Das siebte Studioalbum der US-amerikanischen Band Last Charge of the Light Horse mit dem Titel „In The Wind“ schlägt ein neues, aufregendes Kapitel in der über 20 Jahre langen Karriere der Band auf. Gegründet im Jahr 2004, ist die Formation um den Songwriter Jean-Paul Vest bekannt für ihre nuancierten musikalischen Erzählungen, die sich auf die Freuden und Kämpfe des alltäglichen Lebens konzentrieren. Mit „In The Wind“ zeigen Vest und seine Mitstreiter erneut, dass sie Meister darin sind, sowohl klanglich als auch lyrisch, tiefgründige Botschaften zu vermitteln.
Ein eigenständiger Klang zwischen Progressive Rock und Indie
Schon mit der ersten Single „Kindred Minds“ wird der Ton des Albums gesetzt. Die Band präsentiert ein homogenes Zusammenspiel von progressiven Rockelementen und einem Hauch von Retro, das sowohl vertraut als auch frisch klingt. Die Produktion überzeugt durch einen organischen Sound, der tief in den Traditionen des Indie und Alternative Rock verwurzelt ist, dabei aber nie in die Falle der bloßen Nachahmung tappt. Last Charge of the Light Horse schaffen es, einen Sound zu kreieren, der gleichzeitig zeitlos und eigenständig wirkt.
„Kindred Minds“, ein Stück über die persönliche Verbindung, die wir manchmal beim Lesen mit einem Autor – selbst wenn dieser schon vor Jahrhunderten gelebt hat – spüren, behandelt dieses intime, fast magische Gefühl auf poetische Weise. Vest vermittelt in seinen Lyrics, dass das geschriebene Wort eine Kraft besitzt, die in der digitalen Welt oft verloren geht. Der Song selbst baut diese Emotionen auf, indem er sich aus sanft wogenden Gitarrenklängen und treibenden Drumbeats entwickelt und das Gefühl verstärkt, sich in einem Buch verlieren zu können.
Philosophischer Rock mit Tiefe
Mit dem Track „Talk To The Hand“ führt die Band ihren psychedelischen Retro-Rock-Stil fort. Der Song ist musikalisch ein weiteres Highlight und transportiert eine düstere, fast hypnotische Atmosphäre. Das Arrangement setzt auf treibende Drums und wuchtige Basslinien, während die Gitarrenklänge einen spacigen, fast kosmischen Charakter erzeugen. Es ist der perfekte Soundtrack für all jene, die sich von der modernen Welt manchmal überfordert fühlen und die – wie der Songtitel andeutet – sich am liebsten zurückziehen und sagen würden: „Erzähl’s der Parkuhr!“ Doch die Musik von Last Charge of the Light Horse ist weit davon entfernt, trivial zu sein. Die Band liefert hier ein tiefgründiges Werk ab, das die Nerven des modernen Lebens auf eine künstlerische Weise verhandelt.
Besonders spannend wird es bei „Imaginary Friend“, einem psychedelischen Stück, das von kindlichen Tagträumen und der Idee eines imaginären Freundes handelt. Der Clou: Der Song enthält gleich drei Bassspuren, die von Pemberton Roach meisterhaft eingespielt wurden. Die drei Basslinien fügen sich perfekt in das Arrangement ein und schaffen eine dichte, atmosphärische Soundlandschaft. Hinzu kommt, dass dies der erste Song ist, in dem Jean-Paul Vest selbst pfeift – ein charmantes Detail, das den spielerischen Charakter des Tracks unterstreicht.
Facettenreicher Sound: Von Indie-Rock bis Folk
Das Album bleibt abwechslungsreich, ohne seine musikalische Identität zu verlieren. Ein Beispiel dafür ist der schnelle Indie-Rocker „Slash and Burn“. Hier zeigt die Band, dass sie auch dynamische, energiegeladene Songs beherrscht. Mit treibenden 4/4-Drums und einem fuzzigen Gitarrensound, der stark an die Indie-Rock-Szene der frühen 2000er erinnert, wird der Hörer auf eine aufregende Klangreise mitgenommen. Lyrisch befasst sich der Song mit dem Thema, das Leben in vollen Zügen zu genießen – eine Botschaft, die sich in den kraftvollen Gesangslinien und den mitreißenden Gitarrensoli widerspiegelt.
Ein echter Kontrast dazu ist der Titeltrack „In The Wind“. Der Song hat einen bittersüßen, fast düsteren Charakter und bleibt dabei philosophisch tiefgründig. Die melancholischen Texte lassen viel Raum für Interpretation und laden den Hörer ein, in den Emotionen des Songs zu verweilen. Auch „Coming Home“ hebt sich von den übrigen Stücken ab. Mit einer akustischen Gitarre und einer Querflöte eröffnet der Song in einer fast magischen Folk-Atmosphäre und erschafft eine einzigartige Klanglandschaft, die im starken Kontrast zu den rockigeren Titeln des Albums steht.
Ein gelungenes Finale
Das Album endet mit dem groovigen „Jubilation“. Der Song schließt den Kreis des Albums auf eine positive, fast euphorische Weise. Im Gegensatz zu den melancholischeren Stücken bringt dieser Track eine aufmunternde Stimmung mit sich. Die Geschichte eines Protagonisten, der jemanden besingt, der ihm einfach guttut, wird von einem packenden Arrangement begleitet, das die Zuhörer in höhere Sphären entführt. Es ist ein tanzbarer Indie-Rocker, der das Album auf eine optimistische Note beendet und zeigt, dass Last Charge of the Light Horse auch die helleren Facetten des Lebens musikalisch einfangen können.
Unsere Wertung:
➤ Songwriting: 9 von 10 Punkten
➤ Komposition: 9 von 10 Punkten
➤ Musikalische Fähigkeit: 10 von 10 Punkten
➤ Produktion: 9 von 10 Punkten
➤ Gesamtwertung: 9 von 10 Punkten
Unser Fazit:
„In The Wind“ ist ein Album, das zeigt, warum Last Charge of the Light Horse nach all den Jahren immer noch eine relevante Kraft in der Indie-Rock-Szene sind. Mit ihrem unverkennbaren Retro-Sound, den tiefgründigen Texten und den abwechslungsreichen Arrangements beweist die Band, dass sie weiterhin musikalische Risiken eingeht und dabei immer wieder überrascht. Ein akustischer Trip, der zum Nachdenken anregt und den Hörer in eine andere Welt entführt – ein Muss für alle Fans von Progressive und Psychedelic Rock.
Mehr zu Last Charge Of The Light Horse im Netz:
Last Charge Of The Light Horse – Die offizielle Webseite:
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