Es gibt Serien, die nach einem Überraschungserfolg in der zweiten Runde nervös werden: Sie häufen Nebenplots an, verlieren ihr Profil und rennen dem eigenen Ruhm hinterher. Wednesday – Staffel 2 tut das Gegenteil. Sie wirkt so, als hätte das Kreativteam eine Inventur gemacht: Was macht Wednesday aus? Was hat in Staffel 1 wirklich gezündet? Die Antwort führt zu einer Staffel, die ihre Stärken selbstbewusst verdichtet: mehr Mystery, mehr morbider Witz, mehr Weltbau rund um die Schule und die Addams-Familie – und weniger Ballast. Von der ersten Szene an legt Wednesday – Staffel 2 ein Gefühl von Kontrolle an den Tag: klare Setups, deutlichere Motivationen, präzisere Figurenbögen. Und über all dem thront die Hauptfigur Wednesday selbst, verkörpert von Jenna Ortega, deren Timing, Körpersprache und ungerührte Schlagfertigkeit erneut zur eigentlichen Schwerkraft dieser Serie werden.
Man spürt, wie sorgfältig Wednesday – Staffel 2 die Tonalität kalibriert: Der Humor bleibt pechschwarz, aber nicht zynisch; die Detektivgeschichte ist verschachtelt, aber nie verworren; die Coming-of-Age-Momente sind pointiert, ohne die Figur zu „erklären“. Vor allem aber ist Wednesday – Staffel 2 ein Statement der Form: visuell durchkomponiert, dramaturgisch straffer als zuvor, mit Setpieces, die den Spagat zwischen Grusel, Slapstick und klassischem Internatskrimi reizvoll auskosten. Wer an Wednesday die Mischung aus kalter Eleganz und trockenem Hohn mochte, bekommt hier die konzentrierte, reifere Version.
Dramaturgie & Erzählrhythmus
Wednesday – Staffel 2 setzt auf einen deutlich rhythmischeren Verlauf der Mystery-Handlung. Statt verstreuter Episodenabenteuer zieht ein roter Faden durch die Staffel, der Hinweise, Finten und Enthüllungen sauber strukturiert. Entscheidender Unterschied: Wednesday agiert weniger reaktiv und deutlicher als Antrieb der Geschichte. Sie verfolgt Spuren, initiiert Konfrontationen, wählt Verbündete – und zahlt den Preis für falsche Schlüsse. Das macht die Ermittlung spannender und die Figur verletzlicher, ohne den typischen Panzer von Wednesday abzuschleifen.
Gelungen ist auch, wie Wednesday – Staffel 2 seine Spannungsplateaus setzt. Jede Folge besitzt ein greifbares Ziel – ein Objekt, ein Geheimnis, eine Person – und landet auf einem dramaturgischen Nagel, der Lust auf das nächste Kapitel macht. Gleichzeitig wird die große Staffelkurve gepflegt: Hinweise, die früh wie Dekoration wirken, entfalten später Gewicht. Das ist klassische Detektivdramaturgie, aber in einer angenehm modernen, ironiefesten Verpackung.
Figuren & Schauspiel
Im Zentrum steht natürlich Wednesday, und Jenna Ortega spielt sie erneut wie eine Rasierklinge: präzise, kühl, witzig. Die Rolle lebt von winzigen Verschiebungen – ein minimal angehobener Augenbrauenbogen, eine halbe Sekunde Verzögerung vor einer Pointe – und Jenna Ortega trifft diese Mikrodosierungen mit chirurgischer Sicherheit. Besonders stark sind Momente, in denen Wednesday mit ihrer eigenen Strenge kollidiert: Wenn Loyalität, Wahrheitssuche und persönlicher Stolz nicht deckungsgleich sind, wird die Figur komplex, ohne ihren Mythos zu verlieren.
Rund um sie gewinnt das Ensemble an Kontur. Enid erhält echte Entwicklung statt bloßer Sidekick-Aufgaben; die Freundschaft zu Wednesday wird nicht romantisiert, sondern als forderndes, manchmal schmerzhaft ehrliches Band gezeichnet. Gomez und Morticia treten markanter auf, ohne die Serie in eine Familienrevue zu verwandeln. Ihre Szenen mit Wednesday balancieren liebevollen Kitsch und Addams-Skurrilität, was den emotionalen Unterbau stärkt. Pugsley bekommt mehr als nur Opfer-Momente ab; sein Anteil an Mut und Loyalität wird sichtbarer. Und natürlich sorgt Thing weiterhin für pantomimische Brillanz – kleine, perfekte Akzente, die jede ernste Szene im richtigen Moment perforieren.
