Die bayerische Heavy-Metal-Formation Reaper’s Revenge hat kürzlich mit „Fire Force Devil“ eine eindrucksvolle EP veröffentlicht, die bei Fans von Judas Priest, Iron Maiden und HammerFall großen Anklang findet.
Gemeinsam mit dem US-amerikanischen Rocker Katone legten die Reaper’s zudem eine kraftvolle Neuinterpretation des Songs „Poison“ vor. Höchste Zeit also, sich mit dieser Band zu beschäftigen, die bereits die Bühne mit Mystic Prophecy und Axxis teilte.
Frank: Guten Morgen meine Herrn‘ „Fire Force Devil“ ist jetzt schon einige Wochen draußen. Wenn ihr heute darauf zurückblickt – was bedeutet euch diese EP, und wie habt ihr die ersten Reaktionen erlebt?
Herm: Erstmal vielen Dank für das Interview. Mit der Veröffentlichung des neuen Materials haben wir das nächste Kapitel von Reaper’s Revenge aufgeschlagen. Wir präsentieren uns damit so, wie wir die Band haben wollen, und zwar auch in Zukunft. Es ist der Auftakt der Kampagne zum kommenden Album und auch deshalb essenziell für uns. Die Reaktionen auf die Musik und Videos sind hervorragend positiv, was uns sehr freut und motiviert.
Frank: Viele Fans sprechen davon, dass die EP kompromisslos, aber gleichzeitig emotional wirkt. War euch beim Schreiben bewusst, dass ihr etwas so Persönliches und Gesellschaftskritisches verbinden würdet?
Herm: Über Kompromisse denken wir beim Komponieren nicht nach. Wir werfen unsere Ideen und Energien in die Waagschale, am Ende muß uns die Nummer gefallen und zu RR passen. Wir stehen auch voll hinter den gesellschaftskritischen Lyrics, es geht um Themen, die uns persönlich beschäftigen und die wir verarbeiten. Nur so können wir auch ehrliche Emotionen einbringen und müssen uns nicht verstellen.
Frank: Der Titeltrack „Fire Force Devil“ greift Umweltzerstörung und menschliche Ignoranz auf – Themen, die aktueller kaum sein könnten. Was war der Moment, an dem euch klar wurde: Genau darüber müssen wir schreiben?
Herm: Über den „World Downfall“ zu fabulieren ist keine Fiktion mehr, vor allem in Bezug auf unsere Spezies. Die beschriebenen Szenarien sind nun einmal leider sehr konkret und faktenbasiert. Als Textdichter sehen wir uns schon auch als Chronisten unserer Zeit und es gehört zu unserem Anspruch, auf diese Weise zu reagieren.
Frank: „Wisdom Drug“ kritisiert Fake News und Manipulation – Dinge, die jeder von uns täglich erlebt. Habt ihr dabei auch persönliche Erfahrungen einfließen lassen?
Herm: Wer sich die Mühe macht, auch im übertragenen Sinn zwischen den Zeilen zu lesen, wird schnell feststellen, daß jeder jeden verarscht und möglichst das Maximale für sich auszubeuten versucht. Der Mainstream versucht uns einzulullen und eine heile Welt vorzugaukeln. Und ja, wir sind natürlich auch persönlich betroffen, im Kleinen wie im Großen. In „Wisdom Drug“ haben wir das mal abgehandelt. Es ist auch ein unerschöpfliches Thema, mit dem sich sicherlich noch viele weitere Songs bedienen lassen.
Frank: „Faults Proceeding“ wiederum befasst sich mit künstlicher Intelligenz und den Risiken technologischer Hybris. Seht ihr das eher als Warnung oder als Beobachtung unserer Zeit?
