Xwisdom: „Trollface“ – Maskenspiel mit Nachhall (Musikplaylist) [ Hip Hop | Rap | Pop Fusion ]

Manche Musiker sind schlichtweg genial, wie der englische Künstler Xwisdom mit seinem neuen Album „Trollface“ unter Beweis stellt, denn der Name wirkt wie Programm: brillante, detailverliebte Produktionen treffen auf schnellen, präzisen Sprechgesang zwischen Hip-Hop, Rap und Pop-Fusion, der sich einerseits ernst nimmt und, paradoxerweise, andererseits bewusst mit Ironie spielt. Die Platte inszeniert eine musikalische Trollaktion, die der Rezensent als rundum gelungenes Vorhaben bezeichnet: packende Hooks, pointiertes Wortspiel, rhythmische Wendungen und ein Gespür für Kontraste tragen ein Werk, das hörbar Spaß an der Form hat und dabei konsequent Haltung zeigt. Schon hier wird deutlich, dass Xwisdom nicht bloß kurzfristige Effekte jagt, sondern die Ästhetik von „Trollface“ auf eine klare Idee hin schärft – energiegeladen, zugänglich, aber jederzeit reflektiert.

Konzept & Kontext

Xwisdom stammt aus Scarborough (UK) und bewegt sich als Hip-Hop/Pop-Fusion-Künstler souverän zwischen scharfer Lyrik und leichtfüßigen, einprägsamen Melodien. Seine Einflüsse – von edubble und Hendersin über Bo Burnham und Earth to Eve bis zu BBNO$ – hört man in der Balance aus cleverem Wortwitz, persönlichem Storytelling und dem Gespür für zugängliche Rhythmen. Dass diese Handschrift ausgereift ist, legt die eindrucksvolle Produktivität der letzten Jahre nahe: rund „18 Alben und EPs“, ein stetig wachsendes Publikum, „internationales Airplay“ von den USA über Deutschland bis Brasilien, „über 100.000 Spotify-Streams“, ein YouTube-Kanal mit „mehr als 700 Abonnenten“ und ein Profil mit „über 1.000 Spotify-Followern“. Selbst im Design zeigt Xwisdom Ideenreichtum, etwa mit „custom Schuhen für Fans“. Hinter all dem steht jedoch vor allem ein künstlerisches Ethos: Ehrlichkeit, Resilienz und die Bereitschaft, Ungerechtigkeiten und schwierige Erfahrungen zu adressieren. „Trollface“ begreift diese Biografie nicht als Anekdote, sondern als Motor – ein Album, das Energie und Selbstreflexion in eine kohärente Dramaturgie überführt.

Track-für-Track

Eröffnend mit „Break It Down“ steigt Xwisdom in ein psychotisch flirrendes Melodieensemble ein, das wie ein Fiebertraum aus den 1950er-Jahren anmutet – verschoben, doch hochpräzise konstruiert. Druckvolle Mid-Tempo-Drums, ein sattsubstrukturiertes Bassfundament und eigenwilliges Sounddesign tragen einen Vortrag, der motivierend wirkt, ohne in Plattitüden zu verfallen. Der Text kreist um Fokussierung und Zielstrebigkeit, der Ton bleibt anspornend, die Energie positiv – ein Auftakt, der die ästhetische Doppelbödigkeit von „Trollface“ mustergültig etabliert. „Life“ setzt mit Mandolinenfarbe, warmen Bässen und einer düsteren, elegischen Melodieführung nach. Hier verschmilzt Xwisdom Nachdenklichkeit mit Tiefgang, die treibenden Drums und die satt federnde Tieftonlage dienen als Träger einer beinahe melancholischen Performance, die einen langen Nachhall hinterlässt. Der dritte Song „Average“ öffnet die Tür zu einem R’n’B-lastigen Vibe: leicht, aber gezielt eingesetztes Autotune verschmiert die Konturen, ohne die Stimme ihrer Charakteristik zu berauben. Typische MPC-Drums und warme Bassläufe greifen liebevolle Synth-Details auf, die dem Stück ein leise deprimiertes, gleichwohl anziehendes Flair verleihen – der Zwiespalt zwischen Selbstzweifel und Selbstbehauptung wird hier klanglich greifbar.

