Minotaurus schmieden mit „Memories In The Haze“ ein mittelalterliches-Power-Metal-Epos zwischen Schlachtfeldern, Schiller und Allmacht (Musikplaylist) [ Ancient Folk Metal | Power Metal | Medieval Metal ]

Seit nunmehr etwas über 30 Jahren treibt die Medieval-Folk- und Power-Metal-Formation Minotaurus aus dem unterfränkischen Aschaffenburg ihr musikalisches Wesen und hat sich in dieser Zeit einen unverwechselbaren Namen in der deutschen Folk-Metal-Szene erspielt. Was in den Neunzigern als ambitionierte Metalband mit Hang zu Mythen, Sagen und mittelalterlicher Ästhetik begann, ist heute eine gestandene Truppe, die genau weiß, was sie tut.

Was mit dem fantastischen Debütalbum „Path Of Burning Torches“ im Jahr 1999 aus der Taufe gehoben wurde, nahm mit nachfolgenden Werken wie „Myth Or Reality“, „The Lonely Dwarf“, „The Call“, „Insolubilis“ und zuletzt vor sechs Jahren „Victims Of The Underworld“ immer mehr Fahrt auf. Konzerte mit Größen wie Subway To Sally oder Freedom Call gehörten ebenso zum Programm wie die Tatsache, dass Minotaurus stets eine aufwändige, kostümierte Bühnenshow auffahren und ihre Songs so in ein stimmiges, theatralisches Gesamtkonzept einbetten.

Hört hier das Album Memories In The Haze im Stream

Nun wechselten Minotaurus zum unermüdlichen Independentlabel NRT-Records, das die Band – angestoßen vom Metal-YouTuber Frank Kelch aka RuhrpottPälzer – unter Vertrag genommen hat. Bereits eine Woche vor Veröffentlichung hat NRT-Records das Album komplett vorab zum Streamen auf YouTube freigegeben. Zuvor wurde das von Kevin Ehrl inszenierte Musikvideo „Coming Home“ aus „Memories In The Haze“ ausgekoppelt, mit dem die Band es bis auf Platz 66 der YouTube-Hype-Charts (Platz 4 in der Kategorie Musik) geschafft hat. Ein deutliches Signal, dass der neue Stoff das Zeug hat wie Schießpulver zu feuern.

Doch genug der Vorgeschichte – gehen wir nun in die Tiefe und widmen uns dem Gesamtwerk „Memories In The Haze“ im Detail.

Ein Album voller Power Metal mit thematischer Mittelalterästhetik und einer Spur von Folk

Master Of The Universe über ein omnipotentes Wesen

Sechs Jahre liegen zwischen ihrem letzten Studioalbum „Victims Of The Underworld“ und „Memories In The Haze“, und diese Zeit haben die Ancient-Power-Folk-Metaller von Minotaurus ganz offensichtlich genutzt, um neue, fantastische Songs zu schreiben. Der erste Song „Master Of The Universe“ liefert dafür direkt den Beweis.

Eröffnet wird das Stück mit einem ordentlichen Drum-Groove von Trommler Rouven Zumkeller, der mit einigen geschmackvollen Breaks die Marschrichtung vorgibt. Kurz darauf leiten die Stromgitarren von Rainer ZumKeller und Jürgen Hermann mit einem mächtigen Attack-Fade ein, der wie ein musikalischer Hammerschlag wirkt. Nach dieser packenden Einleitung entfalten die Musiker ihre volle Wirkung: Rouven Zumkeller und Bassist Marcus Finger legen an Schlagwerk und Bassschwert ein mächtiges Fundament, auf dem die melodische Lead- und Rhythmusgitarre von Rainer ZumKeller und Jürgen Hermann ein solides Werk aus amtlichen Gitarrenriffs errichtet – die perfekte Basis für den Gesang.

Zwar heißt es oft „Ladies first“, doch in diesem Fall eröffnet Frontmann Oliver Klump den Song. Mit seiner teils weichen, teils angerauten Stimme zieht er das Publikum zusammen mit seiner Band gekonnt in seinen Bann. Kaum ist man gefangen, tritt Clarissa Hobeck mit ihrer vereinnahmenden Sopranstimme ins Rampenlicht – und die Magie ist endgültig entfacht.

