Was würde sich an Halloween nicht besser eignen, als das Neue The Other Album zu rezensieren, dass genau Morgen, an Halloween erscheint? Veröffentlicht über Fiend Force Records ist dieses Werk ein absoluter Garant für den Horrorpunk aus Deutschland. Was die Scheibe kann, haben wir getestet.
Zurück aus der Gruft – und stärker denn je
Mit „Alienated“ melden sich The Other pünktlich zur gruseligsten Nacht des Jahres zurück – und liefern ein Album ab, das man ohne Übertreibung als das ausgereifteste Werk ihrer bisherigen Laufbahn bezeichnen kann. Schon der Opener „Hellfire“ entfacht ein flammendes Inferno aus schneidenden Riffs, donnernden Drums und dieser unverwechselbaren Melange aus Punk-Attitüde und Goth-Theatralik, die die Kölner Szene-Urgesteine seit über zwei Jahrzehnten prägt. Der Song wirkt wie ein Türöffner zu einem düsteren Vergnügungspark – man betritt ihn mit breitem Grinsen und verlässt ihn mit Gänsehaut.
Das Album ist mit dreizehn Tracks prall gefüllt, und dennoch wirkt kein einziger davon überflüssig. Produziert von Tim Schulte (u.a. Massendefekt, Callejon) und gemixt von Arne Neurand (Guano Apes, Subway to Sally), klingt „Alienated“ so knackig und kraftvoll wie nie. Der Mix hält perfekt die Balance zwischen Druck und Atmosphäre, rohem Punkspirit und metallischer Präzision. Hier stimmt einfach jedes Detail – selbst wenn man das Album auf Kopfhörern hört, entfaltet sich eine enorme Tiefe, die man dieser Art von Musik selten zutraut.
Zwischen Grablicht und Gitarrenfeuer
Thematisch bleibt alles schön morbide, doch The Other haben ihre lyrische Palette erweitert. „I Need Blood“ ist ein rasender Schocker im Stile alter Misfits-Klassiker, während „I Give You the Creeps“ mit seiner eingängigen Hook und einem fast poppigen Refrain ein echter Ohrwurm ist. „A Ghost From the 80s“ wiederum zitiert den Charme der Achtziger, ohne in Kitsch abzurutschen – irgendwo zwischen Boombox und Horrorfilm-Soundtrack, aber mit Zähnen.
Frontmann Rod Usher liefert dabei eine seiner besten Gesangsleistungen ab. Seine Stimme changiert mühelos zwischen rauem Growl, melancholischem Bariton und melodischer Klarheit. Besonders in „Hier sein“ – dem obligatorischen deutschsprachigen Song – wird deutlich, wie sehr er über die Jahre gereift ist. Die Nummer trägt eine melancholische Schwere in sich, die fernab von Genreklischees echte Emotionen transportiert. Man spürt, dass hier jemand nicht nur Horror zelebriert, sondern ihn lebt, fühlt und interpretiert.
Horrorpunk trifft auf Goth’n’Roll
Musikalisch bewegt sich „Alienated“ souverän zwischen Horror-Punk, Heavy Rock und Gothic-Einflüssen. „Horror Movie Monster“ und „The Witch from Outer Space“ sind Paradebeispiele dafür, wie The Other den Spagat zwischen augenzwinkerndem Trash und ernsthaftem Songwriting meistern. Wo andere Bands in Klischees ertrinken würden, setzen die Kölner auf Charme und handwerkliches Können. „Don’t Be Afraid of the Night“ überrascht mit hymnischem Charakter und erinnert mit seinen großen Refrains fast an The 69 Eyes – nur eben mit deutlich mehr Punk im Blut.
Dass die Band nach all den Jahren nichts an Spielfreude eingebüßt hat, zeigt sich vor allem in den kleinen Details: die perfekt gesetzten Chöre, die düsteren Keyboardflächen, die ausgefeilten Gitarrenduelle von Van Tom und J. Ends. Selbst Bassist Andy Only bekommt genug Raum, um seine Parts knarzen zu lassen – die Produktion lässt alles atmen, statt es zu glätten. Ein klitzekleiner Schönheitsfleck: Der Mittelteil könnte für manche Hörer etwas vorhersehbar wirken, doch angesichts des durchgängig hohen Niveaus ist das Jammern auf hohem Niveau.
Alieniert, aber alles andere als abgehoben
Der Titelsong „Alienated“ bringt die zentrale Botschaft des Albums auf den Punkt: Entfremdung, Anderssein, das Gefühl, nie wirklich dazuzugehören – und genau darin Stärke zu finden. Eine Hymne für Außenseiter, Nachtschwärmer und alle, die lieber im Schatten tanzen. The Other machen hier deutlich, dass sie nicht einfach nur Horrorpunk spielen, sondern eine Identität verkörpern, die über Musik hinausgeht.
Im letzten Drittel des Albums folgen noch einige echte Highlights: „Batcave“ verneigt sich mit tiefschwarzem Charme vor den Ursprüngen der Gothic-Szene, bevor „Die Human Die“ das Album mit einem bitterbösen Augenzwinkern beschließt – ein perfekter Schlussakkord für ein Werk, das sowohl alte Fans begeistert als auch neue gewinnen dürfte.
Unsere Wertung:
➤ Songwriting: 9 von 10 Punkten
➤ Komposition: 9 von 10 Punkten
➤ Musikalische Fähigkeit: 10 von 10 Punkten
➤ Produktion: 10 von 10 Punkten
➤ Gesamtwertung: 9 von 10 Punkten
Unser Fazit:
„Alienated“ markiert nicht einfach nur die Rückkehr von The Other, Es ist Horrorpunk at it’s Best. Eine Rückkehr zu den Wurzeln, die zugleich in die Zukunft weist. Mit dieser Platte beweisen The Other, dass der Sargdeckel des Horrorpunks noch lange nicht geschlossen ist – im Gegenteil: Hier wird gefeiert, getanzt, gelitten und gelacht. Und wenn man ehrlich ist, klingt das alles so frisch, dass selbst die Toten im Friedhof die Boxen aufdrehen würden.
Ein paar kleine Makel? Vielleicht. Aber wer Perfektion im Dunkeln sucht, hat den Reiz des Schreckens nicht verstanden. Zwei Daumen hoch – äh, oder was davon noch übrig ist.
Mehr zu The Other Im Netz:
The Other – Die offizielle Webseite:
http://www.theother.de
The Other bei Spotify anhören:
https://open.spotify.com/artist/0a3Gua6g9TZBKlDSqebL7W
The Other bei Facebook:
https://www.facebook.com/theotherhorrorpunk

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