Die Werbegemeinschaft „Wir in Wersten“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, einmal im Jahr ein relativ großes Open Air zu feiern.
Und um es direkt vorweg zu nehmen, dieses Festival hat Zukunft. Obwohl das Festival mitten in einer Wasserschutzzone liegt, gibt es für die nächsten Jahre Absprachen mit der Stadt Düsseldorf und den zuständigen Behörden. So wird es auch in Zukunft drei wundervolle Tage im Jahr geben, die zeigen, was in der Düsseldorfer Szene so passiert. Von Newcomer bis hin zu den ganz alten Hasen wird ein Querschnitt der kulturellen und subkulturellen Szene auf die Bühne gebracht.
Bereits am ersten (Punk) Tag gaben sich Düsselboiz, Kontrollpunkt, Meen Ellies (siehe Bericht Bootstour) und Oh Henry die Klinke vor mehreren Hundert Fans in die Hand.
Tag 2: der rockige Samstag.
Pünktlich zur zweiten Band kamen wir im Düsseldorfer Stadtteil Wersten an. Wir waren echt dankbar gewesen, dass die Bahn diesmal nur eine minimale Verzögerung von 40 Minuten hatte (Ironie aus). Allerdings hat sich der Einstieg in den Rocksamstag richtig gelohnt. Die taufrische Band „Lost Tapes„, deren Durchschnittsalter bei maximal 19 Jahren lag, legten mit ihren Anleihen aus dem klassischen Rock direkt gut los. Nicht nur, dass die Jungspunde ihre Instrumente wirklich bedienen konnten, sondern dazu auch, dass die Interpretationen der Songs intensiv und gefühlvoll waren. Man bemerkte halt auch, dass die musikalische Früherziehung der Eltern hier wunderbar funktionierte. Mit Anleihen aus Queen, Journey und Kansas wurde durch LostTapes eine moderne Variante dieser Art von Rockmusik auf die Bühne gezaubert.
Es hat mich wirklich sehr beeindruckt, wenn man darauf achtet, welches Alter die Jungs haben. Bitte mehr davon.
Nach einer Umbaupause, was auch gleichzeitig bedeutet, den Marsch zum Getränkestand anzutreten, wurde die Bühne für etwas ruhigere Töne freigemacht. Das Singer/Songwriter Duo „KiraundLeander“ verstärkt durch eine Gitarre und Schlagzeug sorgten dafür, das man sein Getränk wohlwollend auf der Wiese sitzend, in aller Gemütlichkeit einnehmen konnte. Die Musik war entschleunigend und zeigte Parallelen zu Zeiten in dem Juliane Werding noch regelmäßig in den Medien vertreten war. Es war kein Rock, aber es war schön. Leichtgängigkeit, die einen zum verweilen einladen.
Bevor es aber zum nächsten Act kommt, wurde wieder der „lange“ Marsch zur Getränkebude vorgenommen (Mindestens 60 Meter von der Bühne weg). Da muss erwähnt werden, dass die Getränkepreise sehr moderat waren, was für die meisten Festivals, selbst im DIY Bereich, eine Seltenheit ist. Auch da hat das Orga Team „Wir in Wersten“ ein gutes Gespür bewiesen.
Zwischen Getränkestand und Umbau gab es dann noch sportliche Aktivitäten wie Bierdosenfangen vom Basketball oder das berühmt berüchtigte Bier Yoga, was immer wieder für eine gewisse Heiterkeit sorgt. Aber wir wollen uns nur im Kollektiv bewegen, wenn der Soundtrack passt. Und der wurde jetzt wunderbar LAUT von CAPUTTO vorgetragen. Eine Band, deren Namen ich zwar immer wieder mal gelesen habe, aber irgendwie hab ich das nie an meine Ohren gelassen. Zu meinen Bedauern muss ich dazu sagen. Denn hier wurde ein gutes Brett an alternativen Rock auf die Bühne gezaubert, der sich gewaschen hat. Es ist immer wieder schön, neue Bands mit soviel Potential zu entdecken und andererseits traurig, das es nicht genug Plattformen gibt, solche Bands einer größeren Aufmerksamkeit zu geben. Wer auf den Sound von Skunk Anansie steht, wird hier seine Freude dran haben. Geile Show, geile Performance und richtig gute Songs, die Live vollkommen überzeugen.
Und da gerade ein gewisser Bühnenflow besteht, spare ich mir die Geschichte mit Gang zur Getränkebude und komm direkt zur nächsten Band mit dem wunderschönen Namen „Froilein Erna“. Da dachte ich erst, weil mir auch diese Band unbekannt ist, da kommt jetzt doch nochmal Punkrock, weil da ein so schönes „Oi“ im Bandnamen ist. Pusteblume…das war handgemachter, gut arrangierter Rock mit jeder Menge Groove und einer Wahnsinns Stimme. Beide Gitarristen der Band spielten ein ziemliches Brett, während der „Grumpy Old Man“ mit stoischer Ruhe und Badelatschen seinen Bass perfekt auf den Punkt spielt. Ein hoher Unterhaltungswert, ausnahmslos gute, wenn auch mir unbekannte Songs. Das einzige Manko, war das störende Tablett an dem Mikroständer der Sängerin. Das hat mir leider einige Fotos genommen.
Getränkebude, langer Gang, ach ihr kennt es bereits.
Die vorletzte Band des Abends, für mich ein kleines Highlight, waren „Dystopera„. Diese Band hatte ich im Juni 2016 als Veranstalter im Route 66 in Düsseldorf gehabt, und war mega gespannt darauf, was da nach 7 Jahren zusammen gewachsen ist.
Ich muss sagen, dass es mich einfach umgehauen hat. Eine perfekte Show, einer gut eingespielten Band, die sich im alternativen Metalbereich einen Namen gemacht hat. Wenn man tief in sich geht, könnte man glauben, das Amy Lee auf der Bühne steht. Aber es wäre falsch, nur nach irgendwelchen Vergleichen zu suchen, da Dystopera so viel mehr ist. Wer ein energiegeladenes Konzert einer wirklich geilen Band sehen will, der sollte schleunigst nach schauen, welche Städte demnächst kommen.
Der letzte Act des wundervollen Tag geht an Charly Klauser. Ein Energiebündel, eine Ausnahmekünstlerin, eine Sympathieträgerin. Einfach eine wundervolle und positive Person. Was da die gesamte Band auf die Bühne zaubert, lässt sich für mich kaum in Worte packen. Das war eine Stunde lang Balsam für die Seele. Musikalisch lässt sich das kaum bis gar nicht einordnen. Aber das muss es auch nicht, weil die Vibes schon reichen. Man kann dazu tanzen, wenn man es kann. man kann aber auch einfach stillstehen und sich verzaubern lassen. Charly Klauser und Band waren einfach ein toller Abschluss voller Emotionen, Melodien und echter Publikumsnähe. Die Fans hatten Spaß, die Band sowieso und ich glaube das gesamte Team ebenfalls.
Danke für diese tolle Veranstaltung.
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