Thematisch dreht sich „Master Of The Universe“ um ein allmächtiges Wesen (Gott?), das das Universum kontrolliert und alles steuert. Der Song geht gut voran, auch ohne übertriebene Geschwindigkeit. Dass Minotaurus dabei nicht einfach nach Schema F vorgehen, sondern ihre Songs präzise ausarbeiten, wird direkt beim ersten Durchlauf klar: Doublebass-Drums in der Hookline schleudern den Staub aus den Boxen, epische Gesänge treffen auf ein Arrangement mit unvorhergesehenen Wendungen. Ebenso selbstverständlich ist es, dass Oliver Klump und Clarissa Hobeck mit ihren Sangeskünsten einfach leuchten.

Besonders Clarissa Hobeck überzeugt hier auf ganzer Linie und fügt dem Material ein liebevolles und zugleich starkes Element hinzu. Die unvorhergesehenen Wendungen im Arrangement lassen den Song stellenweise wie ein Power- bzw. Heavy-Metal-Theaterstück wirken, das folkige Elemente in sich vereint und so einen perfekt inszenierten Auftakt für „Memories In The Haze“ bildet.

„Memories In The Haze“ über einen Überlebenden, der alleine zurückbleibt

Direkt im Anschluss präsentieren Minotaurus als zweiten Track jenen Song, der dem Album seinen Namen gab: „Memories In The Haze“. Der Song, der aus der Perspektive eines Soldaten erzählt wird, der als Einziger blutige Kämpfe überlebt hat, besticht durch seine emotionale Tiefe und seine musikalische Wucht.

Solide Rifftechnik aus Bass und Gitarre, die zusammen eine untrennbare Einheit bilden, wird von epischen Drums angetrieben, die zwischen normaler 4/4-Taktung und Blastbeats pendeln. Der Refrain und die Hookline des Songs – „Blood flows, like rivers to the sea“ – werden im Kanon und Duett von Clarissa Hobeck und Oliver Klump vorgetragen und entwickeln sich zu einem Ohrwurm ohnegleichen.

Die Leadgitarren – entweder von Rainer ZumKeller oder Jürgen Hermann gespielt – setzen dem Ganzen die Krone auf. Minotaurus ziehen hier in den Kampf, bereit, alles zu geben – und es gelingt ihnen. Der liebevolle Soprangesang von Madame Clarissa Hobeck sorgt dafür, dass sich der Zuhörer regelrecht in ihren Worten verliert. Diese Frau ist ein Wahnsinn: Sie könnte mir ihre Einkaufsliste vorsingen, und ich würde gebannt zuhören!

Mit melodischen Leads und liebevoll ausgearbeiteten Details perfektionieren Minotaurus hier ihr Songmaterial. „Memories In The Haze“ ist nicht nur der Titelsong, sondern auch ein musikalischer und emotionaler Eckpfeiler des Albums, der den Hörer nachhaltig im Kopf wie im Herzen begleitet.

„Coming Home“ über ein unheilvolles Schicksal

Bereits als Video ausgekoppelt, folgt als nächstes „Coming Home“ – eine Metalsage zwischen Heavy- und Gothic-Anklängen sowie Folk. Minotaurus verarbeiten hier eine der vielzähligen Legenden über Piraten, die im Goldenen Zeitalter zwischen 1500 und 1800 auf Raubzug über die Meere zogen.

Schaut hier den von Kevin Ehrl (E(h)rlebnisfilm) Meisterhaft inszenierten Clip „Coming Home“

In dieser Serenade, einer Mischung aus Folk und Power Metal, gerät die Piraten-Crew in einen Sturm und erkennt sofort, dass Unheil droht. In einem Akt der Verzweiflung schwören sie ihrem räuberischen Tun ab und legen, geläutert, ihr Leben in die Hände Gottes. Auch dieses Musikstück hat das Zeug zu einem theatralischen Werk.