Herm: Sowohl als auch. Objektiv betrachtet entwickelt sich KI unfassbar rasant. Da viele technische Entwicklungen, die vor wenigen Jahrzehnten noch als SF-Spinnerei abgetan wurden, inzwischen eingetreten sind oder die Vorhersagen längst übertroffen haben, wird es wohl auf eine völlige Entmündigung der biologischen Lebensformen hinauslaufen, und zwar in absehbarer Zeit. Bei der allgemein vorherrschenden Verblödung unserer Rasse kann man das jetzt als Bedrohung sehen oder eher nicht.
Frank: Musikalisch wirkt die EP enorm ausgereift – klassischer Metal mit moderner Wucht. Wie habt ihr diesen Sound für euch gefunden?
Herm: Als wir beschlossen, uns als Quartett neu zu formieren, indem Flex neben der Gitarre auch die Vocals übernahm, hatten wir zunächst keinen Plan, ob das funktionieren würde. Sehr bald stellten wir jedoch fest, daß wir plötzlich viel mehr Spaß hatten, und wir nun genau so klingen konnten, wie wir uns das wünschen. Wir harmonieren bandintern großartig und diese positive Energie versuchen wir in diesem Sound zu transportieren.
Flex: Das kann ich so nur unterschreiben. Im Grund genommen haben wir diesen Sound auch nicht gesucht und gefunden. Das hat sich einfach so ergeben.
Frank: Euer Stil hat sich im Lauf der Jahre spürbar weiterentwickelt, bleibt aber klar erkennbar. Wie gelingt euch dieser Spagat zwischen Fortschritt und Treue zu euren Wurzeln?
Herm: Die Songwriter sind im Lauf der Jahre die gleichen geblieben und jeder von uns hat sich als Musiker weiterentwickelt, regelmäßiges Üben zeigt hier Wirkung. Nach einigen Line-Up-Wechseln ist das Team übriggeblieben, daß fokussiert in dieselbe Richtung denkt, sowie ähnliche Inspirationen und musikalische Vorbilder teilt. Dadurch hat sich die von dir erkannte Weiterentwicklung ergeben, wir bleiben aber Rock n Roll Musiker, die Heavy Metal lieben.
Frank: Christopher, du hast den Gesang übernommen, nachdem du zuvor an der Gitarre standest. Inzwischen wirkt das völlig selbstverständlich. Wie hast du diesen Rollenwechsel rückblickend erlebt?
Flex: Zunächst war das einfach nur Mittel zum Zweck um spielfähig zu bleiben. Es hat sich schnell gezeigt, dass wir so leicht keinen neuen Sänger finden. Somit habe ich mich ausgiebig mit der Singerei beschäftigt und zu den anderen gesagt: Lasst uns das Probieren! Ehrlich gesagt, waren die anderen extrem skeptisch. Ich wusste irgendwie, dass ich das schaffen kann. So gingen wir nach lächerlichen zwei Monaten Vorbereitungszeit in die erste Show. Das Feedback war durchweg positiv und wir haben uns schon lange nicht mehr so gut auf der Bühne gefühlt. Rückblickend steckt da meinerseits extrem viel Arbeit dahinter. Ich musste diese Art zu singen erst lernen und das dann auch noch zeitgleich zum Gitarrespielen umsetzen. Aber letztlich hat sich der Einsatz voll ausgezahlt. Diesen Schritt würde ich jederzeit wieder genauso machen!
Frank: Ihr arbeitet schon länger mit DigitalstandART zusammen. Was schätzt ihr besonders an dieser Kooperation – und wie viel eigene Kreativität steckt in euren Musikvideos?
Herm: Es ist ein großer Glücksfall für uns, daß unsere Freunde ihr Hobby zum Beruf gemacht haben und mit einschlägigem Studium jetzt Profis sind. Eigentlich erklären wir ihnen nur, um was es im jeweiligen Song geht und geben höchstens mal einen groben Rahmen vor. Alles andere überlassen wir den DigitalstandArt-Leuten, sie haben bisher immer top abgeliefert.
Frank: Das Video zu „Fire Force Devil“ ist bildgewaltig, fast filmisch. Wie wichtig ist euch das visuelle Storytelling, um eure Botschaften zu verstärken?
