Seit gut 10 Jahren, also etwa mit Beginn meiner Zeit bei RC Radio, hab ich mir immer wieder vorgenommen, das SCHALLDRUCK FESTIVAL (damals noch HEAVY SUMMERBREAK/ HEAVY WINTERSTORM) zu besuchen. Entweder ist mir im letzten Augenblick immer wieder etwas dazwischengekommen oder – was gelegentlich auch vorkommen soll – waren die Bands so gar nicht nach meinem Geschmack. Aber zur 25. Ausgabe des Festivals gab’s kein Halten und zum Glück auch keine anderweitigen Verpflichtungen mehr, zumal das Billing größtenteils komplett nach unserem Gusto war.
Also machten sich DJane Maincoontiger und meine Wenigkeit am späten Samstagnachmittag mit den öffentlichen Verkehrsmitteln auf den Weg Richtung Hirschgarten ins Backstage/ München, wo wir dann kurz vor 18:00 Uhr auch auf einem betriebsamen Freigelände mit bestgelauntem Publikum angekommen sind. Kein Wunder, denn für Anfang April herrschten mit jenseits der 25° C tatsächlich schon sommerliche Temperaturen. Durch unser späteres Eintreffen haben wir die Eröffnung des Festivals durch die Münchner Heavy Rocker SINCE APRIL versäumt, aber pünktlich um 18:00 Uhr zum Auftritt der Melodic Rocker von MAGICAL HEART hat es uns in die gut bis zur Hälfte gefüllte Halle gezogen. Die Mannen um den bestens aufgelegten Sänger und Bandleader Chris Urner legten nach kurzem Intro mit „Bad Habits“, dem Opener ihrer aktuellen Scheibe „Heartsonic“ voll motiviert los, dessen Titeltrack gleich nahezu übergangslos folgte und mit „My Own Way“ wurde ein feines Eröffnungstrio gediegen komplettiert. Allerspätestens mit „How Will The Story End“ dürfte der Funke auch restlos aufs Publikum übergesprungen sein. Man kann also mit guten Gewissen bestätigen, dass MAGICAL HEART einen sehr soliden Auftritt hingelegt haben. Außerdem ist anzumerken, dass der Live-Sound durch die beiden Neuzugänge Patrik Schuster (Gitarre) und Schlagzeuger Guiliano-Pepe Müller etwas mehr an Härte gewonnen hat. Aber als Fan der ersten Stunde muss ich auch ehrlich zugeben, dass mir persönlich Leadgitarrist Gernot Kroiß und Schlagzeuger Kilian Kellner (beide HAMMERSCHMITT SURVIVORS) im LineUp der Band fehlen, was aber diesen Auftritt und die generelle Entwicklung von MAGICAL HEART keinesfalls in einem getrübten Licht erscheinen lassen soll. In „Waiting For So Long“, einer meiner Lieblingsnummern aus dem zweiten Album „Heartsonic“, findet ein kurzweiliger Gig nach knapp 40min seinen würdigen Abschluss.