Zunächst wird „Coming Home“ mit einer liebevoll gespielten Akustikgitarre eingeläutet, begleitet von einer Violine. In der Ich-Perspektive erzählt die Band die Geschichte, bevor der Song in einen powervollen Heavy-Metal-Jargon umschwenkt. Angeführt von der kraftvollen Sängerin Clarissa Hobeck verstehen es Minotaurus hier, Dramaturgie in Kompositionen zu verwandeln und mit der Fantasie des Zuhörers zu spielen.

Die tighten Drums von Rouven Zumkeller geben wie Kanonenfeuer den Takt vor, während die Axtschwinger Marcus Finger und Rainer ZumKeller ein Riff-Brett nach dem anderen liefern. Die beiden Sänger:innen Clarissa Hobeck und Oliver Klump steuern ein Duett bei, das direkt unter die Haut geht und ihr Können erneut auf meisterlicher Ebene zeigt.

Es ist erstaunlich, wie Minotaurus hier mit der Fantasie des Zuhörers spielen – und wie sehr ihnen das gelingt. Spätestens beim Solo ab etwa einer Minute und vierunddreißig Sekunden stellt man sich bildlich vor, wie der Sturm aufkommt und seinen Höhepunkt erreicht. Messerscharfe Sologitarren, donnergrollende Doublebass-Drums – alles ist hier absolut episch gehalten, bevor der opernhafte Gesang von Oliver Klump und Clarissa Hobeck wieder einsetzt.

Beim letzten Refrain, in den ein episches Leadgitarren-Riff eingebettet ist, erreicht diese starke Nummer ihren dramaturgischen Höhepunkt und findet als Geschichte tiefer Verzweiflung und Läuterung ihre würdige Veredlung.

„Der Jüngling Am Bache“ & „Sehnsucht“: Schiller goes Metal!

Wie genial ist das bitte? Minotaurus interpretieren einfach mal so nebenbei zwei Gedichte von Friedrich Schiller und geben ihnen den unverkennbaren Folk-Power-Metal-Sound, der Minotaurus ausmacht.

„Der Jüngling Am Bache“ beginnt mit einem dramaturgisch aufgebauten Leadgitarrenriff. Angetrieben von Midtempo-Drums bilden die griffigen Gitarren die Grundlage für den Kanon-Gesang von Oliver Klump und Clarissa Hobeck, der hier einfach genial umgesetzt wurde. Der Text von Friedrich Schiller wird in Gedankengänge zweier Liebender – dem Jüngling und der reichen Dame – übertragen, ohne seine Würde zu verlieren.

Die Doublebass-Drums von Rouven Zumkeller kommen nur in Nuancen zum Einsatz, was dem Song eine gewisse Leichtigkeit und Eleganz verleiht. Minotaurus verschandeln die große Dichtkunst von Friedrich Schiller keineswegs, sondern zollen ihm mit musikalischem Können und spielerischer Finesse auf gekonnte Weise Tribut. Ab etwa eineinhalb Minuten setzen Minotaurus zur Auflockerung auf Folk- bzw. Mittelaltertöne, um zwei Abschnitte des musikalischen Gedichtes miteinander zu verweben, die schließlich in einem Happy End für ein glücklich liebendes Paar gipfeln.

Schaut hier den Clip zu „Der Jüngling Am Bache“ umgesetzt von Metal-Youtuber „Ruhrpottpälzer“

„Sehnsucht“ zeigt dann die melancholischere Seite dieser Schiller-Vertonungen. Mit unverzerrten Gitarren eröffnet „Sehnsucht“ und erzählt, wie der Name schon sagt, eine melancholische Geschichte von Verzweiflung, aber auch von Hoffnung. Im Kanon gesellt sich eine wunderschöne, bittersüße Violine hinzu, die mit den Emotionen spielt, ohne je kitschig zu wirken.