Bemerkenswert ist, wie Wednesday – Staffel 2 seine Nebenfiguren führt. Antagonisten sind selten reine Schurken; sie haben Ziele, die aus ihrer Perspektive Sinn ergeben. Potenzielle Verbündete sind nie nur nützlich, sondern zwingen Wednesday zu Entscheidungen, die an ihrem Selbstbild rütteln. Diese Figurenarbeit verleiht der Geschichte ein subtiles moralisches Flimmern, das weit über „Wer war’s?“ hinausgeht.
Regiehandschrift & Inszenierung
Die Inszenierung pflegt weiterhin das Markenzeichen der Serie: gothische Tableaus, pointierte Bildkompositionen, klare Achsen in Dialogszenen, die Raum für Timing und Totpanorama lassen. Wo andere Shows hektisch schneiden, vertraut Wednesday – Staffel 2 der Komik eines starren Blicks oder der Eleganz eines langsamen Kamerazugs. Wenn Wednesday einen Raum betritt, wird das nicht mit lauten Effekten, sondern mit Haltung erzählt: Geometrie, Licht, Blickachsen. Der Witz entsteht aus Ordnung, der Schrecken aus Disziplin – ein herrlicher Gegensatz, der auch nach vielen Folgen nicht stumpf wird.
Die großen Setpieces – ein nächtlicher Erkundungsgang, ein rituell aufgeladenes Schulfest, eine Verfolgung, die eher psychologisch als physisch tickt – sind mit spürbarer Freude an Mechanik gebaut. Sie funktionieren als Schauwert, aber auch als Erzählmotor: Jede Aktion schiebt die Figur ein Stück weiter in ihre Entscheidungskrise.
Weltbau, Ausstattung & Atmosphäre
Wednesday – Staffel 2 vertieft die Spielorte, ohne sie zu überfrachten. Klassenzimmer, Labore, verwinkelte Korridore, verbotene Archive – alles hat eine Funktion in der Story und eine Stimmung, die sofort lesbar ist. Der Look bleibt markant: kalte, gedeckte Paletten treffen auf präzise gesetzte Kontrastfarben; Accessoires sind nicht Deko, sondern Bedeutungsträger (Schlüssel, Embleme, Masken). Kostüme erzählen leise Geschichten: Wednesday in ihrer strengen Monochromie wirkt wie ein schwarzer Taktgeber, um den die bunteren Figuren rotieren. Enid ist weiterhin farb- und musterfreudig, doch die Palette ist subtiler, reifer; Gomez und Morticia erscheinen wie wandernde Schattenrisse, aus denen plötzlich Wärme blitzt.
Die Atmosphäre profitiert von dieser Genauigkeit. Wednesday ist kein Horror im engeren Sinn, aber die Staffel liebt das Unheimliche: knarzende Stille, flackerndes Licht, Räume, die mehr verbergen, als sie zeigen. Gleichzeitig gönnt sich Wednesday – Staffel 2 humorvolle Ventile, die nie zur Selbstparodie kippen. Es ist dieser kontrollierte Wechsel von Spannung und trockenem Witz, der die Serie so süchtig macht.
Musik & Sounddesign
Der Score bleibt ein leiser, aber bestimmender Puls. Statt alles zuzukleistern, setzt Wednesday – Staffel 2 auf sparsame Motive, die Szenen entweder antacken oder in der Schwebe halten. Gerade die Detektivpassagen profitieren von rhythmisch klaren Patterns, während intime Gespräche oft dem natürlichen Raumklang vertrauen. Pop-Einschübe sitzen gezielt – nicht als Playlist-Marketing, sondern als Charakterkommentar. Wenn Wednesday die Welt beobachtet, hören wir mit: Musik als sarkastische Randnotiz. Der Auftritt von Lady Gaga war genial und unvorhergesehen.
Themen & Motive
Kern bleibt das, was Wednesday immer ausgezeichnet hat: Anderssein nicht als Problem, sondern als Methode. Wednesday – Staffel 2 interessiert sich für Verantwortung – für Freunde, für Familie, für die Konsequenzen eigener Entscheidungen. Wahrheitssuche hat einen Preis, und Wednesday muss ihn bewusst zahlen. Gleichzeitig verhandelt die Staffel Loyalität ohne Kitsch: Treue heißt nicht Gefolgschaft, sondern Reibung aushalten. Besonders schön ist, wie die Serie Komik nicht gegen Emotion ausspielt, sondern beides in dieselbe Geste legt: ein scharfer Spruch, der eigentlich Zuneigung ist; eine kalte Analyse, die in Wahrheit Fürsorge bedeutet.
