Halloween! Die Kultreihe um Michael Myers auf dem Prüfstand (inkl. Ranking) [ Horror | Thriller | Mystery ]

Was wäre ein Special zu kultigen Horrorfilm-Reihen, wenn wir nach Freitag der 13. und Nightmare On Elmstreetnicht auch dem stummen Schatten von Haddonfield huldigen würden? Unsere Halloweek ist die perfekte Woche, um Michael Myers zurück an die Vorstadtkreuzungen zu rufen. Das weiße, ausdruckslose Gesicht, das schwere Atmen, der kalte Synth-Puls von John Carpenter – die Nacht gehört dem lautlosen Schritt. Dieses Special sortiert die komplette Reihe „Halloween“ nach Atmosphäre, Spannungsdramaturgie, ikonischen Momenten und filmischem Handwerk. Von minimalistischem Meisterwerk über alternative Zeitlinien bis zu wagemutigen Reboots: Hier ist die große, ausführliche Tour durch alle Filme, geordnet vom stärksten bis zum schwächsten. Inklusive interaktivem Inhaltsverzeichnis.




„Halloween“ (1978) – Der Schatten in der Vorstadt

Original-Trailer (Movieclips Classic Trailers)

Beschreibung

Haddonfield, Illinois. Am Halloweenabend 1963 begeht der sechsjährige Michael Myers einen unbegreiflichen Mord und verstummt in der Anstalt zu einer Leerstelle menschlicher Regung. Fünfzehn Jahre später bricht er aus – ein geisterhaft routinierter Vorgang, nüchtern inszeniert, wodurch das Unerklärliche nur greller hervortritt. Zurück in Haddonfield beobachtet Michael die Straßen wie ein Jäger sein Revier: Hecken, Wäscheleinen, Schlafzimmerfenster. Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) plant Babysitting und Hausaufgaben, ohne zu ahnen, dass der Tod bereits die Architektur ihrer Umgebung abmisst. Dr. Loomis (Donald Pleasence) erkennt den Ernst – nicht als Psychiater, sondern als Warner, der die Stadt wie ein apokalyptischer Prediger umkreist. Die Nacht entlädt sich in einer Kette aus scheinbar kleinen, aber präzisen Entscheidungen: ein falscher Blick, eine unverschlossene Hintertür, eine Kellerlampe, die nicht anspringt. Der Showdown in den Zimmern des Doyle-Hauses verwandelt Alltag in Tötungsgeometrie; Schranktüren, Gardinen, Treppenstufen werden zu Waffen. Michael fällt, Michael steht auf; am Ende zählt der Film die leeren Räume, als würde die Stadt selbst weiteratmen.

Unsere Kritik:

John Carpenter konstruiert Spannung wie ein Architekt: Linien, Sichtachsen, Offräume. Die Eröffnungs-POV-Sequenz erklärt die Grammatik – wir schauen durch Täteraugen und fühlen uns trotzdem nie eingeweiht. Carpenters Score ist nicht nur Begleitung, sondern Metronom der Gefahr; jede Figur bewegt sich auf einem unsichtbaren Takt, den der Killer schlägt. Jamie Lee Curtis erfindet das Final Girl neu: nicht als Zufällige, sondern als Beobachterin, die lernt, den Blick zurückzuwerfen. Donald Pleasence gibt Loomis die Aura eines Mannes, der in den Abgrund sah und darin nichts fand – eine leergeräumte Diagnostik, die Myers gerade deshalb zum Mythos erhebt. Der Film verweigert psychologische Erklärungen, meidet Spektakelblut und erzielt seine Härte durch Form: lange Einstellungen, vorsichtige Schwenks, punktgenaue Panik. „Halloween“ ist Kunst der Subtraktion; alles Überflüssige wurde abgetragen, bis nur noch kalte Präzision und unser eigenes Kopfkino übrig bleiben. Genau so entsteht ein Klassiker: aus Disziplin, nicht aus Größe.

