Speed Limit – Noch lange nicht am Ziel! Unser Interview mit der Heavy Metal Ikone Salzburgs zum 40. Jubiläum! (Videoplaylist) [ Heavy Metal | Melodic Metal | Hard Rock ]

Speed Limit, eine wahre Legende der österreichischen Heavy Metal Szene, feiert in diesem Jahr ihr beeindruckendes Jubiläum. Seit ihrer Gründung 1984 in Salzburg haben sie mit Alben wie Unchained und Prophecy internationale Anerkennung gefunden. Trotz einiger Herausforderungen haben sie stets ihren Weg gefunden, zuletzt mit einem erfolgreichen Comeback durch das Album „Cut A Long Story Short“ nach dem Signing bei NRT-Records. Die „Speedys“, heute bestehend aus Hannes Vordermayer (Drums & Lead Gesang), Chris Pawlak (Bass), Chris Angerer (Gitarre) und Joe Eder (Gitarre), blicken positiv in die Zukunft und planen bereits aufregende Projekte für das nächste Jahr. In unserem exklusiven Interview, für das wir uns in unseren DeLorean setzten, nehmen wir euch mit Gitarrist Joe Eder auf eine spannende Zeitreise durch die epische Geschichte von Speed Limit. Erfahrt mehr über ihre Triumphzug, die Musik und was die Fans erwarten können.

Speed Limit
(Von Links nach Rechts):

Hannes Vordermayer – Lead Gesang & Schlagzeug
Chris Pawlak – Bass & Backing Vocals
Chris Angerer – Gitarre & Backing Vocals
Joe Eder – Gitarre & Backing Vocals

Andreas: 
„Guten Morgen, Joe! Wie fühlst du dich heute? Es scheint, als hätte Speed Limit im letzten Jahr Nonstop-Erfolge gefeiert. Zuerst habt ihr mit ‚Cut A Long Story Short‘ einen sensationellen Hit gelandet, der euch ein triumphales Comeback bescherte. Jetzt steht das 40-jährige Jubiläum der Band an, das ihr mit spektakulären Überraschungen krönen werdet. Wie haben du und die anderen Bandmitglieder, diese ereignisreiche Zeit erlebt?“

Joe Eder / Speed Limit:
Hallo Andreas, danke für die salbungsvollen Worte. Schön, dass du uns in einem derart glorreichen Licht siehst. Es ist in der Tat aufregend mitzuverfolgen, wo unsere aktuelle CD überall „aufschlägt“ und wohlwollend aufgenommen wird. Für uns ist diese Recognition noch nicht vollends einschätzbar. Wahrscheinlich wird sich der Nebel lichten, und wir werden erst in ein paar Jahren wirklich erkennen können, wie sich das alles niederschlägt. Man sollte dabei nicht vergessen, dass viel Arbeit dahintersteckt und auch einiges an Geld vorinvestiert wird. Aber zurück zum Wesentlichen: „Cut A Long Story Short“ scheint wirklich viele Leute anzusprechen, wobei wir nicht vergessen sollten, dass wir seit unserem Comeback 2008 kontinuierlich gute Alben herausgebracht haben. Momentan genießen wir jeden Moment, vor allem, wenn wir mit unserer Crew zu Live- Gigs oder anderen Bandaktivitäten unterwegs sind. Wir spüren hier eine wahrlich mitreißende Aufbruchsstimmung, wie damals als alles losging.

Andreas:
„Mit eurem Album ‚Cut A Long Story Short‘ und dessen Singles wart ihr mehrfach in verschiedenen Charts vertreten. Zum einen habt ihr fast drei Monate lang die Top 10 der Amazon- und iTunes-Verkaufscharts dominiert, und zum anderen fandet ihr euch mit mehreren Songs aus demselben Album in den Top 10 der offiziellen Metal- und Rock-Charts wieder. Dort liefertet ihr euch zeitweise ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Metallicas ’72 Seasons‘. Hat euch dieser Erfolg überrascht?“

Joe Eder / Speed Limit:
Ehrlich gesagt hab ich das alles gar nicht so detailgenau mitbekommen, aber, wenn du das sagst, wird es wohl stimmen. „Überrascht“ ist somit wohl der falsche Ausdruck. Schau, wir machen seit vielen Jahren Musik und – wie wohl nicht nur wir finden – ist diese auch wirklich gut. Also fühlen wir uns eher „bestätigt“ und hoch motiviert weiterhin nach den bestmöglichen Heavy-Rock-Goldnuggets zu schürfen. Diese Reise ist auch nach 40 Jahren lange noch nicht vorbei.