Herm: Wir geben uns schon Mühe beim Texten, aber beim reinen Anhören der Musik spielt der textliche Inhalt so gut wie keine Rolle. Ein gut gemachtes Video kann das Interesse auf den Sinn der Lyrics lenken und beim Hörer erreichen, sich mit der Band zu identifizieren, das ist schon wichtig. Wir wollen aber niemanden mit unterschwelligen Botschaften manipulieren, sondern zum Nachdenken über die besungenen Themen anregen.
Frank: Anfang des Jahres habt ihr bei NRT-Records unterschrieben – einem Label, das für seinen individuellen Umgang mit Künstlern bekannt ist. Was hat euch überzeugt, diesen Schritt zu gehen, und wie prägt das Label eure aktuelle Phase als Band?
Herm: Wir wollen aus der lokalen Underground-Szene herauskommen und als Band wachsen, in dem wir eine größere Reichweite generieren und Veranstalter erreichen, die uns mit Gigs versorgen. Das wird uns mit einem Label im Rücken leichter fallen, so hoffen wir. Bei NRT läßt man uns künstlerisch freie Hand und wir müssen keine Profis werden. Label-Boss Phillipp ist ein großartiger Typ und Musikfan, die Zusammenarbeit ist sehr angenehm.
Obwohl uns das Label umfassende Freiheiten gewährt, gibt es aber einen gewissen Zeitplan z. B. für die anstehenden Veröffentlichungen. Das hat dazu geführt, daß wir positiv gesehen unter Druck stehen, noch intensiver unser Hobby zu forcieren. Außerdem geben wir jetzt Interviews.
Frank: Mit Katone habt ihr Alice Coopers „Poison“ neu interpretiert – ein Klassiker, der sicher nicht leicht anzufassen ist. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?
Herm: Philipp Gottfried, der Chef von NRT-Records hat uns mit Jimmy Katone zusammengebracht. Letzterer ist als Solokünstler auch bei NRT und hat eine Band gesucht, mit der er „Poison“ als Videosingle produzieren kann. Wir haben ein bisschen rumprobiert und ihm unsere Vorschläge hören lassen. Das hat ihm anscheinend gefallen und dann haben wir unsere Tracks dafür eingespielt. Eigentlich war’s keine große Sache und hat viel Spaß gemacht.
Frank: Das Ergebnis klingt, als würdet ihr euch gegenseitig künstlerisch herausfordern. Was hat euch an Katones Stil besonders inspiriert?
Herm: Die künstlerische Herausforderung ist hier eventuell überbewertet. Wir versuchten „Poison“ so zu bearbeiten, daß er nicht mehr wie gute poppige Hardrock-Musik klingt, sondern so, als wäre er von Reaper’s Revenge und nicht von Alice. Wir mußten uns nicht verstellen, die Riffs haben sich automatisch ergeben. Auch wollten wir das Original nicht verfremden, etwa indem wir eine Grindcore-Version daraus gemacht hätten. So konnte Jimmy Katone gesanglich auch sehr nah am Original bleiben. „Poison“ ist von Alice Cooper in jeder Hinsicht sehr gut gemacht und zu Recht ein großartiger Hit.
Frank: Könnt ihr euch vorstellen, noch einmal mit Katone gemeinsame Sache zu machen – vielleicht sogar mit einem völlig neuen Song?
Herm: Ja klar, wenn es vom Zeitaufwand möglich ist und uns der Song taugt. Jimmy ist ein cooler Typ, „Poison“ ist ganz ordentlich geworden, hat Spaß gemacht und wir haben dabei wieder was gelernt.
Frank: Ihr habt dieses Jahr viele Bühnen bespielt – von kleineren Clubs bis hin zu großen Open-Airs. Welches Erlebnis ist euch besonders in Erinnerung geblieben?