Unsere Wertung:

Schauspielerische Leistung: 9,2 von 10 Punkten
Produktion: 9,5 von 10 Punkten
Storyline: 9,4 von 10 Punkten
Soundtrack: 9,6 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 9,4 von 10 Punkten


„Halloween“ (2018) – Trauma als Gegenkraft

Trailer zum 2018er-Sequel (Universal)

Beschreibung

Vierzig Jahre nach der ersten Nacht hat Laurie Strode ihr Leben zum Bollwerk umgebaut: Schießstand, Stahlriegel, geheimer Kellerraum. Der Preis: entfremdete Familie, ein Alltag voller Hypervigilanz. Als Michael Myers bei einem Gefangenentransport entkommt, wird Haddonfield erneut zur Beute. Der Film folgt parallelen Bahnen: Lauries belagerter Haushalt; Karen (Judy Greer), die die Paranoia der Mutter ablehnt; Allyson (Andi Matichak) als Generation dazwischen. Zwischen nächtlichen Gängen, Küchenlichtern und Straßenlaternen entfaltet sich eine Gegenjagd: Laurie will die Logik umdrehen und den Jäger in ihre Falle ziehen. Das Finale im Strode-Haus klappt wie ein mechanisches Buch: Schotten dicht, Zimmer für Zimmer, Flammen als Katharsis. Doch selbst am Ende ist das Böse weniger besiegt als eingesperrt.

Unsere Kritik:

David Gordon Green kalibriert den Ton zwischen Tradition und Moderne. Die Kamera verneigt sich vor Carpenters Blickökonomie, wagt aber Konfrontationen, die direkter und härter sind. Der Score – Carpenter mit Cody Carpenter und Daniel Davies – erweitert das Thema um dunkle, dröhnende Texturen; vertraut und doch frisch. Jamie Lee Curtis liefert eine der besten Genre-Rückkehrleistungen: nicht Nostalgie, sondern Charakterbiografie. Die Nebenplots (True-Crime-Podcaster, Arztethik) sind Geschmacksfrage, verdichten aber die Idee, dass Gewalt medial verwertet wird. Stark ist der filmische Gedanke, aus Lauries Haus eine umgekehrte Meyers-Topographie zu bauen: Wo früher Schutz war, ist nun Falle; wo früher Flucht war, ist Strategie. Dass die Gewalt expliziter ausfällt, nimmt der Figur nichts, dem Mythos kaum – und verleiht dem Sequel eine heutige Härte, die nicht anbiedert.

Unsere Wertung:

Schauspielerische Leistung: 8,8 von 10 Punkten
Produktion: 8,8 von 10 Punkten
Storyline: 8,5 von 10 Punkten
Soundtrack: 9,0 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 8,7 von 10 Punkten


„Halloween III: Season of the Witch“ (1982) – Die anthologische Abzweigung

Theatrical Trailer

Beschreibung

Kein Michael, kein Haddonfield: Stattdessen das Firmen-Imperium Silver Shamrock, dessen Masken und TV-Spots das Land hypnotisieren. Arzt Dan Challis (Tom Atkins) stolpert von einer Notaufnahme in ein Verschwörungsgeflecht aus gesichtslosen Wachmännern, technomagischen Mikrochips und einem irisch-heidnischen Ritual. Motels, Fabrikhallen und staubige Landstraßen bilden eine Amerika-Karte der Paranoia, die unmerklich in Folkhorror kippt. In der Fabrik entlädt sich die Erkenntnis, dass Kommerz und Kult längst ineinandergegriffen haben: Ein Werbejingle wird zur Beschwörung, Kinderzimmer zur Liturgie. Das Finale ist ein Countdown am Telefon – ein Mensch gegen Mediennetz, ein Schrei gegen einen Sendemast.