Hört (und Schaut) euch hier das Komplette Album Cut A Long Story Short von Speed Limit an.

Andreas:
„Noch im selben Jahr wart ihr wieder live zu sehen und habt einige Konzerte gespielt. Unter anderem habt ihr erneut mit U.D.O. auf der Wildstyle- & Tattoomesse in eurem Heimatort Salzburg performt. Wenn ihr die Bühne betretet, ist das dann wie ein Schalter, der umgelegt wird? Bleibt ihr ganz ihr selbst, oder, wie es oft bei Musikern heißt, kommen eure Alter-Egos zum Vorschein?“

Joe Eder / Speed Limit:
Wir sind auf der Bühne 100 % wir selbst und genießen das auch. Im Grund spielen wir für uns selbst – die Musik kickt uns nunmal und lässt unser Adrenalin und Endorphine strömen. Jeder, der uns live erlebt hat, wird wissen, dass wir jede Menge Spass haben auf der Bühne, der sich wiederum auf das Publikum überträgt, was uns wiederum veranlasst, noch mehr Gas zu geben. Klingt komisch, ist auch so. Ich glaube gerade in Zeiten wie diesen, wo jeder nur auf sein Mobilephone und seine Playlists samt Clicks konzentriert ist, ist es umso schöner selbst auch Magic Moments schaffen zu können, die in echter menschlicher Interaktion entstehen und die somit unvergesslich und einzigartig sind.

Andreas:
„Wenn man sich das Album anhört, hört man eine Band, die offensichtlich immer noch hungrig ist. Angesichts des derzeit rauen gesellschaftlichen Klimas erscheint dieses Album wie eine Reise in bessere Zeiten. Der Iron Maiden-ähnliche Opener ‚Shine Brighter Than The Sun‘ handelt von Motivation – und genau so klingt er auch: wie ein energischer Tritt in den Hintern.“

Joe Eder / Speed Limit:
Das ist genau das, was ich immer sage, und was bei Speed Limit nach wie vor großartig funktioniert. Man muss einfach den Allerwertesten hoch kriegen und Dinge machen und angehen. Wir wissen aber auch nicht wie es anders ist. Wir sind eine Band aus Freunden, die mehr als nur das gemeinsame Auftreten verbindet. Ich denke manchmal an die armen Menschen, die so etwas nicht miterleben dürfen. Dafür sind wir sehr dankbar. Wir spüren den Regen, andere werden nur nass!

Andreas: 
„Der Song ‚New Horizon‘ setzt die kraftvolle und schwere Richtung eurer Musik fort, allerdings ohne die charakteristischen galoppierenden Riffs. Was hat euch inspiriert, diesen Song zu schreiben, und welche Bedeutung steckt dahinter?“

Joe Eder / Speed Limit:
Es erscheint so, als wenn wir das zum jetzigen Zeitpinkt minutiös geplant hätten und da passt ein Songtitel wie „New Horizon“ natürlich wie „Arsch auf Eimer“😉. Nichts der gleichen -Pustekuchen! Viele Songideen des aktuellen Albums „Cut A Long Story Short“ sind vor oder während der Pandemiezeit entstanden. Es gibt nun mal Situationen, aus denen man raus muss. Jeder hat schon mal einen neuen Anfang erlebt, sei es beruflich, in einer Beziehung oder whatever. Man streckt seine Fühler aus, probiert einen neuen Horizont zu finden. Und wenn das dann auch noch klappt, ist es eben ein großartiges Gefühl. Und genau dieses Gefühl probiert dieser Song zu beschreiben.

Andreas:
Andere Nummern wie „Hit The Wall“ klingen dabei wie eine Mitsing Hymne (besonders der Refrain) die direkt beim Hörer hängen bleibt, war der Song bewusst so kalkuliert?

Joe Eder / Speed Limit:
Wir kalkulieren genau gar nix. Bei der derzeitigen Ertragslage mit schwindenden CD-Verkäufen und der Allgegenwart von Almosengebern wie Spotify wären wir auch schlechte Kalkulanten. Natürlich entstehen Songs mit Bildern im Kopf und bei „Hit The Wall“ war das unter anderem die Live Situation mit zum Mitsingen aufgefordertem Publikum, und da funktionieren solche einfachen Melodien am besten. Wir sind ja auch nicht blöd.