Der wunderschöne Gesang von Sänger und Sängerin sowie der liebevolle Lead der Gitarren sorgen dafür, dass der hiesige Konsument – selbst der hartgesottenste Metalhead – am Ende durchaus ein Tränchen verdrücken könnte. Minotaurus schaffen es, Friedrich Schiller zu ehren und gleichzeitig Emotion und Leidenschaft in ihre Interpretationen zu bringen. So zollt die Band einem der großen Dichter auf eindrucksvolle Weise Tribut.

„D.R.I.P.“ – Eine Saga nimmt ihr Ende

Wer Minotaurus kennt, kennt das epochale Konzeptalbum „The Lonely Dwarf“. Der Song „Holla Die Waldfee“ aus diesem Album ist absolut Kult – und genauso kultig ist auch der hymnische Abschluss der Saga mit dem Titel „D.R.I.P.“ (kurz für „Dwarfs Rest In Peace“).

Schaut hier den Clip zu „Der Jüngling Am Bache“ umgesetzt von Metal-Youtuber „Ruhrpottpälzer“

Im Rahmen der „Echoes In The Haze“-EP wurde zu „D.R.I.P.“ bereits ein Video erstellt, das aus der Bewegtbildschmiede des Metal-YouTubers „RuhrpottPälzer“ stammt. Musikalisch ist die Darbietung einfach episch: Minotaurus eröffnen diesen Song mit Gitarren im galoppierenden, an Iron Maiden erinnernden Stil.

Mit schwermütigen Tonlagen aus Bass und Gitarren und rauem, männlichem Gesang nimmt der Song Fahrt auf – wie eine akustische Umwälzung eines Marschs einer Armee. Rouven Zumkeller setzt die Doublebass-Drums hier ordentlich ein, worauf die beiden Gitarristen Rainer Zumkeller und Jürgen Hermann, angespornt durch das Bassspiel von Marcus Finger, zusammen mit diesem eine Einheit bilden.

Clarissa Hobeck mit ihrer wunderschönen, einfühlsamen und gleichzeitig kraftvollen Sopranstimme und Oliver Klump mit seinem männlichen, leicht angerauten Bariton erzählen die Geschichte grandios. Der Hookteil des Liedes klingt durch seine Arpeggio-Anleihen und die tiefe Tonlage aus Bass und Gitarre kurzzeitig wie 70er-Bombastrock, um dann wieder stürmisch in den Power Metal umzuschwenken.

Der Refrain ist ein absoluter Ohrwurm, der sich direkt festbrennt. Auch hier haben Minotaurus ein Meisterwerk abgeliefert, das eindeutig zur stärkeren Sorte des Albums zählt und die Zwergensaga auf würdige, epische Weise abschließt.

„Heroes“: Heldenhafter Ritter-Epos mit leichten Macken

Ein weiteres Highlight auf „Memories In The Haze“ liefern Minotaurus mit dem epischen Kampflied „Heroes“. In dieser Nummer geht es um Ritter, die im Auftrag eines Königs das Empire um jeden Preis schützen – ein episches Kapitel über Verantwortung, Weitsicht und den Preis, den Macht und Loyalität mit sich bringen.

Musikalisch geht es hier ebenfalls zur Sache: Eröffnet von den gewohnt melodischen Gitarren und einem von Breaks durchsetzten Drumspiel, ist der Song gradlinig im Midtempo gehalten. Sänger und Sängerin liefern sich ein Duett, das im Wechsel zwischen erzählenden Strophen und hymnischem Refrain funktioniert.

Auch wenn „Heroes“ mit starkem Power-Metal-Einschlag stellenweise etwas schwächer wirkt als die ganz großen Momente des Albums, zeigt der Song dennoch die hohe Qualität von Minotaurus. Im Refrain präsentiert die Band einen kompletten Chor, der vor dem inneren Auge Bilder einer Tafelrunde in einer Burg entstehen lässt, in der Ritter ihre Loyalität schwören.

Nach einem Break zeigt Clarissa Hobeck im Zusammenspiel mit Oliver Klump erneut ihre stimmliche Präzision und ihre fast engelsgleiche Stimme, begleitet von liebevoll eingesetzten Violinen. Minotaurus verstehen es einfach, Songs zu schreiben, die mit der Fantasie des Zuhörers spielen und ein gewisses Suchtpotenzial besitzen – auch wenn „Heroes“ im Vergleich nicht der absolute Spitzenreiter der Tracklist ist.