Unsere Kritik:

Tommy Lee Wallace wagt, die Marke zu sprengen – und trifft damit in der Rückschau ins Schwarze. Der Film ist eine kalte Allegorie auf Konsum, Massenmedien und Ritualisierung des Alltags; seine Welt ist klinisch ausgeleuchtet, aber metaphysisch kontaminiert. Der hypnotische Elektro-Score von Carpenter/Howarth pumpt wie ein toxisches Herz durch die Bilder. Dramaturgisch gibt es Härten (Romanze im Schnellverfahren, abrupte Enthüllungen), doch die Vision ist geschlossen: Technologie ist Magie, wenn niemand mehr nach dem „Warum“ fragt. „Season of the Witch“ funktioniert als 80s-Paranoia-Thriller ebenso wie als Halloween-Variatio ohne Messer – und beweist, dass Mythos nicht zwangsläufig Maske bedeutet.

Unsere Wertung:

Schauspielerische Leistung: 7,9 von 10 Punkten
Produktion: 8,2 von 10 Punkten
Storyline: 8,1 von 10 Punkten
Soundtrack: 8,6 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 8,1 von 10 Punkten

  • Regie & Drehbuch: Tommy Lee Wallace
  • Besetzung: Tom Atkins, Stacey Nelkin, Dan O’Herlihy
  • Musik: John Carpenter, Alan Howarth
  • Studio: Universal Pictures
  • Veröffentlichung: 1982

„Halloween H20: 20 Years Later“ (1998) – Rückkehr mit Schere und Stil

Trailer zu H20

Beschreibung

Laurie lebt unter neuer Identität als Direktorin eines abgelegenen Elite-Campus in Kalifornien. Tage sind ritualisiert, Nächte gezählt; Alkohol und Kontrolle halten die Erinnerung in Schach. Ihr Sohn John (Josh Hartnett) ringt um Normalität und Grenzen, während Michael die Sicherheitsmaßnahmen des Campus testet wie ein Raubtier einen Zaun. Die Halloween-Nacht verschließt das Gelände; was folgt, ist ein präzises Katz-und-Maus-Spiel aus Gängen, Küchen, Innenhöfen und Fluchtwegen. Als Laurie begreift, dass Flucht nur Verlängerung ist, wendet sie die Richtung: vom Opfer zur Jägerin. Der Schlussteil – Axt, Lieferwagen, Unfall, der finale Schnitt – ist kathartische Aktion in einer Reihe, die sonst oft das Unabschließbare betont.

Unsere Kritik:

Steve Miner liefert einen kompakten, hoch konzentrierten Slasher im 90er-Hochglanzmantel, ohne die Struktur zu verwässern. Jamie Lee Curtis spielt Laurie nicht als Nostalgiefigur, sondern als Frau, die gelernt hat, mit Angst zu funktionieren – eine starke, körperliche Performance. Der Film ist weniger mythologisch aufgeladen als andere Einträge, dafür rhythmisch straff, mit gut lesbarer Raumlogik und pointierten Suspense-Beatdowns. Musikalisch schielt H20 Richtung zeitgenössischer Thriller-Ästhetik, was man mögen muss; die Inszenierung gleicht das mit klarer Bildsprache aus. Ergebnis: ein sauberes, spannendes Kapitel, das nicht groß denkt, aber sehr präzise fühlt.

Unsere Wertung:

Schauspielerische Leistung: 8,3 von 10 Punkten
Produktion: 8,0 von 10 Punkten
Storyline: 7,9 von 10 Punkten
Soundtrack: 7,6 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 8,0 von 10 Punkten

  • Regie: Steve Miner
  • Drehbuch: Robert Zappia, Matt Greenberg
  • Besetzung: Jamie Lee Curtis, Josh Hartnett, Michelle Williams, LL Cool J
  • Musik: John Ottman
  • Studio: Dimension Films (Miramax)
  • Veröffentlichung: 1998