Mit „Can I Start Again“ schlägt Xwisdom eine poppigere Note an: Akustikgitarre, warme R’n’B-Beats und dezente Indie-Pop-Elemente bilden die Grundlage für ein Stück über Neuanfang und den Wunsch, Dinge zu richten. Bemerkenswert ist der Gesang – liebevoll phrasiert, offen, empfindsam – der die Erzählung in den Vordergrund rückt, ohne die rhythmische Kante einzubüßen. Pianoklänge eröffnen „Hit Em With The Ragtime“; das Reimschema wirkt hastig und agil, zugleich aber poetisch strukturiert. Der Track lebt von Kontrasten: nervöses Tastenstaccato vs. resoluter Flow, alt anmutende Harmonik vs. modern polierte Produktion – ein Beispiel dafür, wie Xwisdom stilistische Reibung als Energiequelle nutzt. Mit „Leveling Down“ – Laufzeit „3:03“ – erreicht das Album seinen längsten Moment, und der trägt: fantastisch melodischer Gesang und schwingende Hip-Hop-Beats verwandeln den Hörraum in eine weit aufgespannte Klangbühne. Die nachdenkliche Thematik entfaltet sich zwischen Zeilenumbrüchen und Hook-Wellen, Xwisdom überzeugt von der ersten bis zur letzten Zählzeit. Der kürzeste Track „The Mouse“ beschließt „Trollface“ druckvoll: Arpeggios huschen, kräftige Bässe und ein voluminöser Drum-Groove mit Claps tragen die schnellen, textvollen Lines. Der einzige Wermutstropfen des Albums zeigt sich hier – und punktuell zuvor – im Mix: Die Vocals stehen bisweilen etwas zu dominant im Vordergrund, was die Luft zwischen Instrumental und Stimme minimal verengt. Dennoch bleibt der Eindruck eines bewusst zugespitzten Finales.

Produktion, Flow & Stimme

Produktionell zeigt „Trollface“ hohe Sorgfalt: Die Drums sind präzise gefasert, die Bässe besitzen Angriff und Körper, die Samples – ob Mandoline, Piano oder retroeske Fragmente – sind organisch eingebettet und dienen nie bloß als Effekt. Xwisdom nutzt metrische Verschiebungen, synkopierte Betonungen und kleine Atemfenster, um den Fluss lebendig zu halten; seine Stimme, seit frühen Tagen als markant gelobt, trägt diese Arrangements mit charakteristischer Körnung und flexibler Artikulation. Dass die Vocals streckenweise etwas zu präsent sind, ändert nichts am generellen Eindruck eines Albums, dessen Sounddesign die Vielschichtigkeit des Materials klug rahmt. Besonders stark: die Art, wie Hooks melodisch offen bleiben und so Raum für Interpretation schaffen, während die Strophen in dichter Taktung Themen bündeln.

Themen & Texte

Inhaltlich kreist „Trollface“ um Resilienz, Selbstausrichtung und die Ambivalenz zwischen Ernst und augenzwinkernder Distanz. Xwisdom adressiert schwierige Erfahrungen und Ungerechtigkeiten, ohne in klischeehafte Pose zu kippen; der Witz bleibt Werkzeug, nicht Schutzschild. Das Album spiegelt damit die künstlerische Biografie: die langen Jahre kontinuierlicher Arbeit, die Etappen „internationaler Radio-Interviews“, die Marke von „über 100.000 Streams“, die „wachsende Community auf YouTube und Spotify“ und sogar Side-Quests wie „Custom-Schuhe für Fans“. All das erscheint nicht als bloße Statistik, sondern als Kontext für die Haltung, mit der Xwisdom schreibt: persönlich, greifbar, selbstkritisch. Die Texte bleiben bildhaft genug, um Identifikationsflächen zu bieten, und konkret genug, um Wirkung zu entfalten. Gerade die Kombination aus zugänglichen Melodien und pointierten Zeilen macht den Reiz aus; sie lädt zum Mitsummen ein und fordert im selben Atemzug zur Auseinandersetzung auf.

Unser Fazit:

„Trollface“ ist ein souverän gebautes, stilistisch wendiges Album, das die Dualität seines Titels produktiv macht: Es spielt mit Masken und legt zugleich offen, es entertaint und bezieht Stellung, es entfaltet Energie und übt Selbstbefragung. Xwisdom beweist, wie Hip-Hop/Pop-Fusion dann am stärksten ist, wenn Produktionsschärfe, melodische Eingängigkeit und textliche Klarheit ineinandergreifen. Kleine Abstriche im Vocal-Balancing ändern nichts an der Tatsache, dass diese Platte als geschlossenes Statement wirkt – ein Werk, das die bisherigen Etappen „internationalen Airplays“, der „Streaming-Meilensteine“ und der „Community-Arbeit“ bündelt und zugleich einen Blick nach vorn wirft. Wer Lust auf pointierte Reimtechnik, geschmackvoll gesetzte Hooks und ein Sounddesign mit Charakter hat, findet in „Trollface“ eine Veröffentlichung, die lange trägt und im Detail immer wieder Neues preisgibt – ein glänzender Baustein im Katalog von Xwisdom.

Mehr zu Xwisdom im Netz:

XWisdoms Modemarke – Predator Official:
https://www.predatorofficial.com/

Xwisdom bei Spotify anhören:
https://open.spotify.com/artist/16MqnvwC9pgGhGtA8T4nwm?si=1c7dfe26e2d84ccd

Xwisdom bei Bandcamp:
https://xwisdom.bandcamp.com

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