Wenn The Heard Eye nach ihrem Album „Funkalypse“ eine Single wie „Plenty Love“ raushauen, klingt das, als würde eine ausgefuchste Jazz-Funk-Combo einmal tief in die Plattenkiste der 70er greifen und beschließen: Heute sind wir eure neue Lieblings-Rockband. Die Geschichte von Paul Schneider und Hannes De Kassian beginnt in den Clubs und Weingütern von Sonoma und Marin County, wurde von einer Pandemie ausgebremst und über Kontinente hinweg mit Drum-Guru Atma Anur digital neu entzündet. „Plenty Love“ ist das Resultat dieser merkwürdigen Zeiten: ein Song, der Vintage-Rock atmet, aber im Kopf ganz klar im Hier und Jetzt lebt.
Gitarrenwand, Orgelglanz und Ohrwurm-Garantie
Schon die ersten Sekunden von „Plenty Love“ machen unmissverständlich klar, dass The Heard Eye hier eher nach Marshall-Stack als nach Jazz-Club riechen wollen. Die Gitarren von Hannes De Kassian sägen satt und warm, irgendwo zwischen 90s-Alternative und klassischem 70s-Bluesrock, während Greg Dunn und Peter Ffrench die Rhythmussektion wie eine lockere, aber unerbittlich groovende Maschine zusammenhalten. Darüber legt Chris Studer ein Orgelbett, das mal subtil flimmert, mal breit auffährt und dem Ganzen diesen „alles aus einem Guss, aber nichts zugeschmiert“-Charakter verpasst. Der Refrain von „Plenty Love“ setzt sich mit einer Dreistigkeit im Kopf fest, die man lange nicht mehr gehört hat – zwei Durchläufe, und man singt mit, ob man will oder nicht.
Peace, Alltag und die kleine Revolution im Kopf
Textlich bleibt „Plenty Love“ zum Glück weit entfernt von plakativer „Make Love Not War“-Tapete. Paul Schneider singt weniger über große Manifeste als über die kleinen, alltäglichen Entscheidungen, wie man mit der Welt und seinen Mitmenschen umgeht. Das knüpft elegant an Songs wie „Only One Earth“ und „All Love“ von The Heard Eye an, in denen die Band schon gezeigt hat, dass sie gesellschaftliches Bewusstsein und gute Hooklines durchaus gleichzeitig im Griff hat. Hier geht es um Zugewandtheit statt Zynismus, um eine Haltung, die nicht naiv, aber entschieden hoffnungsvoll bleibt – und genau deshalb glaubwürdig wirkt. Die warme, leicht an Ringo Starr erinnernde Gelassenheit in Paul Schneiders Stimme macht aus der Botschaft keinen erhobenen Zeigefinger, sondern eine Einladung.
Studio-Präzision mit Live-Schweiß
Produktionen, die so aufgeräumt klingen und trotzdem nach verschwitztem Club riechen, sind selten. In „Plenty Love“ spürt man die Jazz- und Funk-Schulung von The Heard Eye in jedem Break: Die Band spielt tight genug, um jeden Schlag zu treffen, lässt den Grooves aber genug Luft, damit sie atmen können. Kleine Fills von Peter Ffrench, organische Bassläufe von Greg Dunn, punktgenaue Einsätze von Chris Studer – das wirkt nie wie eine klinische Studio-Konstruktion, sondern eher wie eine Liveband, die zufällig gerade die REC-Taste gefunden hat. Die Handschrift von Atma Anur als langjährigem Weggefährten schimmert im Mix durch: druckvoll, transparent, mit einem leichten Retro-Schimmer, der das Songwriting nach vorne stellt statt es im Effektgewitter zu ertränken.
Unsere Wertung:
➤ Songwriting: 9 von 10 Punkten
➤ Komposition: 8 von 10 Punkten
➤ Musikalische Fähigkeit: 9 von 10 Punkten
➤ Produktion: 10 von 10 Punkten
➤ Gesamtwertung: 9,5 von 10 Punkten
Unser Fazit:
Plenty Love – und reichlich Gründe zum Wiederhören
Unterm Strich ist „Plenty Love“ genau der Song, mit dem The Heard Eye ihre Live-Offensive stützen sollten: direkt, einladend, melodisch stark und mit genug Charakter, um sich von der Masse an Retro-Rock-Playlists abzusetzen. Wer „Funkalypse“ mochte, bekommt hier weniger funkiges Zucken, dafür mehr Rock-Schub und einen Refrain, der sich wie selbstverständlich zwischen „Only One Earth“ und „Boomerang“ im Kopf einsortiert. Lautstärke hoch, Fenster runter, Mitfahrende nerven – genau so funktioniert „Plenty Love“ am besten. Kein Genre-Gamechanger, aber ein Song, der verdammt viel richtig macht und mit jedem Spin ein bisschen mehr wächst. In Zahlen: 9 von 10 Punkten – und definitiv „plenty love“ für The Heard Eye.
Mehr zu The Heard Eye im Netz:
The Heard Eye – Die offizielle Webseite:
https://theheardeye.com/
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