„Halloween II“ (1981) – Klinik der Schatten

Trailer (Shout! Factory)

Beschreibung

Die Nacht setzt nahtlos fort. Laurie wird in ein halbleeres Krankenhaus verlegt, dessen sterile Flure wie endlose Warteschleifen wirken. Während Dr. Loomis mit Polizei und Verwaltung kollidiert, schreitet Michael unbeirrt weiter – durch Kellerräume, Versorgungsstationen, dunkle Parkplätze. Der Film verdichtet den Schauplatz zur Falle: automatische Türen, zu wenige Mitarbeiter, zu viel Neon. In Rückblenden wird die Verbindung zwischen Laurie und Michael enger geknotet, als es vielen lieb ist. Das Finale in der Brennkammer ist ein infernalischer Schlussakkord aus Feuer, Schüssen und Stille, der die erste Nacht scheinbar beschließt.

Unsere Kritik:

Rick Rosenthal wahrt die ästhetische Linie, hebt den Explizitheitsgrad – ein produktionszeittypischer Kompromiss. Atmosphäre und Topographie sind stark: Die Klinik ist kein Ort der Heilung, sondern eine Verwaltung des Sterbens. Der umstrittene „Schwester“-Twist gibt der Reihe eine Soap-Schwere, die sie später mühsam abstreifen musste; gleichzeitig treibt er die Figuren emotional an. Musikalisch führt Carpenter/Howarth das Thema in synthetische Kälte, die den Raum frösteln lässt. Als unmittelbare Fortsetzung ist „Halloween II“ effektiv, als eigenständiger Horrorfilm robust – weniger elegant, aber dunkel, druckvoll und sehr sicher im Setpiece-Handwerk.

Schauspielerische Leistung: 8,0 von 10 Punkten
Produktion: 8,2 von 10 Punkten
Storyline: 7,6 von 10 Punkten
Soundtrack: 8,3 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 8,0 von 10 Punkten

  • Regie: Rick Rosenthal
  • Drehbuch: John Carpenter, Debra Hill
  • Besetzung: Jamie Lee Curtis, Donald Pleasence, Charles Cyphers
  • Musik: John Carpenter, Alan Howarth
  • Studio: Universal Pictures
  • Veröffentlichung: 1981

„Halloween 4: The Return of Michael Myers“ (1988) – Heimkehr der Legende

Original-Trailer

Beschreibung

Nach Jahren im Koma erwacht Michael beim zufälligen Hören des Namens seiner Nichte Jamie Lloyd (Danielle Harris). Sein Weg nach Haddonfield ist ein Herbstpanorama: Tankstellen, Diner, dunkle Landstraßen. Sheriff Meeker und Dr. Loomis versuchen, eine Stadt zu schützen, die nicht mehr an Bedrohung glaubt, bis der Mob entsteht. Das Finale konzentriert sich auf ein Haus als Burg – Barrikaden, Dachböden, Schutzräume. Der letzte Schockmoment (Jamie, die Schere, das Blut im Badezimmer) brennt sich ein und deutet einen Zyklus an, der auf die nächste Fortsetzung überspringt.

Unsere Kritik:

Dwight H. Little bringt die Reihe zurück zu ihren Wurzeln: Herbstfarben, Nebel, kleine Räume. Danielle Harris trägt viel Emotion, Donald Pleasence spielt Loomis als ausgedehnten Riss in der Realität. Die Maske polarisiert, das Timing sitzt; die Handwerksdisziplin (Licht, Sounddesign, Schnitt) kompensiert dramaturgische Standardwege. „Teil 4“ ist kein stilistisches Wagnis, aber ein verlässlich unheimlicher Rückbau – ein solides Fundament für die späten 80er-Phase des Franchise.

