Narzissten sind so ein Fall für sich: Sie saugen Aufmerksamkeit, sie verkehren Tatsachen ins Gegenteil und sie geben die eigenen Defizite großzügig an andere weiter. Genau diese toxische Dynamik nimmt die kanadische Formation Omittance in ihrer neuen Single „Narcissist“ auseinander. Statt das Thema verkopft anzugehen, verlegt sich die Band auf eine sehr körperliche, beinahe wuchtige Darstellung dieser Persönlichkeitsstruktur: Wer mit einem Narzissten zu tun hat, steckt in einer Falle – egal ob man bleibt oder geht, die andere Seite inszeniert sich als Opfer, Selbstreflexion? Fehlanzeige.
Dieses Gefühl von emotionaler Erpressung übersetzt Omittance in ein dunkles, drückendes Klangbild, das irgendwo zwischen frühen Black-Sabbath-Schwerewellen, nu-metallischer Energie à la Slipknot und dem zackigen Chor-Shouts von Static-X liegt. Ein ziemllich interssant gewählter Spagat für eine Band, die sich erklärtermaßen keinem Genre dauerhaft verpflichtet fühlen will.
Schwere Basis, moderner Überbau
Das Fundament von „Narcissist“ ist ein bewusst gedrosseltes, aber sehr druckvoll produziertes Drum- und Bass-Gespann. Der Vier-Viertel-Puls wirkt fast oldschool, aber gerade das macht die Nummer greifbar: Die Kick sitzt trocken, der Bass legt sich fett in den unteren Mittenbereich und sorgt dafür, dass die Gitarren nicht zu sehr ins Sägende kippen. Darüber legen Omittance ihre Riffarchitektur, die eindeutig von Doom und Alternative Metal geprägt ist – schwere, lang ausgehaltene Akkorde treffen auf rhythmisch akzentuierte Einschübe, die den Song vorantreiben, ohne das düstere Grundgefühl zu verwässern. Man hört, dass hier Leute am Werk sind, die Metal, Rap und elektronische Elemente nicht als Gimmick, sondern als Werkzeug begreifen: kleine elektronische Texturen setzen Atmosphäre, ohne die Gitarrenarbeit zu überfahren.
Vocals zwischen Groll und Attacke
Richtig zupackend wird „Narcissist“ aber durch die Stimme. Die tiefen, grollenden Passagen malen die innere Kälte der titelgebenden Figur, während die Shouts und angebrüllten Lines sehr bewusst an die Wut erinnern, die Bands wie Slipknot oder eben auch Wayne Static einst salonfähig gemacht haben. Genau dieser Wechsel macht den Text glaubwürdig: Der Song klingt nicht wie eine klinische Analyse, sondern wie der Bericht eines Menschen, der die Manipulation am eigenen Leib erlebt hat. Dass die Zeilen klar phrasiert sind, hilft – man versteht, worum es geht, selbst wenn das Arrangement dichter wird. Hier blitzt auch die genreoffene Identität der Kanadier auf: Die Art, wie einzelne Silben fast sprechgesangartig gesetzt werden, verrät den Rap-Einfluss, ohne dass der Track zum Crossover-Remake verkommt.
Unsere Wertung:
➤ Songwriting: 7 von 10 Punkten
➤ Komposition: 8 von 10 Punkten
➤ Musikalische Fähigkeit: 9 von 10 Punkten
➤ Produktion: 9 von 10 Punkten
➤ Gesamtwertung: 8,25 von 10 Punkten
Unser Fazit:
Auf dem Radar behalten
Unterm Strich liefern Omittance mit „Narcissist“ eine dunkle, komprimierte Momentaufnahme ab, die die destruktive Aura selbstverliebter Menschen überzeugend in Musik überträgt. Die Produktion ist satt, aber nicht überladen; der Groove bleibt im Ohr; die Gitarren geben der Nummer das bedrohliche Rückgrat; und der Gesang setzt die emotionale Spitze obendrauf. Für eine Band, die sich vorgenommen hat, Metal, elektronische Elemente und sogar Rap zu mischen, wirkt das bemerkenswert geschlossen – statt Stil-Hopping gibt es hier eine klar erkennbare Handschrift. Wer auf schwer groovenden, leicht industrialisierten Alternative-/Nu-Metal mit Doom-Schlagseite steht, sollte den Namen Omittance dringend notieren. Das ist noch nicht das Maximum dessen, was diese Truppe leisten kann, aber es ist ein sehr aggresiv gesetztes Ausrufezeichen.
Mehr zu Omittance im Netz:
Omittance bei Instagram:
https://www.instagram.com/omittanceca
Omittance – Narcissist bei den Musikdiensten:
https://artists.landr.com/057829814967
Omittance bei den Musikdiensten:
https://artists.landr.com/057829759541

![SPEED LIMIT – Anywhere We Dare: Die Salzburger Melodic Metal-Pioniere kehren nach über 7 Jahren mit einem mächtigen Album zurück (Audio & Video) [ Hard Rock | Melodic Metal ]](https://sonicrealms.de/wp-content/uploads/2023/08/cover_1503482871715683.jpg.webp)
![SOULDRINKER – War Is Coming: Ein Sound so wundervoll wie gewaltig … (Audio & Video) [ Heavy Metal ]](https://sonicrealms.de/wp-content/uploads/2023/08/Cover-vorlaeufig-Kopie.jpg.webp)