Nach kurzer Umbaupause, die wir für etwas Luftschnappen und Smalltalk im gemütlichen Nachtbiergarten nutzten, waren auch schon GLORY DAZE bereit für ihren Auftritt. Auf Tonträger mag die Münchner Hard Rock & Heavy Metal-Institution vielleicht nicht so unbedingt jedermanns/ -fraus Sache sein, aber ‚live & in Farbe’ sind die alten Haudegen ohne jeden Zweifel eine absolute Macht. Daran ließ die routiniert und lässig aufspielend Band um Sänger und Entertainer Many Stürner auch von Beginn an nicht den allergeringsten Zweifel aufkommen. Mit einer sehr spannenden Setlist – aus einer exzellenten Auswahl ihrer eigenen Songs von ihrem Album „Octavirus“ (2016) und ihrer 2022er EP „Viral Times“ sowie zwei richtig geilen Coverversionen – hatten sie das feierwillige Publikum in Windeseile komplett in der Hand. Mit dem Opener „World Of Tommorrow“ legt das Quintett gleich fulminant los, als ob es überhaupt kein morgen mehr geben würde. Über die sphärische Hymne „Jetset Beauty“ und den mächtigen Midtempo-Stampfer „Dark Daze“, die live ihre Wirkung um einiges wuchtiger und nachhaltiger als auf dem Album entfachen, hatten GLORY DAZE dann so richtig Dampf auf dem Kessel, um diese unfassbare Energie nahezu ohne Verlust in eine wahrlich phänomenale Coverversion des DEEP PURPLE-Klassikers „Perfect Stranger“ zu pumpen. Danach ging’s in Form des epischen „Point Of No Return“ und der Mitsing-Hymne „So Long“, bei der Sänger Many Stürner das eh schon sehr agile Publikum nochmals so richtig forderte, mit zwei eigenen Nummern weiter. Mit der großartigen Interpretation des JUDAS PRIEST-Evergreens „Turbolover“ brannten GLORY DAZE zum krönenden Abschluss noch ein mächtiges Feuerwerk ab, und die Zuschauer feierten die Band, die sich an diesem Abend komplett in absoluter Bestform präsentierte. Allem voran Many Stürner, der einmal mehr bewiesen hat, dass er nach wie vor mit zu den besten und markantesten Rocksängern im süddeutschen Raum gehört. Einfach top, Männer!
Danach (21:00 Uhr) stand mit HERZPARASIT eine Band auf dem Timetable, die man der NDH zuordnen darf. Zwar durchaus auch ein Genre, dem wir nicht gänzlich abgeneigt sind, aber der zugegebenermaßen etwas gewöhnungsbedürftige Sound, der irgendwo zwischen RAMMSTEIN und OOMPH! einzuordnen ist, aber nicht annähernd an deren kompositorische und musikalische Qualität herankommt, traf so überhaupt nicht unseren Nerv. Also genug Zeit, um bei diesen frühsommerlichen Temperaturen im Nachbiergarten in einer äußerst gemütlichen Gesprächsrunde ein erfrischendes Weißbier zu genießen.
Kurz vor 22:00 Uhr hieß es dann wieder zurück in die gut gefüllte Halle, denn CIL CITY standen auf dem Plan. Die Wiener Modern Hard Rocker durften wir nun schon ein paar Mal live bei verschiedensten Gelegenheiten hier in München erleben, und es war immer ein wahrer Genuss. – So auch diesmal! Zwar hat sich seit dem letzten Gastspiel, das wir erleben, im Bandgefüge so einiges getan, denn das einstige Quintett ist nach dem Ausstieg von Gitarrist Erny Hofbauer und Schlagzeuger Bernhard Sattra, der die Trommelstöcke an Mike Schopf abgegeben hat, zum Quartett geschrumpft. Dies hat sich aber nicht im geringsten auf die Spielfreude der Band ausgewirkt, denn die ist nach wie vor ungebrochen. Was CIL CITY gleich mit dem fulminanten Gig-Opener „Sweetest Temptation“, der auf dem in Bälde erscheinenden dritten Album der Band vertreten sein wird, mit nahezu atemberaubendem Elan unweigerlich zu verstehen geben. Sängerin Deniz Malatyali vermittelte dem begeisterten Publikum vom ersten Takt an äußerst glaubwürdig, dass es für die Band immer wieder eine pure Freude ist, hier in München zu spielen. Was sicher mit großartig interpretierten Songs wie „Hey You“ (ebenfalls eine Nummer, die auf dem neuen Album enthalten sein wird) und „Never Enough“ (Single/ 2020), die bei der Zuhörer- und Zuseherschaft richtig gut angekommen sind, vehement und spannungsgeladen untermauert wurde. Danach folgte ein Block mit weiteren Singles („It’s OK!“, „Chasing Shadows“, „Crossing The Line“), die seit dem letzten Album „Jump Off The Cliff“ (2019) veröffentlicht wurden. Obwohl alle diese Songs gut vom Publikum abgefeiert wurden, hat mich persönlich die großartige Ballade „Chasing Shadows“, das ich erst kürzlich bei ‚Easy Monday’ als ‚Premium-Neuvorstellung’ präsentieren durfte, und insbesondere die überaus sympathische Anmoderation von Sängerin Deniz zu diesem Lied tief berührt. Anschließend gab es mit „Amy“, „Save Me“ und „Majesty“ nochmals neuen Stoff, der live richtig gut abgeht und mächtig neugierig auf die kommende Scheibe macht. Mit der abschließenden Live-Hymne „She’s Rock’n’Roll“ runden CIL CITY eine restlos fesselnde Show perfekt ab. Die Band ist wahrhaftig Rock’n’Roll!
