalbum wieder. Erfreulicherweise haben es auch erstaunlich viele Songs aus den letzten drei Studioalben in die Playlist geschafft. Als da wären z. B. „The Devil Made Me Do It“ – meine persönliche Lieblingsnummer aus ihrer aktuellen Studiorille „Fistful Of Fire“ – oder „Lonely Nights“ aus „Byte The Bullet“ (2017). Völlig klar, dass bei dieser erlesenen Ansammlung an Hits ein Highlight das nächste jagt. Trotzdem will ich an dieser Stelle meine Favoriten aus „Roots“ nicht außen vorlassen. Das wären mit „Fantasy“, das Sahnestück aus „Fireworks“, das bisher im Live-Programm der Ingolstädter völlig zu Unrecht immer wieder zu kurz gekommen ist, oder die wunderschöne countrylastige Ballade „Let Me Your Water“, bei der Alexx Stahl einmal mehr von Lydia Pané gesanglich großartig unterstützt wird, sowie „Under Blue Skies“ und „Price Of Loving You“, das scheinbar schwerelos auf einem feingewobenen Orgel-Teppich dahinschwebt. Außerdem überrascht jeder der Songs mit kurzen, aber erfrischenden und feinsinnig eingeflochtenen Zitaten der Helden von Bandleader Hans Ziller. Ergänzt wird die CD-Variante des Doppelalbums mit fünf neuen Studiosongs, von denen es mir ganz besonders die Uptempo-Nummer „Piece Of My Heart“ angetan hat.
Fazit: „Roots“ ist nicht eines dieser belanglosen und unnötigen Acoustic- oder Unplugged-Alben, die manche Bands aus Einfallslosigkeit oder Langweile als Schnellschuss auf den Markt jagen. Nein, ganz im Gegenteil, denn Hans Ziller, Alexx Stahl, Frank Pané, Ronnie Parkes, André Hilgers und ihren Gästen ist hier der schwierige und durchaus waghalsige Spagat zwischen Originaltreue und belebenden Überraschungsmomenten gelungen. Zudem wurde das Doppelalbum in erneuter Zusammenarbeit mit Tom Müller (Flatliners Studios/ Ingolstadt) gewohnt knackig produziert.
Die Wertung
Gesamt: 8,5/10
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