Seit einigen Jahren sind Die Dorks fester Bestandteil der deutschen Musikszene. Mit Alben wie ihrem Debüt Servus, Grüezi und K.O (2011), Tyranno Plauzus Fett (2012) und Duschen Auf Staatskosten sowie Der Arsch Auf Deinem Plattenteller haben sie ihre musikalische Präsenz konsequent ausgebaut. Dabei hat sich der Stil der bayrischen Band, bestehend aus Sängerin und Gitarristin Liz Dork, Drummer Bons Dork und Bassist Mark Van Elend, stetig weiterentwickelt. Besonders nach dem Auseinanderbrechen der ursprünglichen Besetzung und der anschließenden Integration von Neuzugang Mark Van Elend war eine deutliche Weiterentwicklung erkennbar. Dies zeigte sich insbesondere im Album Die Maschine Von Morgen. Seit einigerzeit als Trio komprimiert, melden sich Die Dorks mit ihrem neuesten Album Geschäftsmodell Hass zurück. Darauf bieten sie eine kraftvolle Mischung aus Metal, Hardcore und Punk, Gepresst auf 42 Minuten starker Mucke, die Elemente all dieser genannten Genres vereint.
Die Dorks in Höchstform
Die Dorks liefern erneut beeindruckende Musik ab. Schon mit dem Opener Niemals Fehl Am Platz demonstrieren die drei Metalpunks ihr Können. Sie präsentieren leidenschaftliche Lead-Riffs, unterstützt von einer soliden Rhythmusstruktur im mittleren Tempo. Auf diesem Album zeigt sich die Band, ich will nicht sagen reifer, aber sicherlich überlegter. Obwohl Die Dorks schon immer einen erwachsenen Eindruck hinterließen, erinnert ihr aktueller Sound an erfahrene Musiklehrer. Insbesondere Niemals Fehl Am Platz setzt sich kritisch mit dem unterschwelligen Faschismus innerhalb gesellschaftlicher Normen auseinander. Es kritisiert auf lyrisch anspruchsvolle Weiße, wie Individualität oft verteufelt wird, während gleichzeitig leere Phrasen von Freiheit verbreitet werden. Von den beiden Musikern und ihrer charismatischen Frontfrau kann man sicherlich mehr lernen, als von einigen Lehrern an regulären Schulen.
Unbeliebt, das durch seinen Leadgitarren-Sound irgendwie an die Powerslave-Ära von Iron Maiden erinnert, zeichnet sich durch eine Rhythmusstruktur mit Rock ‚N‘ Roll-Einschlag aus. Es erzählt aus der Ich-Perspektive von einem Individuum, das einfach nur authentisch ist und gerade deshalb unbeliebt. Lyrische Direktheit trifft hier auf instrumentale Komplexität und einen melodischen Ansatz. Obwohl das Tempo gezügelt ist, beweisen die Drei von Die Dorks eindrucksvoll ihr Talent als Komponisten und Songwriter. Sie verstehen es meisterhaft, das richtige musikalische Element zur richtigen Zeit einzusetzen und dabei ihre Hörer fesselnd in den Bann ihrer Musik zu ziehen.
Ein Weckruf für mehr Empathie
So Stand Es Geschrieben startet dynamisch und mit einer eindringlichen Düsternis. Die Dorks sind hier charakteristisch kritisch und unerbittlich in ihrer Kritik an den Missständen unserer Gesellschaft. Liz konfrontiert ohne Umschweife Soziopathen, Psychopathen und Narzissten. Sie rügt die Ignoranz gegenüber benachteiligten Menschen und Kindern und den respektlosen Umgang mit Mitmenschen und der Umwelt – ganz nach dem Motto: „Nach mir die Sintflut“. Liz Dork nimmt klar Stellung gegen diejenigen, die Verfechter von Empathie und Toleranz als „linksextrem“ abtun, sich aber selbst nicht eindeutig zu ihren eigenen Überzeugungen bekennen. Ich muss gestehen, dass ich kurz davor bin, Liz auf Knien zu danken, denn sie spricht aus, was ich fühle. Auch wenn es hier um ihre Musik geht, spiegele ich mich oft in ihren Texten wieder. Und obwohl ich vielleicht meine journalistische Neutralität etwas vernachlässige, hoffe ich, dass dies jene zum Nachdenken anregt, die ihre vermeintlich rebellische Haltung bisher nicht hinterfragt haben.
