John Wick: Kapitel 4 – Ein epischer Action-Marathon mit überraschender Tiefe (Kritik) [ Action ]

 

Das vierte Kapitel in der John Wick Reihe klingt im ersten Moment so, als würde man die Kuh weiterhin schön melken wollen und diesen Befürchtung hatte der ein oder andere beim Erfahren eines weiteren Sequels sicherlich.  Doch die Filmreihe verfügt sowohl über das Selbstbewusstsein als auch über die Kreativität, um diese Fortsetzung zu legitimieren. Es ist, als ob die Verfilmung der Offenbarung kurz bevorstünde. Nach einem unerwarteten Sturz von einem New Yorker Dach am Ende von Kapitel 3 im Jahr 2019 kehrt der von Keanu Reeves‚ verkörperte Auftragskiller nun lebendig zurück und durchstreift die Gänge heiliger Kathedralen. Er duelliert sich mit einem Blutsbruder namens Caine (Donnie Yen),

Eine Kurze Beschreibung zum Film

In „John Wick: Kapitel 4“ setzt John Wick seine Rache gegen die Hohe Kammer fort, indem er den Ältesten tötet. Dies führt zu einem tödlichen Duell mit dem Marquis de Gramont und seinem Verbündeten Caine. John sucht Schutz im Continental-Hotel von Osaka und verbündet sich mit alten Freunden, während der Marquis ihm unaufhörlich nachstellt. Ein rituelles Duell wird vorgeschlagen, um die Angelegenheit zu klären. John muss jedoch die Mörderin des Vorsitzenden der Ruska Roma finden und besiegen, um in die Organisation zurückkehren zu dürfen. Schließlich kommt es zu einem spektakulären Duell in Paris, bei dem John den Marquis besiegt, aber schwer verletzt wird. Am Ende deutet ein Grabstein auf Johns möglichen Tod hin.

Selbst bei einer Laufzeit von fast drei Stunden bleibt John Wick: Kapitel 4 so konsequent bei seiner Selbsternsthaftigkeit, dass es beinahe ins Klischee abzzdriften droht. Dennoch handelt es sich um ein ernstzunehmendes Sequel. Ernstzunehmen, selbst an einem Punkt, an dem sie die berühmte Szene aus dem Jahr 1962 aus „Lawrence von Arabien“ nachahmt, in der ein ausgeblasenes Streichholz auf eine schimmernde Wüstenlandschaft übergeht.

Mehr Action, weniger Handlung?

Die Handlung des Films ist minimalistisch: Wicks Überleben bedeutet, dass der mehrere Millionen Dollar schwere Vertrag, der seit Kapitel 2 auf ihm lastet, immer noch in Kraft ist. Das hat schreckliche Konsequenzen nicht nur für den im Ruhestand befindlichen Killer, sondern auch für seine engsten Verbündeten Winston (Ian McShane) und Charon (Lance Reddick, der leider letzte Woche verstorben ist). Ein neuer Gegner, Bill Skarsgård als der Marquis de Gramont, ist aufgetaucht und hat den Befehl, Wick um jeden Preis zu ermorden. Er ist vielleicht der exquisiteste Antagonist, der in der Filmreihe je in Erscheinung getreten ist hat. Er trägt maßgeschneiderte, funkelnde Dreiteileranzüge und spricht mit einem übertriebenen französischen Akzent, der all diese „Jóhn Wíéck“s wirklich in die Länge zieht.

Im Mittelpunkt steht natürlich Reeves, dessen natürliche Sympathie es immer leicht gemacht hat, für einen Kerl zu jubeln, dessen Dialog größtenteils aus dramatischen Pausen gefolgt von gedämpften „yeah„s besteht. Kapitel 4 bringt frisches Blut in die Mischung – Shamier Anderson und Popstar Rina Sawayama liefern starke Auftritte. Aber es ist schwer, auf etwas anderes zu achten, wenn Yen, eine Legende des Hongkong-Kinos, die Brühe aus seiner Nudelschale trinkt, sie lässig beiseite stellt und sofort eine ganze Einheit von Männern ausschaltet. Als blinder Attentäter, der widerwillig in die Handlung gegen seinen eigenen Willen gezogen wird, verzichtet Yen größtenteils auf das gewohnte „Gun-Fu„, das die Serie dominiert hat, zugunsten der schnellen Bewegungen seiner bevorzugten Kampfkunst, Wing Chun. Es ist ein wahrer Augenschmaus.

Fast drei Stunden geballte Action

Unter der Aufsicht des Stuntkoordinators Scott Rogers sind die Actionsequenzen hier am besten als regelrechte Massaker-Marathons zu beschreiben. Die Dialoge sind so substanzlos wie ein Spinnennetzfaden, der eine Reihe von Militärpanzern verbindet. Und wenn Kapitel 4 in die Komödie abrutscht – etwa wenn der Kopf eines SWAT-Mitglieds immer wieder gegen eine Taiko-Trommel prallt und einen befriedigenden Klang erzeugt – erlaubt die Ernsthaftigkeit dessen, was zuvor geschah, dass die Witze umso besser zur Geltung kommen. Stahelski hat angedeutet, dass dies möglicherweise das letzte Mal sein könnte, dass wir John Wick sehen, und dass die Filmreihe sich in Spin-off-Filme und Fernsehserien aufspaltet. Wenn das der Fall ist, wird ein kinematografisches Erbe gut gesichert sein.

Mit einer Spielzeit von knapp 170 Minuten, also fast drei Stunden ist das vierte Kapitel  in der John Wick Reihe alles andere als ein Kurzfilm. Doch all jene, die befürchten, dass dies zu erheblichen Längen führt, können beruhigt sein. Der vierte Film der John Wick-Reihe bietet eigentlich genau das Maß an Action, das man bereits aus den vorherigen Teilen kennt, nur eben länger und über verschiedene Orte auf der Welt verteilt. Die Handlung beginnt in einer Wüste im Nahen Osten und führt uns dann über Osaka, Berlin und Paris. Auch wenn die Handlung diesmal etwas dürftig erscheint, sind die Actionszenen wirklich herausragend inszeniert. Besonders lobenswert ist die Zurückhaltung bei CGI-Effekten oder übertriebenen Schnitten. Stattdessen setzt man hier auf handgemachte Action. Wer also mit Teil 2 und 3 nicht zufrieden war, wird hier auch keine Erfüllung finden. Alle anderen können sich auf knapp 170 Minuten erstklassige Action freuen, denn hier werden erstklassige Kampfchoreografien und wirklich wieder ein paar echt nette neue Ideen geboten.

Die Wertung:

Handlung: 6 von 10 Punkte
Schauspielerische Leistung: 10 von 10 Punkte
Action: 10 von 10 Punkte
Produktion: 9 von 10 Punkte

Gesamtwertung: 8,75 von 10 Punkten

Das Fazit:

John Wick: Kapitel 4  bietet knapp drei Stunden erstklassige Action und beeindruckende Kampfchoreografien. Die Handlung, welche etwas zu wünschen übrig lassen könnte, wird durch die herausragende schauspielerische Leistung und die atemberaubenden Actionsequenzen wettgemacht. Fans der vorherigen Teile werden voll auf ihre Kosten kommen, während neue Ideen und verschiedene Schauplätze für frischen Wind sorgen. Trotz so mancher Mankos ist der Film durchaus unterhaltsam und sehenswert.

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