Unsere Wertung:

Schauspielerische Leistung: 7,6 von 10 Punkten
Produktion: 7,7 von 10 Punkten
Storyline: 7,4 von 10 Punkten
Soundtrack: 7,8 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 7,6 von 10 Punkten

  • Regie: Dwight H. Little
  • Drehbuch: Alan B. McElroy
  • Besetzung: Donald Pleasence, Ellie Cornell, Danielle Harris
  • Musik: Alan Howarth
  • Studio: Trancas International Films
  • Veröffentlichung: 1988

„Halloween Kills“ (2021) – Wut in den Straßen

Final Trailer

Beschreibung

Das Feuer löscht keine Legende. Michael entkommt dem Strode-Haus und pflügt durch Haddonfield: Wohnwagen, Hinterhöfe, grelles Wohnzimmerlicht. Während Laurie im Krankenhaus um Fassung ringt, entsteht ein Mob aus Erinnerung und Angst. Alte Figuren (Lindsey, Brackett, Tommy) schließen Kreise, doch die Bewegung kippt vom Schutz zur Selbstjustiz. Rückblenden nach 1978 füllen Lücken, spiegeln aber auch die Unfähigkeit, Lehren zu ziehen. Die Nacht endet mit einem nihilistischen Tablo – das Messer ist weniger Werkzeug als Spiegel.

Unsere Kritik:

Ein wütender, lauter Mittelteil: formal kraftvoll, emotional repetitiv. David Gordon Green orchestriert präzise Kills und starke Musikmomente; die Bildsprache der Straßenaufstände ist aktuell, aber dramaturgisch holzschnittartig. Das „Evil dies tonight“-Mantra ist bewusst plump, doch die Wiederholung entkernt die Aussage. Als Kapitel über Kollektivhysterie funktioniert der Film, als Laurie-Charakterstudie parkt er. Trotzdem: staging, practical effects und Score liefern eine rohe Energie, die die Trilogie auflädt – nur eben ohne die Eleganz des 2018er-Einstiegs.

Unsere Wertung:

Schauspielerische Leistung: 7,3 von 10 Punkten
Produktion: 8,2 von 10 Punkten
Storyline: 6,6 von 10 Punkten
Soundtrack: 8,5 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 7,4 von 10 Punkten

  • Regie: David Gordon Green
  • Drehbuch: Scott Teems, Danny McBride, David Gordon Green
  • Besetzung: Jamie Lee Curtis, Judy Greer, Anthony Michael Hall
  • Musik: John Carpenter, Cody Carpenter, Daniel Davies
  • Studios: Blumhouse, Trancas, Miramax, Universal
  • Veröffentlichung: 2021

„Halloween Ends“ (2022) – Das andere Finale

Offizieller Trailer

Beschreibung

Vier Jahre sind vergangen. Laurie versucht, nach dem Sturm Normalität zu schreiben: ein Buchmanuskript, offene Fenster, Kürbisse in der Küche. Der junge Corey wird nach einem tragischen Unfall zum Sündenbock der Stadt – eine Figur, an der sich kollektive Schuld abarbeitet. Während Gerüchte Michael zum Märchen machen, nistet sich das Böse als Idee ein. Beziehungen verflüssigen sich, Loyalitäten kippen; irgendwo in der Kanalisation atmet der alte Killer noch. Der Film verknüpft Coming-of-Age, Trägheit der Trauer und urbane Mythen zu einem unerwarteten Pfad, bevor er zurückkehrt zum Kern: Laurie vs. Michael, die Küche als Arena, Metall gegen Holz, am Ende ein mechanisch endgültiger Abgang vor den Augen Haddonfields.

Unsere Kritik:

Mutig in der These, uneben in der Durchführung. Ends fragt, ob das Böse eine übertragbare Rolle ist – eine soziale Infektion statt ein einzelner Mann. Das ist klug und provokant, raubt der Abschlussrunde aber lange den Fokus. Jamie Lee Curtis spielt Laurie mit müder Wärme und entschlossener Restwut, Rohan Campbell gibt Corey eine gefährliche Fragilität. Der Score bleibt stark, die Bildsprache wechselt zwischen melancholischen Blautönen und brutalen Einschüben. Das Finale liefert, doch der Weg dorthin wird einige Fans verlieren und andere neu gewinnen. Ein ungerades, interessantes Schlusswort, das Diskussionen wichtiger nimmt als Fanservice.