Andreas:
„Eye On You“ wirkt wie eine sehr kommerzielle melodische Hymne mit Ohrwurmcharakter. Wurde dieser Song einer bestimmten Person gewidmet? 

Joe Eder / Speed Limit:
Ja unserem Labelboss Philipp Gottfried! Der hatte mal einen Traum, in dem wir zu Ostern eine Eierschlacht veranstalteten. Nein, Spass beiseite. Großartige Botschaften sind von Speed Limit nicht zu erwarten. Wir werden mit unserer Musik und den Texten nicht die Welt verändern und halten es da eher mit Bob Marley: „One good thing about music, when it hits you, you feel no pain.“ Unsere Songs schreiben wir über Dinge, die eben in unserem Leben passieren, passiert sind oder uns gerade bewegen und eben da mag auch so manche „Lebensweisheit gereifter Mitfünfziger“ dabei sein. In diesem konkreten Fall geht es um einen mit überwältigenden Gefühlen gefüllten Abend, der zum Tag gemacht wurde, wobei in Zeiten wie diesen das Thema „Sicherheit geben“ eine große Rolle spielt.

Knackte in kurzer Zeit die 50.000 View Marke: Hit The Wall von Speed Limit

Andreas:
Bei dem fröhlichen The Lady Is On Fire muss ich zwangsweise erneut an Mötley Crüe, vielleicht auch etwas Queen und vor allem Kiss denken…. 

Joe Eder / Speed Limit:
Nein, hier geht es um Hexenverbrennung… Nimm mich einfach nicht mehr ernst. Ich kam eines Tages mit diesem Heavy Boogie ins Rehearsal Studio und hatte so meine Bedenken, ob der Song für Speed Limit funktioniert. Daraufhin wurde er durch den Speed Limit Arrangement-Fleischwolf gedreht und kam derart wieder raus, dass er sich gerade zum Live-Klassiker zu entwickeln scheint. Klassische „Night Out Alone to „Boy meets Girl“ to „Blow Job Metapher“ Thematik.

Andreas:
Der Song ‚Notorious‘ packt instrumental wieder kräftig zu und erzählt die Geschichte eines Individuums, das zu sich selbst steht, nur um dann von allen verlassen zu werden. Was hat Speed Limit dazu inspiriert, einen solchen Song zu schreiben, der sicherlich dem einen oder anderen eine große Hilfe sein könnte?

Joe Eder / Speed Limit:
Im Grunde geht’s um die „liebe Nachbarschaft“, die sich mitunter durch mächtig Intoleranz auszeichnet und alles, was sonntags nicht pünktlich beim Gottesdienst erscheint, ablehnend bis rufschädigend behandelt. Mit diesem Song aus der Feder von Chris Angerer beweisen wir zudem unsere Power Metal Qualitäten, und das macht mitunter mächtig Spass und erzeugt neben Gänsehaut auch manche Blase auf den Fingerkuppen.

Andreas:
„The Wind Blew In A Memory“ ist DIE Ballade auf dem Album, ist er aus dem Leben eines Bandmitgliedes gegriffen? Es wirkt so, als wäre das Individuum aus dessen Sicht der Song erzählt, wehmütig und bereut das Ende einer Beziehung 

Joe Eder / Speed Limit:
Bereuen tu ich gar nix, womit auch die Vaterschaft dieses Songs geklärt sein sollte. Folgende Situation: Offene Terassentür, Spätsommerfeeling, die Vorhänge wehen und der Wind bläst dir mit einer Erinnerung ans Jahr 1984 eine Melodie aufs Sofa, Gitarre gepackt, Song geschrieben…

Andreas:
“Joe, du bist Ende der 80er Jahre bei Speed Limit eingestiegen. Es kursieren viele Gerüchte über den damaligen Bruch in der Band, darüber, warum euer Sänger Steven Hogger hingeschmissen hat und auch warum ein fertig produziertes Album auf Eis gelegt wurde. Ganz direkt gefragt: Warum? Wieso? Weshalb?“