Herm: In Erinnerung ist mir geblieben, daß wir viel zu selten gespielt haben, Reaper’s Revenge gehören auf die Bühne, dort sind wir in unserem Element. Wir geben immer alles und es macht keinen Unterschied, wie groß der Event ist. Die Bühnenzeit vergeht wie im Flug und ist immer das höchste der Gefühle, in Erinnerung bleiben oft die Randbedingung, also Erlebnisse bei der An- und Abreise, besonders knausrige oder großzügige Veranstalter, mieses oder gutes Catering, technische Miseren oder einfach die gute Zeit, die man mit seinen besten Freunden verbrachte.
Frank: Wie stark beeinflussen euch Live-Erfahrungen, wenn ihr neue Musik schreibt? Entstehen Songs manchmal aus Momenten, die ihr auf der Bühne erlebt habt?
Herm: Live-Erfahrungen beeinflussen uns beim Songwriting nicht unmittelbar direkt, mir fällt zumindest keine Bühnensituation ein, die zu einer konkreten Idee geführt hätte. Vielmehr zehren wir von der Energie eines Live-Auftritts, indem wir dort die Motivations-Akkus laden. Das bringt uns dazu, uns gerne mit unserer Musik zu beschäftigen, wodurch dann leckere Songideen entstehen.
Frank: Reaper’s Revenge war immer mehr als nur „Metal um des Metals willen“. Wie wichtig ist euch die inhaltliche Ebene, also die gesellschaftliche Haltung hinter euren Songs?
Herm: Es ist eine gute Gelegenheit, die eigene Haltung zu produzieren, ohne wie ein Politiker oder Dozent ans Rednerpult treten zu müssen. Eventuell hilft es dem einen oder anderen, sich Gedanken zu machen, wie er einen Beitrag für eine bessere Welt leisten könnte-von unserem Standpunkt aus.
Wir wollen das ganze aber auch nicht zu hoch hängen, auch wenn es uns relativ wichtig ist. Am Ende des Tages wollen wir geile Songs raushauen und Spaß haben, ab und zu ist es dann gut mit der Ernsthaftigkeit und höchste Zeit für ein paar banale Metal-Klischèes.
Frank: Wenn ihr auf euren Debüt „The Wall of Fear and Darkness“ von 2014 zurückblickt – was würdet ihr der damaligen Version eurer selbst heute raten?
Herm: Für die damaligen Möglichkeiten war es eine absolut beeindruckende Sache, das war sehr gut gemacht. Aus heutiger Sicht würden wir raten, es genauso wieder zu machen.
Frank: In einer Szene, die oft von Trends und Oberflächlichkeit bestimmt wird – was bedeutet für euch Authentizität im Jahr 2025?
Herm: Als Heavy Metal Band sind wir von der Schnelllebigkeit des Mainstreams eh weit weg. Authentisch ist das Zeug, daß man sich Jahrzehnte später noch anhört und anschaut, ohne daß es einen peinlich berührt. Wir hoffen, daß wir auch einmal so wahr genommen werden, denn dann sind wir wohl authentisch gewesen.
Frank: Gibt es schon Ideen, wie es nach „Fire Force Devil“ weitergeht? Arbeitet ihr bereits an neuen Songs oder lasst ihr die EP-Phase erst einmal sacken?
Herm: unter uns gesagt ist unser Label-Boss der reinste Sklaventreiber, deshalb haben wir keine Zeit, etwas sacken zu lassen. Nein im Ernst, wir haben schon die neue Videosingle „Taken By Night“ im Kasten und hoffen, die nächste EP noch vor dem Jahreswechsel veröffentlichen zu können. Wir arbeiten auf ein volles Album für Mitte 2026 hin, daß dann die EPs und zusätzliche Songs zusammenfassen wird.
Frank: Zum Abschluss – wenn ihr „Fire Force Devil“ in einem Satz beschreiben müsstet, der euer eigenes Gefühl dabei ausdrückt: Wie würde er lauten?
Herm: Yeeaahhh, das ist es!
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