„Lonely Prisoner“: Die Geschichte über die Verzweiflung eines zu Unrecht Verurteilten

Von Clarissa Hobeck geschrieben und zu etwa 90 Prozent gesungen, ist „Lonely Prisoner“ ein Song über Verzweiflung – aber auch über ein kleines bisschen Hoffnung. Im Mittelpunkt steht ein zu Unrecht zum Tode verurteilter Gefangener, dessen Leid und innere Zerrissenheit hier musikalisch greifbar werden.

Der Song ist in seinen Strophen seicht gehalten, mit akustischen Gitarren, die dem Stück eine fragile Grundlage verleihen. Violinen blitzen im Arrangement auf und geben „Lonely Prisoner“ eine besondere, bittersüße Note. Clarissa Hobeck schafft es mit ihrer Gesangsleistung, diesen Song quasi unsterblich zu machen – ihre Performance geht tief unter die Haut.

Schaut hier den Clip zu „Lonely Prisoner“ – Umgesetzt von Metal YouTuber Ruhrpottpälzer

Gitarrensolos runden das Ganze ab, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Rein instrumental betrachtet ist „Lonely Prisoner“ vielleicht ein etwas schwächerer Song im Kontext des Albums – aber immer noch ein guter. Harmonisch und melodiös im Gesang trifft er voll ins Schwarze. Clarissa Hobeck gelingt es mit scheinbarer Mühelosigkeit, Emotionen und das Leid des zu Unrecht gefangen Gehaltenen zu transportieren und den Hörer emotional mitzunehmen.

Vom Mittelalter über die Renaissance zur modernen Zocker-Märchenwelt

„Proud Kings Of Avalon“ ist dann ein für Minotaurus eher ungewöhnlicher Song – auch wenn er über Umwege doch wieder perfekt ins Gesamtkonzept passt. Thematisch geht es darum, dem Alltag mithilfe der Computerspielwelt zu entfliehen und sich der virtuellen Fantasie von RPGs zu widmen.

Hier zeigen Minotaurus einmal mehr ihr Können und liefern Doublebass-Power-Metalwucht mit tief gestimmten Gitarren und leidenschaftlichen Gitarrensolos. In den Strophen wechseln sich Oliver Klump und Clarissa Hobeck am Mikro gekonnt ab, wodurch eine dialogartige Erzählstruktur entsteht.

Der Refrain von „Proud Kings Of Avalon“ ist epischer Natur und wird von wuchtigen Doublebass-Drums getragen. Die Verbindung aus mittelalterlicher Bildsprache, Avalon-Mythos und moderner Gaming-Flucht aus dem Alltag macht diesen Song zu einem spannenden Bindeglied zwischen klassischen Fantasy-Themen und der heutigen Gaming-Kultur – ein kreativer Dreh, der Minotaurus sehr gut zu Gesicht steht.

„Tears Of A Hero“ – Ein gelungenes Remake

Als Bonus gibt es dann mit der Neuinterpretation von „Tears Of A Hero“ die Neuauflage eines Bandklassikers von 1999. Im Ursprung auf dem Minotaurus-Debütalbum „Path Of Burning Torches“ zu finden, gehört „Tears Of A Hero“ längst zu den Aushängeschildern der Band.

Der clip zum Remake von „Tears Of A Hero“ – Made by Ruhrpottpälzer

Ursprünglich von Gründungsmitglied Jochen Gebert geschrieben, ist „Tears Of A Hero“ in der neuen Version von einem rein männlichen Song in ein männlich-weibliches Duett mutiert. Das fantastische Zusammenspiel der Musiker, die hier den Sound komplett überarbeitet und modernisiert haben, sorgt dafür, dass die Neuinterpretation sich nicht hinter dem Original verstecken muss – im Gegenteil.