Joe Eder / Speed Limit:
Ich liebe Gerüchte! Erzähl mal! Zu allererst: Die Band Speed Limit ist nie zerbrochen! Nur mal eine auch zeitliche Richtigstellung. Ende 1990 wurden die Aufnahmen zu „The Broken Record“ abgeschlossen. Steven Hogger ist ein paar Monate danach aus eigenem Antrieb ausgestiegen. Nach einer üblichen Audition/Testsphase wurde Anfang 1991 mit Sänger Christian T. Ebert eine äußerst konstruktive Zusammenarbeit gestartet, die 1992 zur Veröffentlichung von „Perfect Inspiration“ führte. Nach einer intensiven PR-Phase dazu (TV Shows, Livegigs mit Nazareth, Uriah Heep, Girlsschool etc.) ist Drummer Andy Rethmeyer ausgestiegen. Es gibt einfach Menschen, die aufgeben oder sich anders orientieren und solche, die auch bei Gegenwind weiterkämpfen. Bis Ende 1994 wurde mit anderen Drummern weitergearbeitet. Daraufhin wurde einvernehmlich ein Stillegen der Band vereinbart, wobei sich Teile der Band in einem anderen Projekt verwirklichten.

Warum das damals eingespielte Album nicht veröffentlicht wurde, ist für uns bis heute unklar. Ich will hier nicht mutmaßen, darf aber doch darauf verweisen, dass diese Dinge außerhalb der Handlungsmöglichkeiten der Bandmitglieder, wohl im Spannungsfeld zwischen Labelführung, Produzenten und sich ändernder Marktsituation abgespielt haben dürfte.

„We´ve been sacked!“ Aber vielleicht wissen die Urheber von Gerüchten mehr dazu zu berichten.

Speed Limit 1990

SpAndreas:
„Live habt ihr ja auch damals immer noch und konstant geliefert. Konzerte mit Chroming Rose, U.D.O. oder auch Girlschool waren an der Tagesordnung und wurden begeistert vom Publikum angenommen, magst du uns etwas über die damalige Live-Situation erzählen“

Joe Eder / Speed Limit:
Es war anders. Man konnte mit guter Reputation und entsprechend Engagement, Supporttous/Shows auch ohne internationaler Agentur oder monopolistischen Vernetzungen von Agency und Ticketserviceriesen wie Ticketmaster bzw. Eventim an Land ziehen. Es gab lokale Veranstalter bzw. Promoter, denen bei Auswahl von lokal oder national supports nicht die Hände gebunden wurden bzw. mit „Pay To Play“ mächtig Zubrot verdient werden musste. Verstehe mich nicht falsch, ich tu hier nicht Jammern, aber es war schlichtweg bunter! Was aber nichts an der Tatsache ändert, dass man erstens gut sein musste, ordentlich organisiert und eben auch im die Hände spucken und Dinge angehen musste.

Andreas:
„Im Jahr 1990 habt ihr jedenfalls von Größen wie Bruce Dickinson und Gene Simmons Anerkennung erhalten…“

Joe Eder / Speed Limit:
Wir hatten die große Ehre damals 1990 vom österreichischen Jugendmagazin Rennbahn Express in einem Poll mit diesen überaus prominenten Jurymitgliedern als bester Metal-Act made in Austria zu firmieren.

Hört hier das erst vor kurzem erstmals veröffentlichte, verschollene Album von 1990!

Andreas:
„Wo wir schon bei der damaligen Zeit sind, es ist vor kurzem eine Zeitkapsel in Form eines Albums erschienen. Ein grandioses Tondokument, wenn man es so will. Warum erst jetzt?“

Joe Eder / Speed Limit:
Unser aller Label-Boss Philipp Gottfried (NRT-Records) ist auf die Aufnahmen von 1990 in mieser Bootlegqualität gestoßen und hat uns überredet, das herauszubringen. Mittlerweile sind wir – nachdem ich die Original-Mastertapes nach längerer Recherche ausfindig hab machen können – auch Feuer und Flamme für «The Broken Record», weil es sich richtig gut und frisch anhört und anfühlt und zudem jede Menge Erinnerungen wachruft. Außerdem denken wir hier auch an unsere langjährigen Fans, die das Material wohl überaus wohlwollend aufsaugen werden. Eine weitere gute Möglichkeit hier «Danke» zu sagen.

Es ist schon ein einzigartiges Zeitdokument aus einer Zeit, die heute viele – gerade auch im Hard & Heavy -als «die glorreichen Jahre» bezeichnen. Spannend ist vor allem auch, dass es jetzt erstmals für eine breitere Öffentlichkeit hörbar gemacht wird. Außerdem ist es authentisch und echt, also nix retro, echt vintage. Es sind wirklich großartige Tracks drauf. Nicht nur einige unveröffentlichte Songs wie das edgy «Telling a Tale» oder «Rock N Roll Insanity», das grandiose «It Ain´t Easy» aus den ganz frühen Tagen oder das speedige «After Midnight», auch die Klassiker «Fly With The Eagle» oder «Head Over Heels».