Seid Gut Zueinander ist eine eindringliche Botschaft des Zusammenhalts und der Empathie im Umgang mit anderen. Das Leben ist kurz, und man sollte nicht verpassen, für andere da zu sein. Der Song erklingt melodisch und rockig und wird durch ein emotionales Solo von Liz auf der Leadgitarre abgerundet, das das Potenzial hat, tiefgehende Emotionen beim Zuhörer zu wecken. Liz betont die Wichtigkeit der Menschen, die uns nahestehen, und mahnt uns, ihnen unsere Liebe und Wertschätzung zu zeigen, bevor es vielleicht zu spät ist.
Musikalische Vielfalt statt Schema F
Mit Nicht Alles Gesagt haben Die Dorks schon einmal eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass sie das Zeug haben, tiefgründige Emotionen zu transportieren. Nun, mit Wer Nimmt Mir Die Angst, setzen sie noch einen drauf. Während elektrische Gitarren durch ihre Robustheit beeindrucken können, geht es bei Akustikgitarren vor allem darum, Gefühle zu vermitteln. Und genau das schaffen Die Dorks mit Bravour. Die emotionale Tiefe des Stücks wird einerseits durch das virtuose Spiel von Mark Von Elend und Liz Dork und andererseits durch Liz‘ ergreifenden Gesang transportiert, der einem Gänsehaut verleiht. Ja, zum ERSTEN MAL hat es Liz geschafft, dem Kritiker, der zugleich ein Fan von ihr ist, Tränen in die Augen zu treiben. Was zeichnet einen herausragenden Musiker aus? Wenn man sich in seiner Kunst verstanden fühlt. Und genau das hat Liz Dork bei mir erreicht.
Der Song handelt von der Angst vor Verlust, dem Verlust eines geliebten Menschen und der Furcht vor negativen Veränderungen. Er beschreibt den Schmerz, einen nahestehenden Menschen zu verlieren, der nicht mehr unter uns weilt. Ein Gefühl der Hilflosigkeit und tiefen Trauer wird spürbar gemacht. Die Dorks schenken uns ein wunderschönes akustisches Werk voller Sehnsucht und Trauer. Sie singen von einem Menschen, der einen vor der Welt beschützt hat und nun fehlt. Dieses lyrische Meisterwerk hinterlässt den Hörer in einem Zustand der Unsicherheit und Angst, und geht wahrlich unter die Haut.
Ein ähnlich instrumenteller Ansatz wird von Die Dorks mit ihrem melancholischen Song Weil Die Erde Brennt geliefert. Beginnend mit akustischen Gitarren, wechseln Die Dorks im Refrain zu kraftvollem Heavy Rock und pendelt zwischen sanfter Akustik und intensiver Rockmusik hin und her. Dies erinnert an ein Wechselbad der Gefühle, wodurch Die Dorks der zugrunde liegenden Botschaft Tiefe verleihen. Es thematisiert, dass die Menschen die Natur und unseren Planeten besser behandeln sollten, da sonst fatale Konsequenzen für kommende Generationen drohen könnten.
Vollgas Richtung Heavy Rock mit punkiger Attitüde
Mit kraftvoller und mitreißender Rockmusik setzt Nein Sagen ein deutliches Zeichen gegen den sogenannten „Zombieismus“ einiger Zeitgenossen und fordert dazu auf, dem System mutig entgegenzutreten. Dabei tun sie dies nicht plakativ, sondern auf eine beeindruckend tiefgründige Weise. Es ist beinahe unfassbar, wie viele Menschen sich durch unsichtbare Ketten gebunden fühlen und sich dennoch für frei halten. Sie erkennen nicht, wie sehr sie sich durch ihre Engstirnigkeit selbst schaden. Die Dorks bringen diese Botschaft in ihrem Song gekonnt zum Ausdruck und betonen dabei, dass sie stets ihren eigenen Weg gehen – und das ist wahrhaftig Punk! Die Dorks repräsentieren eine Stimme, die ernst genommen werden sollte.