Unsere Wertung:

Schauspielerische Leistung: 7,5 von 10 Punkten
Produktion: 7,8 von 10 Punkten
Storyline: 6,9 von 10 Punkten
Soundtrack: 8,2 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 7,3 von 10 Punkten

  • Regie: David Gordon Green
  • Drehbuch: Paul Brad Logan, Chris Bernier, Danny McBride, David Gordon Green
  • Besetzung: Jamie Lee Curtis, Andi Matichak, Rohan Campbell, James Jude Courtney
  • Musik: John Carpenter, Cody Carpenter, Daniel Davies
  • Studios: Blumhouse, Trancas, Miramax, Universal
  • Veröffentlichung: 2022

„Halloween: The Curse of Michael Myers“ (1995) – Dornen und Dogmen

Theatrical Trailer

Beschreibung

Jahre nach den Ereignissen von Teil 5 spannt eine Sekte das Thorn-Symbol über Michaels Geschichte: Runen, Rituale, Blutlinien. Tommy Doyle (jung: Paul Rudd) verfolgt Obsession statt Spur; parallel gerät eine neue Strode-Generation ins Zielkreuz. Kliniken, Radiostudios, Kellerlabore – Haddonfield wirkt wie eine Collage aus Schauplätzen, die ein Geheimnis erzählen wollen, das sich nie ganz formt. Je nach Schnitt (Kinofassung vs. Producer’s Cut) verschiebt sich das Verhältnis von Okkultismus zu Pulp-Science, das Ende bleibt in jedem Fall eine Flucht durch Flure, gefolgt von ratlosen Credits.

Unsere Kritik:

Ambition kollidiert mit Produktionsrealität. Die Idee, das Unerklärliche mythologisch zu rahmen, ist reizvoll, aber Erklärung tötet Schrecken, wenn sie nicht filmisch getragen wird. Donald Pleasence verabschiedet sich würdevoll, Rudd markiert frühe Starpräsenz, während die Inszenierung zwischen atmosphärischen Gängen und konfuser Exposition pendelt. Was bleibt, sind einzelne starke Momente (der Radiobühnen-Mord, die Laborflucht), eingebettet in eine Erzählung, die den leeren Kern des Bösen füllt – und damit kleiner macht. Interessant als Kuriosum, inkonsistent als Film.

Unsere Wertung:

Schauspielerische Leistung: 7,0 von 10 Punkten
Produktion: 7,1 von 10 Punkten
Storyline: 6,5 von 10 Punkten
Soundtrack: 7,5 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 6,9 von 10 Punkten

  • Regie: Joe Chappelle
  • Drehbuch: Daniel Farrands
  • Besetzung: Donald Pleasence, Paul Rudd, Marianne Hagan
  • Musik: Alan Howarth
  • Studio: Dimension Films
  • Veröffentlichung: 1995

„Halloween“ (2007) – Herkunft unter dem Hammer

Offizieller Trailer (Rob Zombie)

Beschreibung

Rob Zombie erzählt Michael als Produkt von Gewalt, Demütigung und Trash-Realität: ein kaputter Haushalt, ein Junge, der Masken baut, um die Welt zu ertragen. Die Anstaltsjahre sind ein Montage aus Frust, Eskalation, Schweigen. Später wird die 78er-Nacht in grobkörnige Körperlichkeit übersetzt: schwere Schritte, splittriges Holz, Schrei-Dialoge. Laurie (Scout Taylor-Compton) ist eine modernisierte Teenagerfigur, Loomis (Malcolm McDowell) eine mediale Selbstdarstellung, die das Ethos des Originals bewusst bricht. Das Finale ist nicht elegant, sondern brutaler Überdruss – ein Film, der im Lärm seine These sucht.