Andreas:
„Ich verfolge Speed Limit tatsächlich schon seit den 80ern. Ich habe jede Ära der Band gefeiert und war tief enttäuscht, als in den 90ern plötzlich Stille eintrat. Was ist damals passiert? Euer Pressetext gibt als Grund zu Protokoll, dass die Trends jener Zeit hätten euch nicht begünstigt, obwohl eure Konzerte immer gut besucht waren. Habt ihr jemals erwogen, auf den Grunge-Zug aufzuspringen oder euren Sound anzupassen, bevor ihr diesen drastischen Schritt gegangen seid? Viele Heavy Metal Bands hatten es ja damals schwer, auch Metallica haben ihren Sound angepasst, wobei die ja eher Thrash waren….“

Joe Eder / Speed Limit:
Ich denke ein Teil dieser Frage wurde bereits beantwortet. Jedenfalls wollten wir damals nicht aktuelle musikalische Entwicklungen bzw. stilistische Neuorientierung in das gewachsene Speed Limit Konglomerat einlassen und somit die Ausrichtung grundsätzlich verändern. Konsequenterweise haben wir Speed Limit quasi „eingewintert“ – wir wollten dieses Mutterschiff nicht umfärben. Wie einige ja wissen haben Teile der Band unter dem Namen Herzblut mit kräftigem Rock und Songs in deutscher Sprache weitergemacht. Aber das steht in einem anderen Buch.

Andreas:
„Eure Alben zeigen eine beeindruckende Anpassungsfähigkeit und dennoch: Trotz Wechseln im Line-Up, besonders am Mikrofon, und Veränderungen im Sound, erkennt man stets, dass es Speed Limit ist. Euer Debütalbum klingt nach einer Mischung aus Iron Maiden und Metallica, das legendäre ‚Prophecy‘ erinnert an Glam Metal à la Poison, Thin Lizzy oder Twisted Sister (besonders denke ich da an die ‚Love Is For Suckers‘). Der aktuelle Longplayer mischt Einflüsse von Iron Maiden, Mötley Crüe, Twisted Sister und sogar Kiss. Wie schafft ihr es, so wandlungsfähig zu bleiben, euch nie wirklich zu wiederholen, aber dennoch unverkennbar Speed Limit zu sein?“

Joe Eder / Speed Limit:
Ich kann dazu nichts weiter sagen, als dass wir stets auf der Suche nach den besten Songs sind, die wir schreiben und produzieren können. Wir haben dabei nicht vorab vereinbarte Richtlinien wie: „Jetzt machen wir ein richtiges Stahlkanten-Album“ oder „Uns fehlt noch eine Radio-Ballade“. Was wir aber merken ist, dass unsere hauseigene Qualitätskontrolle nichts Belangloses zulässt und wir wohl über die Jahre diese „Speed Limit DNA“ entwickelt haben. Das, was von vielen Rezensenten oft nicht verstanden wird, dass wir nicht in eine dieser „Schubladen“ passen, ist für uns aber auch eine Möglichkeit vieles auszuprobieren zu dürfen und nicht in engen musikalischen Korsetten im eigenen Saft zu schwitzen. Wobei wir hier immer im Hard & Heavy Teich fischen wollen – soviel ist klar.

Andreas:
„Im Laufe eurer Karriere habt ihr mit verschiedenen Plattenfirmen zusammengearbeitet und fast ein Jahrzehnt lang nach eurem Comeback mit Pure Rock Records kooperiert. Dann habt ihr zu NRT-Records gewechselt, dessen CEO, Philipp Gottfried, schon seit Jahren ein enger Freund von mir ist – ich war wirklich baff, als ich erfuhr, dass DIESE Speed Limit bei Philipp unterschrieben hat. Wie kam es zu dieser Verbindung mit NRT und wie erlebt ihr die Zusammenarbeit mit dem Label bisher?“

Joe Eder / Speed Limit:
Unser Vertrag mit Pure-Steel ist Mitte 2023 ausgelaufen und so war es Zeit, sich nach neuen Partnern umzusehen, zumal wir ja mit „Cut A Long Story Short“ ein neues Album in der Pipeline hatten. Durch meinen langjährigen Freund Hannes Ritl, der hier eng mit Philipp zusammenarbeitet wurde der Kontakt geknüpft und seither läuft das rund.