Tempo, Struktur und Klarheit
Ein spürbarer Fortschritt gegenüber der ersten Staffel ist die Konzentration auf das Wesentliche. Wednesday – Staffel 2 verzichtet weitgehend auf ablenkende Romanzen und nutzt die frei gewordene Erzählzeit für Mythologie, Figurenbeziehungen und saubere Ermittlungsschritte. Dadurch entsteht ein erzählerischer Sog, der bis zum Finale trägt. Wichtig: Die Auflösungen fühlen sich verdient an. Hinweise wurden vorher platziert, Widersprüche sauber geerdet. Das macht das Wiedersehen mit früheren Szenen lohnend – man erkennt, wie sorgfältig Fährten gelegt wurden.
Kleine Schönheitsfehler (ohne die Bilanz zu trüben)
Selbst eine sehr starke Staffel ist nicht frei von Unebenheiten. Manches Rätsel wird in Dialogen etwas erklärfreudig gelöst; ein, zwei Nebenplots wären vielleicht nicht nötig gewesen. Und gelegentlich droht Wednesday fast zu perfekt zu funktionieren – Fehler sind rar, echte Niederlagen kurz. Doch das sind letztlich Nuancen. Das Gesamtpaket bleibt so fokussiert, dass diese Momente eher auffallen, als dass sie stören.
Vergleich zur ersten Staffel
Wer Wednesday – Staffel 1 mochte, wird Wednesday – Staffel 2 lieben. Die zweite Staffel ist nicht größer, sondern besser sortiert. Die Mystery ist dichter, die Gags sind präziser, die visuellen Ideen treffsicherer. Vor allem aber wirkt Wednesday als Figur noch eigenständiger: weniger Reaktion auf Umstände, mehr bewusste Wahl. Damit erfüllt Wednesday – Staffel 2 das Versprechen der ersten – und übertrifft es in der Ausführung.
Unsere Wertung:
➤ Schauspielerische Leistung: 9,5 von 10 Punkten
➤ Produktion und Ambiente: 9,2 von 10 Punkten
➤ Storyline: 8,8 von 10 Punkten
➤ Soundtrack: 8,6 von 10 Punkten
➤ Gesamtwertung: 9,0 von 10 Punkten
Unser Fazit:
Wednesday – Staffel 2 ist die seltene Fortsetzung, die mit Ruhe, Witz und Formbewusstsein überzeugt. Statt aufzuplustern, schärft sie Profil und Haltung. Jenna Ortega liefert eine Sternstunde kontrollierter Komik, Enid, Gomez, Morticia, Pugsley und Thing sind mehr als schmückendes Beiwerk, und die Inszenierung verbindet gothische Eleganz mit satter Erzählökonomie. Das Ergebnis ist eine Staffel, die man am Stück verschlingt – und danach einzelne Folgen gern erneut öffnet, um die handwerklichen Details zu genießen.
Besetzung und Details
Produktionsfirmen / „Filmstudio“
- MGM Television
- Millar Gough Ink
- Tim Burton Productions
- Toluca Pictures
- Jenna Ortega – Wednesday Addams
- Emma Myers – Enid Sinclair
- Hunter Doohan – Tyler Galpin
- Joy Sunday – Bianca Barclay
- Georgie Farmer – Ajax Petropolus
- Moosa Mostafa – Eugene Ottinger
- Isaac Ordonez – Pugsley Addams
- Luis Guzmán – Gomez Addams
- Catherine Zeta-Jones – Morticia Addams
- Fred Armisen – Uncle Fester
- Victor Dorobantu – Thing
- Jamie McShane – Sheriff Donovan Galpin
- Luyanda Unati Lewis-Nyawo – Deputy Ritchie Santiago
- George Burcea – Lurch
- Steve Buscemi – neuer Schulleiter von Nevermore
Regie (Auswahl)
- Tim Burton (ausgewählte Episoden)
- Paco Cabezas
- Angela Robinson
Showrunner / Serienschöpfer
- Alfred Gough & Miles Millar
Produzenten (Auswahl)
- Alfred Gough, Miles Millar, Tim Burton, Steve Stark, Andrew Mittman, Gail Berman, Kayla Alpert, Jonathan Glickman, Tommy Harper, Kevin Lafferty, Kevin Miserocchi
Musik
- Danny Elfman (Titelthema)
- Chris Bacon (Score)
Mehr zu Wednesday im Netz:
Wednesday auf Netflix ansehen:
https://www.netflix.com/title/81231974
Wednesday bei Facebook:
https://www.facebook.com/p/Wednesday-Netflix-100082288898489/
Wednesday bei Instagram:
https://www.instagram.com/wednesdaynetflix/

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