Unsere Kritik:

Konsequent, kompromisslos, polarisierend. Zombies Ansatz nimmt dem Mythos sein Geheimnis, gewinnt dafür Menschenschmutz; die Kamera riecht beinahe nach Metall und Schweiß. Das kann man als Entmystifizierung verwerfen oder als ehrlichen Versuch lesen, Horror in Körper und Herkunft zurückzuführen. Schauspielerisch solide bis stark, audiovisuell brachial, dramaturgisch schematisch im Remake-Teil. Sehenswert als Gegenentwurf, weniger als „Halloween“-Gefühl.

Schauspielerische Leistung: 7,2 von 10 Punkten
Produktion: 7,4 von 10 Punkten
Storyline: 6,1 von 10 Punkten
Soundtrack: 7,3 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 6,9 von 10 Punkten

  • Regie & Drehbuch: Rob Zombie
  • Besetzung: Scout Taylor-Compton, Malcolm McDowell, Tyler Mane, Sheri Moon Zombie
  • Musik: Tyler Bates
  • Studio: Dimension Films
  • Veröffentlichung: 2007

„Halloween 5: The Revenge of Michael Myers“ (1989) – Atemlos im Herbst

Trailer

Beschreibung

Ein Jahr nach Teil 4 ist Jamie traumatisiert und scheinbar telepathisch mit Michael verbunden – ein Reißverschluss zwischen Opfer und Täter. Dr. Loomis rennt wie ein Rufer im Sturm gegen Behörden, Unmut und die Zeit. Der Film springt zwischen gotischen Farmhäusern, Maskenbällen und urbanen Zwischenräumen; ein mysteriöser Mann in Schwarz deutet größere Pläne an, ohne sie einzulösen. Das Finale im alten Myers-Haus besitzt architektonische Qualität: mehrstöckige Verfolgungsjagden, knarrende Treppen, Räume als Fallen, bis ein Gefängnisgitter mehr Fragen als Antworten bringt.

Unsere Kritik:

Dominique Othenin-Girard experimentiert mit Ton und Bildsprache – mal spannend, mal sprunghaft. Die telepathische Bindung ist eine interessante, aber inkonsequent erzählte Idee; der Mann in Schwarz wirkt wie ein Serienbibel-Teaser. Stark sind einzelne Setpieces und die melancholische Herbsttextur, schwach sind Figurenlogik und Rhythmus. Ein ruppiges, ungleichmäßiges Kapitel mit Funken im Nebel.

Unsere Wertung:

Schauspielerische Leistung: 6,7 von 10 Punkten
Produktion: 6,8 von 10 Punkten
Storyline: 5,9 von 10 Punkten
Soundtrack: 7,0 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 6,5 von 10 Punkten

  • Regie: Dominique Othenin-Girard
  • Drehbuch: Michael Jacobs, Dominique Othenin-Girard, Shem Bitterman
  • Besetzung: Donald Pleasence, Danielle Harris, Wendy Kaplan
  • Musik: Alan Howarth
  • Studio: Trancas International Films
  • Veröffentlichung: 1989

„Halloween II“ (2009) – Schmerz als Ästhetik

Offizieller Trailer #1

Beschreibung

Laurie lebt im Scherbenhaufen: Trauma, Wut, Selbstzerstörung. Michael wandert wie eine Naturgewalt über Felder, verfolgt von Visionen einer weißen Muttergestalt – eine innere Mythologie, die Blut und Familie zu verschlingen droht. Loomis vermarktet das Grauen, bis die Fassade bröckelt. Realität, Albtraum und Wahn überlagern sich, bis ein Farmhaus-Finale mit hämmernder Brutalität alles beendet – oder nur neu eröffnet.