Andreas:
„Kannst du mir etwas über das Live-Erlebnis von Speed Limit erzählen? Was erwartet das Publikum?“

Joe Eder / Speed Limit:
Wir als Band waren schon immer mehr als die schnöde Addition der einzelnen Zutaten, vor allem live. Über die Jahre hat sich einfach auch ein gewisses Gefühl über Abläufe, Spannungsbögen, Dramaturgie, Dynamik und die richtige Ansage zum richtigen Zeitpunkt herausgebildet. Wichtig ist für uns immer schon auch das Publikum mit einzubeziehen und ein unverzichtbarer Teil der guten Stimmung werden zu lassen. Ich glaube auch, dass man nicht daran vorbeikommt, uns anzusehen, dass uns live spielen einfach verdammt nochmal Spass macht. Wir haben auch nach 40 Jahren genug Material angesammelt um hier auszuwählen und spontan zu reagieren zu können. Also, es gibt primär aktuelle Songs, dann natürlich viele Klassiker – aber auch manchmal selten gehörtes. Mitunter artet das Ganze auch fast zu einem Kabarett-Programm aus – da wir uns die Ansagen bzw. Präsentation aufteilen können und auch unverblümt ins Wort fallen und unsere Späße treiben. Also meist nicht (nur) bierenstes Metal Gehabe.

Andreas:
,,Ist euch mal ein epischer Fail passiert? Oder gar was lustiges und ernstes?“

Joe Eder / Speed Limit:
Dazu gibt es jede Menge Geschichten. Als wir zB. mit Uriah Heep auf Tour 2008 auf Tour waren gabs die Ansage, dass wir samt Equipment beim Changeover in 10 Minuten von der Bühne sollten. Bei der 2. Show in Burghausen stand dann ein überaus verblüffter Bernie Shaw – seines Zeichens Leadsänger von UH am Bühnenrand als unser Chefroadie Roli Steindl nach 7 Minuten die Bühne mit dem letzten Speed Limit Deko-Element und einem lautsarken „ready to go, it´s all yours“ Richtung Stagemanager verließ. Bernies Blick war unbezahlbar.

Lustige Geschichte auch zu den Live Aufnahmen aus Seeham, die ja als Bonustracks auch in Videoform zum aktuellen Album „Cut A Long Story Short“ dazu gepackt wurden. Das Konzert war ursprünglich auf der weithin bekannten Seebühne mit großem Licht- und Pyroaufwand vor der traumhaften See- und Bergkulisse geplant. Leider machte uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung und so mussten wir kurzfristig in die Halle ausweichen. Zudem ereilte uns am Morgen des Gigs noch eine Hiobsbotschaft: Drummer und Leadsänger Hannes Vordermayer war ein Metallschiefer ins Auge geraten, der noch am selben Tag im Krankenhaus entfernt wurde, so musste er das Konzert mit einem fetten Augenverband spielen, was den Live-Vdeos einen zusätzlichen „Charme“ verleiht. Jedenfalls war es ein großartiges und in jeder Beziehung erinnerungswürdiger Gig

Es gibt aber auch Tragisches so geschehen letztes Jahr: Es gab beim CD-Präsentationskonzert letzten Juni im Salzburger Rockhouse einen Moment, als ich auf der Bühne die Tränen kaum zurückhalten konnte. Unser langjähriger Soundmann Peter Zimmerebner konnte aufgrund einer fortgeschrittenen, schweren Krankheit nicht dabei sein, und das haben wir bei der Vorstellungsrunde unseres Teams erwähnt und dabei alle gebeten, ihm hier und jetzt Kraft zu schicken. Ein unglaublich ergreifender Gefühlsaubruch war das. Am nächsten Morgen kam die erschütternde Nachricht, das Peter wohl in den frühen Morgenstunden von uns gegangen war. Machs gut da oben Beda!

Andreas:

Andreas:
„Seid ihr lieber Live oder im Studio zugegen?“

Joe Eder / Speed Limit:
Beides hat seine Reize. Wobei nicht zu vergleichen. Das reine Einspielen im Studio ist im Grunde harte Arbeit. Was ich dazuzählen würde ist das Erschaffen, von neuen Songs und das ist eine großartige Sache. Angefangen vom meist sehr intimen zusammenfügen von Melodien, Texten und Spannungsbögen bis zum gemeinsamen Ausarbeiten von Arrangements mit der Band – da merkst du schon, wie langsam eine Energie freigesetzt wird.

Über das Live-Spielen hab ich hier schon genug sinniert – dennoch im Falle von Speed Limit immer gefüllt mit Glücksgefühlen vollgepumpt.

