Für diesen ‚Lauschangriff’ muss ich jetzt tatsächlich etwas weiter ausholen, da die Veröffentlichung des Albums schon fast 6 Jahre zurückliegt.
Durch das Special zum ‚Female Voices Of Rock-Festival’ und zum Event-begleitenden Sampler, bin ich auf eine begnadete Gitarristin aufmerksam geworden, die mich mit ihrem Beitrag für besagte Compilation auf Anhieb begeistert hat: ELENA SEAGALOVA. Nach kurzentschlossener Kontaktaufnahme mit der sympathischen Künstlerin wurde auch ziemlich schnell klar, dass trotz der schon längeren Zeit zurückliegenden Veröffentlichung von „Zero Point“ eine amtliche Albumpräsentation überfällig war.
Ehrlich gesagt war ich schon sehr verwundert, dass auf besagten Festival-Sampler „Female Voices Of Rock“ mit „Outroad Traveller“ doch tatsächlich auch eine Instrumentalnummer vertreten ist. Doch spätestens nach dem zweiten Hören dieses Tracks kristallisierte sich bereits heraus, dass hier ELENA SEAGALOVA ihrer Gitarre singen lässt bzw. ihre Gefühle nahezu greifbar über die Seiten ihres Instruments ausdrückt. Dieser gewonnene Eindruck wird auch von sämtlichen Musikstücken auf „Zero Point“ vehement untermauert. Egal, ob man nun dem verheißungsvollen Opener „Premonition“ oder dem wunderschönen, leicht bluesigem „One Hundred Years Of Solitude“, das mich hier und da ein wenig an JOE SATRIANI erinnert, oder gar „Follow The White Rabbit“, das mit diversen Tempowechseln und einem fast orientalisch anmutenden Part einen nahezu exzellenten Spannungsbogen aufbaut, sich gerade zu Gemüte führt. Ähnlich wie STEVE VAI, lässt die gebürtige Russin scheinbar auch einer bestimmten Zahl eine besondere Bedeutung zukommen. Während der einstige ZAPPA-Schüler den siebten Songs seiner Alben sogar ein komplettes Werk gewidmet hat, scheint bei ELENA SEAGALOVA die Zahl 5 eine gesonderte Rolle zu spielen, denn Track Nr. 5 ist nur schlicht mit „Number 5“ betitelt. Ein sehr rhythmischer Groover, der sich mit einer fesselnden Harmonie- und Melodieführung nachhaltig einprägt. Nur selten ist mir eine Instrumentalnummer untergekommen, die einen derartigen Ohrwurm-Charakter aufweist, wie eben diese. Als nicht weniger fesselnd präsentiert sich das zu Beginn fast hinterhältig anschleichende „Rattenfänger von Hameln“, um zwischendrin immer wieder kurz und überraschend mit aller Wucht zuzuschlagen. Neben diesen beiden Musikstücken hat sich noch das schwergroovende, fast verstörende „Arachnophobia“ (zu deutsch: Spinnenphobie), bei dem im Mittelteil immer wieder einmal fast harmonische Sequenzen durchblitzen und somit einen spannenden Kontrast im Gesamtbild des Tracks schaffen, zu meinen persönlichen Favoriten herauskristallisiert. Außerdem wartet das Album mittels der Powerballade „Alone“ (Vocals: Yulia Pak) auch noch mit einer sehr ausdrucksstarken Gesangsnummer auf, die nicht nur für einen weiteren Überraschungsmoment sorgt, sondern sich auch ziemlich gut ins abwechslungsreiche, aber äußerst stimmige Gesamtwerk einfügt. Für den fulminanten Abschluss sorgt dann der bereits Eingangs angesprochene Sampler-Beitrag, bei dem man fast meinen könnte, dass Joe Eder von SPEED LIMIT eines seiner unverkennbaren Gitarren-Licks beigesteuert hätte.
Kurzum: Ein Instrumental-Rockalbum, das nicht nur mit dem brillanten Können der beteiligten Musiker besticht – allem voran natürlich dem variantenreichen Gitarrenspiel von ELENA SEAGALOVA – sondern auch durch die spannenden Kompositionen, die den Zuhörer auf Anhieb zu fesseln vermögen. Auch in Sachen Produktion, für die sich die Gitarristin und Komponistin höchstselbst verantwortlich zeichnet, bietet „Zero Point“ nicht nur die geringste Angriffsfläche für irgendwelche Nörgeleien.
Die Wertung
Gesamt: 9,5/10
Mehr zu ELENA SEAGALOVA im Netz:
ELENA SEAGALOVA – Die offizielle Website:
https://www.seagall.ru/
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