daveG4ce, bekannt geworden durch den Dynamix-3-Mix unter dem Namen Davy G und weitere Vinyl-Veröffentlichungen, legt mit seiner aktuellen EP ein beeindruckendes Werk vor.
Mit der Single „Planet Jupiter“ macht daveG4ce den Anfang und erweist sich direkt nicht nur als herausragender Komponist, sondern auch als Sounddesigner, der sein Handwerk meisterhaft beherrscht. Die Nummer, die unweigerlich an den legendären Detroit Techno erinnert, den unter anderem Cybotron geprägt hat, entführt den Zuhörer in eine Welt des Futurismus und der Tanzbarkeit. Fernab von modernen Standards, wie sie seit David Quetta in aller Ohren sind, schlägt daveG4ce kompromisslos sein eigenes Kapitel auf und trotzt aktuellen Trends. Sägezahnsynth-Bässe, sphärische Leads und ein markanter LinnDrum-Beat verschmelzen zu einem tanzbaren Sound, der sich gleichermaßen für den privaten Hörgenuss wie für Clubs eignet. Kompositorisch überzeugt daveG4ce mit einem Klangbild, das legendäre 80er-Arrangements in die Gegenwart holt und dort eindrucksvoll weiterentwickelt – absolut zeitlos.
Im Anschluss präsentiert daveG4ce mit der Single „Why Wud I“ einen Kontrast, der zwar den futuristischen Unterton beibehält, jedoch in einer helleren, melodischeren Atmosphäre schwelgt. Hier verschmilzt moderner Tiefbass mit Retro-Ästhetik in den Leads, sodass beim mittleren Tempo erneut ein Stück entsteht, das sowohl als Beleg für daveG4ces kompositorische Finesse als auch für sein Talent als Sounddesigner fungiert. Die Melodieführung ist spannend arrangiert und baut geschickt Spannung auf, während die Synthesizer in ihrer Farbigkeit erstrahlen und so einen frischen Gegenpol zur düsteren Schwere des Opener-Tracks bilden.
Die stilistische Verschmelzung aus modernem Anspruch und Retrokult ist bei daveG4ce erfrischend und hebt ihn klar von der lokalen Konkurrenz ab. Jeder Track spiegelt nicht nur sein Gespür für tanzbare Rhythmen, sondern vor allem seine Liebe zum Detail in der Klangbearbeitung wider.
1 For The Rebel – Hip-Hop-Einflüsse und Groove-Experiment
Der dritte Track, „1 For The Rebel„, eröffnet eine völlig neue Facette im Schaffen von daveG4ce. Während die ersten beiden Singles noch fest im Techno verwurzelt waren, verneigt sich dieser Song vor dem klassischen Hip-Hop der 80er-Jahre. Das fundamentale Element bildet ein treibender Drumbeat, der an Vintage-Samples erinnert, und prägnante Bläsersätze, die hier geschickt arrangiert sind. Die groovenden Bässe verleihen dem Stück eine tänzerische Leichtigkeit, während die Percussion-Pattern immer wieder kleine Variationen einstreuen und somit für einen lebendigen Flow sorgen.
Clever setzt daveG4ce den Instrumental-Teil als Bühne für seinen Rap, der durch klare Artikulation und rhythmische Präzision besticht. Die Reduktion auf das Wesentliche – Bläser, Bass, Drums, Rap – unterstreicht, wie souverän der Produzent mit wenigen Mitteln maximale Wirkung erzielt. Die Kombination aus Old-School-Hip-Hop und modernem Sounddesign macht „1 For The Rebel“ zu einem Highlight, das sowohl Nostalgiker als auch Fans zeitgenössischer Beats begeistert.
We Can Make It – Hypnotische Club-Ästhetik
Mit „We Can Make It“ kehrt daveG4ce zurück in den Kosmos des Electro-Techno. Der Track besticht durch eine perfekt austarierte Rhythmik, die von einer stetigen, pulsierenden Bassline angetrieben wird. 80er-Jahre-Synthesizer durchziehen das Arrangement mit warmen, aber dennoch schneidenden Tonalitäten. Besonders gelungen ist hier das fließende Composing: Übergänge zwischen den einzelnen Songabschnitten sind nahtlos gestaltet, sodass man beim Hören das Gefühl hat, in einer einzigen, endlosen Bewegung zu schweben.
Die Spannungsbögen in „We Can Make It“ bauen sich organisch auf. Vom Intro bis zum Schluss steigert daveG4ce das Energielevel, ohne jemals hektisch zu werden. Kleine Effekte, wie modulierte Filter-Resonanzen und leicht hallende Claps, verleihen dem Stück eine ätherische Dimension. Dieser Track eignet sich perfekt für lange DJ-Sets, da er nahtlos an andere Stücke anschließt und die Tanzfläche konstant in Bewegung hält.
Chemical Bass – Klangliche Verspieltheit trifft Trip-Hop-Groove
Abschließend führt „Chemical Bass“ die Hörer in experimentelle Gefilde. Hier tritt der sogenannte Wet-Sound des Synthesizer-Basses deutlich zutage und verleiht dem Track eine feucht-glänzende, fast psychedelische Note. Im Hintergrund sorgt ein gemäßigter Drumbeat, der stark an Trip-Hop-Ästhetik erinnert, für die nötige Dramatik. Acht-Bit-artige Lead-Synths setzen verspielte Akzente, während sporadisch eingestreute Glitch-Elemente und Vinyl-Knistern das Arrangement mit dem unterschwelligen Charme analoger Produktionstechnik versehen.
Mit „Chemical Bass“ demonstriert daveG4ce eindrucksvoll, dass er neben klassischen Techno-Strukturen auch avantgardistische Soundideen mit Pop-Appeal verbinden kann. Die melancholisch-mystische Stimmung rundet die EP ab und hinterlässt beim Hörer den starken Wunsch, den nächsten Durchlauf zu starten.
Zusammenfassend zeigt daveG4ce auf dieser Veröffentlichung eine bemerkenswerte Bandbreite: Von futuristischem Detroit-Techno über leuchtende Melodieführungen bis hin zu Old-School-Hip-Hop und experimentellen Klangspielereien. Seine Fähigkeit, diverse Genres nahtlos zu verschmelzen und dabei stets höchste Produktionsqualität zu liefern, macht ihn zu einem vielversprechenden Künstler, den man unbedingt im Blick behalten sollte. Wer auf Individualismus und elektronische Klangkunst Wert legt, findet in daveG4ce einen echten Geheimtipp für jede Playlist.