Was treiben die Macher der ‚Easy Monday & Rockjungle – Radioshows‘ am Tag der Deutschen Einheit? Ganz einfach, sie pilgern ins altehrwürdige Rockhouse zu Salzburg, um der Jubiläumsshow zum 40jährigen Bestehen von SPEED LIMIT beizuwohnen. So machten sich DJane Maincoontiger und meine Wenigkeit zeitig auf den Weg von der bayrischen Landeshauptstadt in die Mozartstadt. Um ca. 19:30 dort angekommen, trafen wir auf ein bereits ziemlich gut gefülltes Rockhouse.
Eröffnet wurde der bewegte Abend von den Kärntner Power/ Speed Metallern MADOG, die pünktlich um 20:00 Uhr die Bühne enterten und über ihre Spielzeit von 45min mächtig Gas gegeben haben. Als Opener war natürlich der Titelsong ihres aktuellen Longplayers „Raven“ gesetzt. Gefolgt von der mir bis dato völlig unbekannten Speed-Granate „Steelbreaker“. Auch wenn wir das komplette Set nicht direkt im bereits überraschend gutgefüllten Saal mitverfolgt haben, war es mir eine Freude, mit „Fairy Of Darkness“ und „Valhalla“, meine persönlichen Favoriten aus „Fairytales Of Darkness“ (2001), dem zweiten Studioalbum des Quartetts aus Landskron auch mal live zu hören. Mit Songs wie „Walking Alone“, „Ready For Tomorrow“ und „Three Nations“ war auch einiges an weiterem neuen bzw. bisher unveröffentlichten, aber stellenweise schon mehrfach live-erprobten Material zu hören, das ziemlich gut vom Publikum angenommen wurde. Als krönenden Abschluss haben MADOG mit der eingängigen Hymne „Glorious“ nochmal einen Song aus ihrem letzten Album „Raven“ zum Besten gegeben.
Abschließend muss man Hans Zedrosser (Vocals/ Gitarren), Alex Humer (Gitarren), Otto Zedrosser am Bass und Lukas Lobnig, der dem Münchner Publikum bestimmt auch als Drummer von STORMHAMMER bekannt sein dürfte, mehr als anerkennend attestieren, dass sie einen sehr soliden Gig abgeliefert und das Publikum wirklich mitgerissen haben, auch wenn es für unser beider Geschmack – stilistisch gesehen – ein etwas zu heftiger Anheizer für SPEED LIMIT war. Trotzdem bin ich schon sehr gespannt, wann MADOG mit dem längst überfälligen Nachfolgewerk zu „Raven“ endlich ums Eck galoppieren werden.
Nach einer äußerst flotten Umbaupause ließen sich die Jubilare auch nicht lange betteln, um die Bretter, die die Welt bedeuten, feierlich zu betreten. Zum Einstieg gab’s mit „Back In Black” gleich ein richtiges Schmankerl, aus dem lange verschollen geglaubten, eigentlich als drittes Album angedachten „We Are Back In Black“, das im Mai diesen Jahres unter dem Titel „The Broken Record – Chorus Sound Tapes“ zwar leider nicht physisch, dafür aber als hochwertiger Download in verschiedenen Formaten (erhältlich über https://speed-limit.bandcamp.com) veröffentlicht wurde. Also ein fulminanter Startschuss für eine kurzweilige Zeitreise durch 40 Jahre Bandgeschichte, die von vielen ‚up & downs’ geprägt war. Allem voran durch die leider immer wiederkehrenden und oft sehr plötzlichen sowie überraschenden Sängerwechsel.
Danach schließt sich eine Reihe von Songs aus dem aktuellen Album „Cut A Long Story Short“ an, womit die Band unweigerlich klarstellt, dass ihr Fokus generell aufs Hier & Jetzt gerichtet ist. Was anschließend dann gleich mit „Shine Brighter Than The Sun“ vehement untermauert wird. Mittels einer raffinierten Wortspielerei, der Joe Eder die Frage ans Publikum vorausschickte, wer denn schon mal auf einem Konzert von SPEED LIMIT gewesen sei und wer noch nicht, kündigte der Gitarrist die nächste Nummer gekonnt lässig an. Natürlich überwog die erste Fraktion deutlich, aber auch auf der anderen Seite gingen tatsächlich auch einige Hände hoch. Was natürlich unweigerlich die Frage nach sich zog, was alldiejenigen in den letzten 40 Jahren gemacht haben? Im gleichen Atemzug folgte dann auch – gepaart mit einem mächtigen Augenzwinkern – die Ansage, dass der Vierer gerade auf diese Leute heute Abend ein besonderes Auge werfen würde, und schon erklangen die ersten Takte der melodischen Dampfwalze „Eye On You“, die live noch einen Zacken mächtiger wirkt als die eh schon überragende Studio-Version.
Mit „The Lady Is On Fire“ folgt dann der Song, den Joe Eder bei den Aufnahmearbeiten zu „Cut A Long Story Short“, seinen Bandkollegen eigentlich gar nicht vorstellen wollte, weil er der festen Überzeugung war, dass dieser nicht zu SPEED LIMIT passen würde. Doch seine Mitmusiker – allem voran Bassist und Gründungsmitglied Chris Pawlak – betonen immer wieder, dass dem Song nach einigen Sessions die typische SPEED LIMIT-DNA injiziert werden konnte. Quasi, einige Male ordentlich durch den bandeigenen Kakao gezogen wurde. Und was soll ich sagen, nachdem ich mittlerweile diesen Song zweimal innerhalb gut eines Jahres in grundverschiedenen Setlists live erleben durfte? Der Song passt nicht nur perfekt zum Soundgebilde der Band, sondern hat für mich persönlich absolut das Zeug um als Klassiker in die Bandhistorie einzugehen. Außerdem haben es noch das mächtig groovende „Destiny’s Calling“ und „New Horizon“ aus „Cut A Long Story Short“ ins Jubiläums-Set geschafft.