Clarissa Hobeck und Oliver Klump wechseln sich im Gesang ab und machen die neue Version zu etwas episch-magischem. Gekrönt wird das Ganze durch den in der Neuauflage eingebrachten Einsatz der Violine, die dem Stück zusätzliche Tragik und emotionale Tiefe verleiht.

Hier wurde ein Klassiker auf magische Weise neu aufbereitet und verbessert. Minotaurus gelingt etwas, wovon viele Bands nur träumen: Eine Neuinterpretation des eigenen Songs, die das Original in manchen Punkten sogar übertrifft. Fantastisch!

„Goodbye“ – Versöhnlicher, brüderlicher Metaltango zum großen Finale

Mit einem Metaltango verabschieden sich Minotaurus bei ihrem Publikum und bedanken sich für die jahrelange Treue. „Goodbye“ wirkt wie ein brüderlicher, versöhnlicher Handschlag zwischen Band und Fans.

Hier wird in gemäßigtem Tempo gearbeitet, instrumental aber so präzise wie eh und je. Solche Songs können schnell in Peinlichkeit abdriften – der erste Gedanke beim Lesen der Beschreibung könnte sogar in diese Richtung gehen. Doch Minotaurus gelingt es, ehrlich und authentisch einen Abschiedsgruß zu liefern, der berührt statt fremdzuschämen.

Sie bedanken sich gekonnt, blicken hoffnungsvoll in die Zukunft und machen gleichzeitig klar, dass diese Reise noch nicht zu Ende ist. Und diese Zukunft solltet ihr ihnen geben: Ihr neues Label NRT-Records scheut keine Kosten und Mühen, um der Band genau das zu ermöglichen, was nicht verwunderlich ist, so ist die legendäre female / male fronted metalband Sunterra ebenfalls dort zuhause. Jetzt kommt es auf euch an – die Band hat eine große Zukunft, gebt sie ihr!

Unser Fazit:

➤ Songwriting: 9,5 von 10 Punkten
➤ Komposition: 9,0 von 10 Punkten
➤ Musikalische Fähigkeit: 9,0 von 10 Punkten
➤ Produktion: 8,5 von 10 Punkten

➤ Gesamtwertung: 9,5 von 10 Punkten

Epische Geschichten, starke Stimmen, große Emotionen

„Memories In The Haze“ ist ein Album, das eindrucksvoll zeigt, warum Minotaurus seit so vielen Jahren ihren Platz in der Szene behaupten. Die Band kombiniert Ancient Folk Metal, Power Metal, Medieval Metal und eine gehörige Portion erzählerischer Leidenschaft zu einem schlüssigen, mitreißenden Gesamtwerk.

Die Doppelspitze aus Clarissa Hobeck und Oliver Klump am Gesang, das druckvolle Zusammenspiel von Rouven Zumkeller, Marcus Finger, Rainer ZumKeller und Jürgen Hermann sowie die Liebe zum Detail im Songwriting machen „Memories In The Haze“ zu einem Album, das man am besten mehrfach am Stück hört.

Besonders die Schiller-Vertonungen „Der Jüngling Am Bache“ und „Sehnsucht“, der epische Titelsong „Memories In The Haze“, das dramatische „Coming Home“, das Saga-Finale „D.R.I.P.“ und die Neuaufnahme „Tears Of A Hero“ stechen heraus – ohne dass der Rest des Albums abfällt. Kleine Schwächen in Songs wie „Heroes“ oder der etwas zurückhaltenden Instrumentierung von „Lonely Prisoner“ ändern nichts daran, dass hier ein sehr starkes, rundes Werk vorliegt.

Aus subjektiver Sichtt ist „Memories In The Haze“ ein mehr als würdiger Meilenstein im Schaffen von Minotaurus – und eine klare Empfehlung für alle, die epische Geschichten, starke Stimmen und eine gelungene Mischung aus Folk und Power Metal lieben.

Mehr zu Minotaurus im Netz:

Minotaurus – Die offizielle Webseite:
https://www.minotaurus-metal.com/

Minotaurus bei Facebook:
https://www.facebook.com/MinotaurusBand

Minotaurus bei den Musikdiensten:
https://fanlink.tv/minotaurus

Nach oben scrollen