Polyphonic Exophilia – Ein episches Hörerlebnis „Love! Liberty! Resistance!“ im Avantgarde Jazz! (Musikplaylist) [ Jazz | Avant Garde Jazz | Crossover ]

Es gibt Alben, die einfach nur gehört werden – und es gibt Alben, die erlebt werden. Love! Liberty! Resistance! von Polyphonic Exophilia gehört zweifellos zur zweiten Kategorie. Die norwegische Formation, längst bekannt für ihre unkonventionelle Verschmelzung aus Jazz-Funk, Neo-Soul und psychedelischen Elementen, präsentiert hier nicht nur ein weiteres Studioalbum, sondern ein manifestartiges Werk, das in seiner künstlerischen Konsequenz beeindruckt. Jede Note, jedes Break und jede rhythmische Wendung scheint Teil eines größeren Plans zu sein – einer musikalischen Gegenbewegung zu Eintönigkeit, Stillstand und geistiger Schwere. Der Titel des Albums ist dabei kein bloßer Slogan, sondern eine Haltung, die sich durch jede Komposition zieht: Liebe als verbindende Kraft, Freiheit als unantastbares Gut und Widerstand als kreativer Motor.

Ein Auftakt voller Energie und Präzision

Schon der Opener „We Are the Quiet You Forgot to Fear“ macht unmissverständlich klar, worauf sich der Hörer einlässt. Ein facettenreicher Mix aus funkigen Gitarrenriffs, wendigen Bassfiguren, strahlenden Bläsern und einer komplexen, aber stets tanzbaren Rhythmik eröffnet das Album. Polyphonic Exophilia verstehen es meisterhaft, instrumentale Erzählungen zu entwickeln – es braucht keine Stimme, um eine Geschichte zu transportieren, wenn jedes Instrument wie ein Charakter mit eigener Persönlichkeit agiert. Der Song baut sich organisch auf, spielt mit Spannung und Entladung und ist zugleich ein Aushängeschild für die technische Brillanz der Band.

Kosmische Strahlkraft und rhythmische Finesse

Mit „We Were Not Sent by Kings, but by Thunder“ wird eine dichte, beinahe ätherische Klanglandschaft erschaffen. Hier verschmelzen Space-Psychedelic-Elemente mit jazzigen Harmonien und der unverkennbaren Funk-Basis der Band. Ein Clavinet fügt spitze rhythmische Akzente hinzu, während die Bläser im Lead-Bereich eine majestätische Melodielinie formen. Die rhythmische Komplexität sorgt für ständige Bewegung – nichts bleibt statisch, jede Phrase fließt in die nächste. Diese Dynamik macht den Song zu einem Hörerlebnis, das gleichermaßen körperlich wie geistig wirkt.

Progressiver Atem und treibende Energie

„We Were Ghosts Until the Sun Named Us“ beginnt mit einer markanten Kontrabasslinie, die sofort Erdung vermittelt, während darüber Clavinet-Sounds, Konzertgitarre und eine präzise gesetzte Percussion-Schicht interagieren. Die Komposition hat etwas Cinematisches: einzelne Klangmotive erscheinen, verweilen und weichen wieder, wie Szenen in einem Film. Die progressive Struktur überrascht durch unerwartete Harmoniewechsel und rhythmische Verschiebungen, ohne den Fluss zu verlieren. Es ist einer jener Songs, bei denen man spürt, dass die Band jede Note nicht nur spielt, sondern lebt.

Klangpoesie voller Atmosphäre

Mit „We Broke Bread with Wolves and Called Them Brothers“ betreten wir einen introspektiveren Abschnitt des Albums. Ein sanftes Saxophon und der warme Ton des Kontrabasses bilden den Eingang zu einer musikalischen Erzählung, die anfangs fast kammermusikalisch wirkt. Erst nach und nach entfalten sich funkige Clavinet-Linien und Bläserarrangements, die dem Stück mehr Weite geben. Dieser Song lädt dazu ein, die Augen zu schließen und sich dem inneren Kopfkino hinzugeben – inspiriert vom poetischen Titel und getragen von einer Musik, die Bilder malt.

Jazz, der Grenzen überschreitet

„Silence Was Never Neutral“ ist ein kompaktes, energiegeladenes Statement. Funkige Grooves und eine straffe, pointierte Rhythmik bilden das Rückgrat, während Saxophon und Gitarre in einen musikalischen Dialog treten. Darauf folgt „We Burned the Flag Because Fire Tells the Truth“, das mit einer Mischung aus Chicago-Sound, kraftvollen Synthesizern und markanten Basslinien eine mitreißende Spannung aufbaut. Hier trifft Struktur auf improvisatorische Freiheit – jedes Instrument agiert selbstbewusst, und dennoch bleibt das Zusammenspiel stets geschlossen.

Die Kraft der Ruhe

Mit „We Baptized the Engines in Oil and Ash“ zeigt die Band, dass ihre Kreativität nicht nur in Tempo und Energie wurzelt, sondern auch in der Fähigkeit zur Reduktion. Der Song ist ein Ruhepol, getragen von sanften Harmonien und subtilen elektronischen Akzenten, die das akustische Fundament veredeln. Hier wird Zeit nicht in Takten, sondern in Atemzügen gemessen. Das Stück wirkt wie ein kontemplativer Blick in die Ferne – klar, beruhigend und dennoch von innerer Spannung erfüllt.

Funk als treibende Kraft

„Never Ask Who Lit the Match“ bringt den Funk wieder ins Rampenlicht. Die Komposition arbeitet mit präziser Dynamik und lässt Raum für jedes Instrument, ohne die rhythmische Strenge zu verlieren. Das mittlere Tempo erlaubt es den einzelnen Motiven, sich auszubreiten, und schafft so ein perfektes Gleichgewicht zwischen Lockerheit und technischer Perfektion. Man spürt förmlich, wie die Band hier in ihrem Element ist – eingespielt, konzentriert und voller Spielfreude.

Ein harmonischer Ausklang

Der Abschluss „We Left No Graves Only Gardens“ ist eine tanzbare, warmherzige Verabschiedung. Der Song kombiniert Chicago-Sound mit einem fließenden Arrangement, das die charakteristische Handschrift der Band trägt. Gitarren, Bass, Bläser und Percussion arbeiten hier Hand in Hand, um einen finalen Moment der Geschlossenheit zu schaffen. Es ist ein Ende, das nicht mit einem Knall, sondern mit einer eleganten Verbeugung vor dem Publikum kommt – und damit perfekt zum Album passt.

Unsere Wertung:

➤ Songwriting: 10 von 10 Punkten
➤ Komposition: 10 von 10 Punkten
➤ Musikalische Fähigkeit: 10 von 10 Punkten
➤ Produktion: 9 von 10 Punkten

➤ Gesamtwertung: 9,75 von 10 Punkten

Unser Fazit:

Love! Liberty! Resistance! ist ein facettenreiches und detailverliebtes Werk, das Polyphonic Exophilia als meisterhafte Klangarchitekten zwischen Jazz, Funk und progressiven Einflüssen präsentiert. Jeder Titel trägt eine eigene Identität, doch gemeinsam formen sie ein geschlossenes, kraftvolles Statement für künstlerische Freiheit und musikalische Leidenschaft. Dieses Album ist nicht nur hörenswert, sondern ein Erlebnis, das lange nachklingt.

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