Bevor es später mit „Hit The Wall“ der Lead-Single noch zu einem weiteren Beitrag aus besagtem Album kommt, legten die Herrschaften mit „Step Out Of The Line“, „Retired Hero“ und „Good Year For Bad Habits“ ein richtig geiles Trio aus dem Vorgängeralbum „Anywhere We Dare“ nach. Letzteres wurde ziemlich unterhaltsam von Gitarrist Chris Angerer (ebenfalls Gründungsmitglied) anmoderiert. Man solle doch vom 1. Dezember bis zum 6. Jänner „Last Christmas“ von WHAM einfach einmotten und dafür in dieser Zeit doch „Good Year For Bad Habits“, aus der Feder des Dichters & Denkers Joe Eder, täglich hören. – Ein wahrlich exzellenter Vorschlag, den es gilt in die Tat umzusetzen, Herr Angerer! 😉
Mit „Slave Of Desire“ kam dann endlich auch ein Song aus dem legendären Debüt „Unchained“ zum Zuge, bevor es dann mit ungebrochener Spielfreude und „Broken Mirrors“, dem fantastischen Opener der überaus gelungenen Comeback-Scheibe „Moneyshot“ weiterging. Eine richtig feine Nummer, die sowohl auf „The Broken Record“ in der Urversion aus den 90ern, als auch auf „Moneyshot“ in leicht veränderter Form vertreten ist, hört auf den Titel „Fly With The Eagle“ bzw. „Fly Like The Eagle“, wobei an diesem Abend die ursprüngliche Fassung erfreulicherweise den Vorzug bekommen hat. Aus „The Prohecy“-Zeiten, der wohl mit Abstand erfolgreichsten Phase der Salzburger, hat man mit dem Kracher „Dead In Your Eyes“ und der Kult-Nummer „Lady“ für weitere Glanzpunkte gesorgt, die vom Publikum besonders enthusiastisch abgefeiert wurden.
Zum Abschluss, des eigentlichen Sets hat Joe Eder noch die Herrschaften von MADOG auf die Bühne gebeten, um mit ihnen gemeinsam ‚Breaking The Law‘ von JUDAS PRIEST zu zocken. Eigentlich haben Cover-Versionen im Live-Programm von SPEED LIMIT nichts zu suchen, aber lt. der Ansage von Joe sind Regeln auch dafür da, um gelegentlich gebrochen zu werden. Warum also nicht heute Abend? Wer geglaubt hat, das wär’s dann schon gewesen mit den Überraschungen für diesen ehrwürdigen Abend, der hat sich mächtig getäuscht, denn mit einer weiteren Coverversion haben SPEED LIMIT auf eine enorm mitreißend und unterhaltsame Show noch ein fettes Sahnehäubchen oben draufgelegt. „It’s A Long Way To The Top“ von AC/DC, zu dessen Intro die SALZBURG RAMPANT LION PIPE BAND aufmarschierte und auch im Mittelteil nochmals ordentlich aufspielte. – Schlichtweg legendär! Aber irgendetwas fehlt dann doch noch zum endgültig krönenden Abschluss? Genau, was wäre ein SPEED LIMIT-Gig ohne den allgewaltigen Live-Klassiker „Head Over Heals“ 🙂
Fazit: Nachdem ich SPEED LIMIT bestimmt schon mehr als ein Dutzend Mal live erleben durfte – wobei so einige Gigs davon schon sehr bewegend und emotional sowie von purer Spielfreude geprägt waren – aber, was wir an diesem Abend erlebt haben, war schon nahezu sensationell, denn mit derart viel Spielwitz, Euphorie und Power habe ich die Band wirklich noch nie erlebt. Wie immer bestens aufeinander abgestimmt, konnte man vom ersten Moment bis zum beeindruckenden Ende des Gigs sogar im hintersten Winkel des Rockhouse-Saals den ungebrochenen Glanz in den Augen von Gitarrenduo Chris Angerer und Joe Eder, Bassist Chris Pawlak sowie Schlagzeuger und Sänger Hannes Vordermayer blitzen sehen. Gerade die großartige Leistung von Hannes Vordermayer muss bei dieser konzentrations- und kraftzehrenden ‚Doppelbelastung’ nochmals besonders hervorgehoben werden. Auch wenn ich persönlich sehr gehofft habe, zu diesem feierlichen Anlass zumindest bei einigen Songs vielleicht das ein oder andere ehemalige Bandmitglied auch auf der Bühne zu sehen, war es einfach ein außerordentlich beeindruckender Abend, der mit Sicherheit noch ziemlich lange nachwirken wird. Danke SPEED LIMIT… auf die nächsten 40 Jahre!
…und ‚last but not least‘ ein fettes und herzliches Merci an Eva Schindlauer von ‚Images Of Pain And Pleasure‚, die mir ihre genialen Fotos für diesen Beitrag zur Verfügung gestellt hat, und an Bine Weinberger sowie SPEED LIMIT für Bereitstellung ihrer Videoclips.
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