Von Arschkriechern zu Cybermobbern
Die zweite und zugleich titelgebende Videosingle Geschäftsmodell Hass von Die Dorks zeichnet sich durch eine beeindruckende Metalpunk-Instrumentierung aus. Darin setzen sich Die Dorks kritisch mit Cybermobbern und von Hass angetriebenen Sadisten auseinander, die ihren im virtuellen Raum geäußerten Hass auch ins echte Leben übertragen. Mit eindringlichen Worten mahnen Bons Drok, Mark Von Elend und Liz Dork und prangern diese moderne Form der Unmenschlichkeit an. Die Dorks beeindrucken mit einer erstklassigen musikalischen Untermalung und fesselnden Texten. Der eingängige Refrain bleibt nachhaltig im Ohr. Deutlich und unmissverständlich äußern Die Dorks ihre Meinung und nehmen Internetstalker und Hetzer ins Visier.
Melodisch und stark an Heavy Metal angelehnt präsentiert sich der Song Hinterm Horizont. Dabei wird unmissverständlich klar, wer hier kritisiert wird. Liz zeigt in diesem Lied symbolisch und deutlich ihren Unmut gegenüber einer bestimmten „blauen“ Richtung und anderen Repräsentanten dieses Staates. Mit ihrem melodischen Können demonstrieren die Dorks ihre Standpunkte gegenüber gefühllosen Tölpeln und Psychopathen, die Schwierigkeiten mit den Unterschieden der Menschen haben. Ein besonderes Highlight des Liedes ist ein virtuos inspiriertes Gitarrensolo, das als endgültiger Weckruf dient. „Was soll hinterm Horizont sein, wenn davor nichts ist?“ hinterfragt Liz und appelliert damit an die Zuhörer, die Augen zu öffnen.
Mit Ich Bin Satt präsentieren Die Dorks den vorletzten musikalischen Höhepunkt, und das mit einer dem Text angemessenen Schwermütigkeit. Durch den Song bringen Die Dorks zum Ausdruck, dass sie genug von dem fordernden Denken einer Leistungsgesellschaft haben und, wie der Titel bereits suggeriert, schlichtweg satt sind. Unterstrichen durch Doublebass-Drums und beeindruckenden Gitarrensoli, steigert sich der Song im Tempo. Er erzählt von einer Person, die aus einem Teufelskreis ausbrechen möchte und schlichtweg genug hat.
Zum Abschluss noch ein Tritt in den Allerwertesten
Als krönenden Abschluss legen Die Dorks nochmals kräftig nach, sowohl musikalisch mit einer rasanten Metalpunk-Melodie als auch inhaltlich. Sie nehmen selbsterklärte Rebellen ins Visier, die sich in ihrer Naivität für besonders kritisch halten und über angebliche Unterdrückung in diesem Land lamentieren. Ironischerweise würden ihre bevorzugten politischen Kräfte genau diese Unterdrückung fördern. Es ist kaum vorstellbar, aber in einer echten Diktatur – so wie sie es in ihrer narzisstischen Verzerrung darstellen – gäbe es statt jammernden Kritikern plötzlich „vermisste“ Personen. Diese selbsternannten Repräsentanten proklamieren, „das Volk“ zu sein, doch welches genau? Sicherlich keines, dem man angehören möchte. Liz Dork drückt dies gekonnt aus und liefert gemeinsam mit ihrem Team eine meisterhafte musikalische Begleitung, die nicht nur zum Tanzen einlädt, sondern auch durch perfekte Komposition und Virtuosität besticht. „Wenn ihr das Volk seid, dann will ich es nicht sein!“ – treffender könnte die Botschaft kaum formuliert werden.
Die Wertung:
➤ Songwriting: 10 von 10 Punkten
➤ Komposition: 10 von 10 Punkten
➤ Musikalische Fähigkeit: 9 von 10 Punkten
➤ Produktion: 10 von 10 Punkten
➤ Gesamtwertung: 9,75 von 10 Punkten
Das Fazit:
Auf Geschäftsmodell Hass zeigen sich Die Dorks weiterentwickelter und lassen ihren Spirit dennoch aufleben. Geschäftsmodell Hass ist wohl ihr bis dato bestes Langspielwerk!
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