Andreas:
„Ich spoilere an dieser Stelle schon einmal ein kleines Geheimnis: Ein Livealbum und ein Konzertfilm stehen kurz vor der Veröffentlichung. Kannst du unseren Lesern einen kleinen Einblick in dieses spannende Projekt geben? Welche Songs dürfen wir erwarten?“

Joe Eder / Speed Limit:
Im Grunde ist alles im Kasten und wir sind schon in die Zielgerade der Produktion eingebogen. Jetzt gilt es vor allem, die richtige Form bzw. Format auszusuchen, um möglichst zielgenau bei den Fans anzukommen. Es handelt sich wie gesagt um das Konzert anlässlich unseres „CD-Release Bash“ am 17. Juni 2023 im Salzburger Rockhouse. Also eine gute Mischung an aktuellen Songs, Klassikern und all time Hits von Speed Limit. Wer dabei war, hat den Vorteil zu wissen, was zu erwarten ist. Jedenfalls war es ein sehr gelungener Abend mit großartiger Stimmung und lustiger Interaktion von Bandmitgliedern untereinander aber auch mit dem Publikum. Die Videoumsetzung wird wohl neben der feinen lichttechnischen Konzeption unseres geschätzten „Stoffi“ Reisenberger auch die ungeschnittenen Ansagen beinhalten. Filmisch umgesetzt und geschnitten wurde das ganze von dem großartigen Walter „Woidl“ Fanninger, einem Filmemacher aus Hallein bei Salzburg, der stark im Wintersport/Acion- und Kulturbereich angehängt ist und der auch schon für die Umsetzung unseres „Hit The Wall“ Clips verantwortlich zeichnete. Die Setlist beinhaltet dabei natürlich einen Schwerpunkt des aktuelle Albums, aber es gibt natürlich jede Menge Klassiker aus allen Speed Limit Alben seit 1986. Mehr sei hier nicht verraten.

Andreas:
„Joe, welche Musiker haben Dich geprägt, wen siehst du als Idol an“

Joe Eder / Speed Limit:
Also die Initialzündung gaben sicher Leute wie Ritchie Blackmore, Angus Young und mein alltime favourite Gary Moore. Fantastisch finde ich größtenteils auch die Arbeit von Michael Schenker, Yngwie Malmsteen, Vivian Campell, Jake E. Lee oder die bluesigere Fraktion wie Peter Green, Mickey Moody, Brian Setzer. Aktuell beschäftige ich mich viel mit Leuten, die ich zum Teil kennenlerne durfte wie Alexander Beyroth, Brian Robertson, Laurence Archer, Eric Bell, John Sykes, Snowy White u.a.

Andreas:
„Welche Bands haben Speed Limit beeinflusst?“

Joe Eder / Speed Limit:
Ich kann hier nur von mir sprechen. Natürlich in erster Linie der klassische Hardrock, allen voran Thin Lizzy, Gary Moore, Deep Purple (und Splitgroups), Judas Priest, Iron Maiden, AC/DC, Krokus, Gotthard gerne auch deutscher Classic Metal weil wir eben viel gemeinsam haben.

Klarerweise stehe ich auf Bands, mit denen wir die Bühne teilen durften wie Uriah Heep, Manfred Mann, Nazareth, Pretty Maids, Pink Cream 69, U.D.O., Shakra, Kissing Dynamite, Bonfire, Axxis, Chroming Rose u.v.m.

Aktuell läuft Grand Slam, Queensryche, Alcatrazz, Judas Priest aber gerne auch Peter Green, Snowy White, Rory Gallagher…

Andreas:
„Was sind deine absoluten Lieblingsmetalalben?“

Joe Eder / Speed Limit:
Too many to name! Derzeit laufen Invicible Shield/Judas Priest, Corridors of Power/Gary Moore, 3rd Album/Deep Purpe, Powerage/AC/DC, Variations/Andrew Lloyd Webber und War Dance/Colloseum2. 

Mein Leben wäre wahrscheinlich anders verlaufen, hätte ich nicht irgendwann die folgenden Alben gehört: In Rock/Deep Purple, Live Evil/Black Sabbath, Back In Black/AC/DC, Thunder & Lightning/Thin Lizzy, Unmasked/Kiss, Sergant Pepper/Beatles, Sucking in The 70ies/Rolling Stones u.a.

Wenn ich eines auf die Insel mitnehmen müsste, wäre das wohl Holy Diver/Dio!