Die letzte Umbaupause verbrachten wir komplett in der Halle, um – neben ein bisschen Fachsimpeln hier und dort – das emsige Ab- & Aufbauen auf der Bühne sowie den Soundcheck von DOLL CIRCUS mitzuverfolgen, bevor die Mädelz punkt 23:00 Uhr dann endlich mit ihrer erfrischenden Show begannen. Natürlich wurde der Gig mit der selbstbetitelten Vorstellungs- & Bandhymne schwungvoll eröffnet. Genau soooo, haben wir uns das vorgestellt! Die Band um Sängerin Shake, The Snake und Bassistin Vero Pistolero präsentiert sich von Beginn an mit gehörig viel Pfeffer von ihrer absoluten Schokoladenseite. Mit „Eat This“, dem Titeltrack ihrer phänomenalen Debütscheibe und „2020“, legen sie gleich zwei Songs nach, die live einfach gut durchstarten und das Publikum restlos in ihren Bann ziehen. Durch das folgende „Slow Death“, mit dem sich Shake – eigenen Angaben zufolge – mächtigen Liebeskummer von der Seele geschrieben hat, gehen die fünf Mädelz zwar leicht vom Gas, ohne aber etwas an Authentizität oder Agilität einzubüßen. Vor dem nächsten Song stellte Shake dem ausgelassenen Auditorium die Frage nach der besten Band der Welt, was in diesem Falle natürlich ohne jedwede Diskussion mit AC/DC zu beantworten war. Also, die perfekte Überleitung zu ihrer lässigen Coverversion des AC/DC-Klassikers „She’s Got Balls“, auf die mit „Masturbator“ die lustvolle Befreiungshymne der Mädelz-Bande folgte. Über „Bad Reputation“ (im Original von JOAN JETT), die zweite Coverversion ihn ihrem Set, rocken sich DOLL CIRCUS ungebremst zu „Chop Chop!“ (neben „Slow Death“) einer weiteren neuen Nummer. Zum Ende des Gigs gibt die Band mit „Stop Destruction“ und „Curse“ noch zwei wichtige Statements ab. Ende? Stopp, da war doch noch was!? Trotz des straffen Zeitplans, der den ganzen Abend über streng eingehalten wurde, hat Shake auf ihre charmante Art und Weise, doch tatsächlich eine klitzekleine Zugabe bei den Festivalverantwortlichen rauskitzeln können. Pfeilschnell waren auch ihrer Mitstreiterinnen wieder an ihren Instrumenten und nach kurzem Song-Intro a la SWEET’s „Ballroom Blitz“ zocktenn DOLL CIRCUS ihre nahezu schwindelerregende Interpretation von „Blitzkrieg Bob“, die um einiges mehr Pepp hat als das legendäre Original der RAMONES. Einfach phänomenal, was die Mädelz mittlerweile auch live abliefern! Ein wahrlich krönender Abschluss eines bejubelten Festivalabends.
Fazit: Ein äußerst unterhaltsames und bestens organisiertes ‚non profit‘-Rock-Festival mit fast schon familiärem Charme. – That’s simply Rock’n’Roll… auf die nächsten 25 Auflagen! Cheerz!
…und ‚last but not least‘ ein fettes und herzliches Merci an Heini Rieger von With My Eyes Photography, der mir seine genialen Fotos für diesen Beitrag zur Verfügung gestellt hat.
Mehr zu DEN bANDS VOM 25. Schalldruck-Festival im Netz:
Die offizielle Websites:
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