Unsere Kritik:

Ein radikal subjektiver Nachklapp, der Schmerz zur Bildsprache macht. Zombies Vision ist kohärent in der Rohheit, aber destruktiv für den Serien-Mythos: Hier gibt es keine Ikone, nur Wunden. Das kann man respektieren, ohne es zu lieben. Stark gespielt in Momenten, spröde erzählt als Ganzes. Ein Wutausbruch als Film – ehrlicher als viele, aber schwer zu umarmen.

Unsere Wertung:

Schauspielerische Leistung: 6,5 von 10 Punkten
Produktion: 6,9 von 10 Punkten
Storyline: 5,6 von 10 Punkten
Soundtrack: 7,2 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 6,5 von 10 Punkten

  • Regie & Drehbuch: Rob Zombie
  • Besetzung: Scout Taylor-Compton, Malcolm McDowell, Tyler Mane
  • Musik: Tyler Bates
  • Studio: Dimension Films
  • Veröffentlichung: 2009

„Halloween: Resurrection“ (2002) – DangerTainment statt Dämon

Trailer Remastered HD

Beschreibung

Ein Reality-Format will Teenager live im Myers-Haus streamen lassen – Gimmick mit Ansage. Nach einem unglücklichen Prolog für Laurie übernimmt Webcam-POV die Erzählung: Kabel, Kameras, Basecaps, Clickbait. Michael bewegt sich wie ein Störsignal durch dieses Setup und macht mit medienlogischer Präzision kurzen Prozess. Der Showdown führt alles in Strom, Funken und Pyrotechnik über – ein Ende, das nach Reboot riecht.

Unsere Kritik:

Frühe Found-Footage-Impulse treffen Reality-Satire – auf dem Papier interessant, in der Ausführung unentschlossen. Einzelne POV-Ideen haben Witz, werden aber vom Gimmick gefressen. Rick Rosenthal bringt solides Handwerk, doch Tonalität und Figuren sind schwach; Busta Rhymes’ One-Liner zeigen, wie schnell Bedrohung zur Pointe kippt. Das schwächste Kapitel: ein Zeitkapsel-Relikt, das die Reihe eher verwässert als erweitert.

Unsere Wertung:

Schauspielerische Leistung: 6,0 von 10 Punkten
Produktion: 6,4 von 10 Punkten
Storyline: 5,1 von 10 Punkten
Soundtrack: 6,4 von 10 Punkten

Gesamtwertung: 6,0 von 10 Punkten

  • Regie: Rick Rosenthal
  • Drehbuch: Larry Brand, Sean Hood
  • Besetzung: Jamie Lee Curtis, Busta Rhymes, Bianca Kajlich
  • Musik: Danny Lux
  • Studio: Dimension Films
  • Veröffentlichung: 2002

Gesamtwertung des Franchises:

Gesamtwertung: 7,6 von 10 Punkten

Endfazit:

Die Halloween-Reihe ist die Blaupause des Suburbia-Slashers: Am stärksten, wenn Minimalismus und Mythos sich berühren – „Halloween“ (1978) bleibt unantastbar. „Halloween“ (2018) setzt das Thema würdig fort und macht Trauma zur Taktik. „Season of the Witch“ beweist Mut zur Form, H20 bringt kathartische Klarheit, „Halloween II“ (1981) dämmt die Nacht in sterile Flure ein, Teil 4 liefert den herbstlichen Heimkehr-Vibe. Die neue Trilogie schwankt, aber sie klingt und brennt. „Curse“ ist ein okkulter Knoten, die Rob-Zombie-Filme sind kompromisslose Gegenentwürfe und spalten bewusst. „Resurrection“ bleibt ein 2000er-Gimmick. Fazit: Wenn das Gesicht leer ist, muss die Inszenierung sprechen – genau dann ist Halloween groß.

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Mehr dazu im Netz:

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