Andreas:
„Mit welcher Band wünschst du dir, würden Speed Limit einmal die Bühne teilen“

Joe Eder / Speed Limit:
Gerne auf Support Tour mit jedwelchen Genre-Größen oder ähnlich ausgerichteten Kollegen. Wir sind da offen für viele Schandtaten. Spezielle Namen hab ich nicht für dich.

Andreas:
„Ihr seid ja schon seit vier Jahrzehnten dabei. Inwiefern hat sich die Musikindustrie deiner Meinung nach verändert und gewandelt?“

Joe Eder / Speed Limit:
In den Anfangsjahren war das Vorhaben eine Band zu gründen und sich weiter zu entwickeln eine richtige Challenge: Es gab ja kaum Vergleiche – um seine Helden zu sehen, musste man meist weite Strecken fahren. Es war wirklich viel Einsatz und Spucke notwendig um halbwegs adäquates Equipment zu ergattern. Viel Geld, Engagement und eben auch unabdingbares Wollen war notwendig um z.B. eine LP Produktion auf die Füße zu stellen. Es gab nur die Möglichkeit in teure Tonstudios einzumieten oder eben auch einen Plattendeal mit entsprechendem Vorschuss zu ergattern. Dafür konnte man aber auch durchaus respektable Erträge über Platten- bzw. CD-Verkäufe einstreifen. Ein Publikum war hungrig und leichter vom Ofen hervor zu locken als heute, wo mittels Youtube oder Spotify alles geradezu kostenfrei ins Schlafzimmer geliefert wird.  Dafür war die Interaktion und Kommunikation mit dem Publikum und Fans außerhalb der Konzertsituation bzw. mit Veranstaltern, Labels, Medienpartnern komplett auf Telefon oder Post reduziert. Kein Facebook, Messenger, Whatsapp, Insta, TikTok u.a, anfangs auch keine E-Mail, Internet. Dadurch war die Szene auch viel kleiner, aber man kannte sich meist persönlich. Zurückblickend hat vieles natürlich den Schleier der Nostalgie, aber ich will diese Zeit nicht missen und wahrscheinlich ist das auch die Basis, warum Speed Limit noch immer eine Band aus Kumpels sind. Und glaub mir, wir wissen, dass das Gold wert ist.

Andreas:
„Wer sind deine (musikalischen) Helden?“

Joe Eder / Speed Limit:
Wenn ich mir einen rauspicken darf dann: Phil Lynott ohne Zweifel. Mich faszinierte dieser Mensch sei jungen Jahren mit allen seinen Widersprüchen, seiner schwierigen Herkunft als «schwarzes Baby in Irland», seinen Süchten, seinem zerstörerischen Umgang mit seinem Übermaß an Liebe, Kreativität und künstlerischem Output, seiner Poesie, seiner Musik, seinem Charisma und dem Bewusstsein darüber, dem Wissen über die Gefahren, die schlussendlich zu seinem Tod führten.

Andreas:
„Wird es bald weitere Konzerte von und mit Speed Limit geben? Ist eine Tour geplant?, Live habt ihr ja ordentlich Potenzial“ 

Joe Eder / Speed Limit:
Da ist in erster Linie unsere Jubiläumsshow „Speed Limit – 40 Years of classic Heavy Metal“, am 3. Oktober, im Salzburger Rockhouse anzuteasern. Wir könnten sicher noch mehr Bühnen unsicher machen als derzeit, haben aber gemeinsam mit unserem quasi 5. Mitglied und Licht-Tausendsassa Stoffi Reisenberger entschieden, möglichst nur noch Optionen zuzusagen, wenn halbwegs eine Möglichkeit besteht, uns auch lichttechnisch adäquat in Szene zu setzen.

Wir arbeiten aber an einer Reihe an Konzerten und Festivals für 2025l in Österreich, wo schon so ziemlich alle Hauptstädte fixiert sind und auch Deutschland steht mehrfach auf dem Menüplan. Mehr dazu wenns auch fixe News zum geplanten Livealbum gibt.

Andreas:
„Joe, ich danke dir für deine Zeit und dieses Interview! Let it Rock!“

Mehr zu Speed Limit im Netz:

Speed Limit bei Facebook:
https://www.facebook.com/speedlimit.at

Speed Limit bei Bandcamp:
https://speed-limit.bandcamp.com/

Speed Limit bei Spotify anhören:
https://open.spotify.com/artist/5XUra2fEohvIle8Gp5VAtN

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