Marty Augustine mit zeitlosem clubtauglichen Meisterwerk „singularity“ (Musikplaylist) [ Trance | Techno | Electro ]

Marty Augustine entführt uns mit seinem dritten Longplayer „Singularity“ in einen elektronischen Kosmos, der sich sofort wie ein vertrauter Traum anfühlt und doch ständig neue Facetten offenbart. Schon die ersten Takte des Openers – ein Track, dessen Name bewusst ungenannt bleibt, damit sich jede Hörerin ihr eigenes Kopfkino schreiben kann – machen klar, dass hier ein erfahrener DJ und Produzent am Werk ist, dessen jahrzehntelanges Gespür für Dramaturgie nun in hochkonzentrierter Form destilliert vorliegt. Das Klangbild gleitet zwischen trance­typischen Arpeggien, subtilen Ambient-Flächen und einem Bassfundament, das zugleich warm und clubtauglich pulsiert. Dabei wirkt nichts überladen: jeder Synth-Atemzug, jeder Hallraum sitzt millimetergenau im Panorama, ohne steril oder seelenlos zu klingen. Man spürt in jeder Sekunde, dass Marty Augustine seine Wurzeln im Auflegen hat – er versteht, wie sich Spannung im Raum aufbaut, wann ein Break den Kreislauf in die Schwerelosigkeit schickt und wann ein Kickdrum-Drop alle Nervenstränge wieder synchronisiert.

Sounddesign zwischen Präzision und Gefühl

Was sofort fasziniert, ist das fantastische Sounddesign. „Singularity“ klingt, als habe jemand die nostalgische Farbpalette eines frühen-2000er Trance­klassikers genommen, sie mit hochauflösenden Controllern aufpoliert und anschließend eine Prise Cinematic-Score hinzugefügt. Dadurch entstehen hybride Klanglandschaften, in denen kristalline Leads auf atmende Pads treffen, während im Hintergrund leise Field-Recordings glimmen – wie ferne Funkfeuer, die man erst beim Kopfhörerhören entdeckt. Gerade dieser Detail­reichtum sorgt dafür, dass das Album sowohl im Club als auch zuhause funktioniert: Auf einer großen Anlage entfaltet sich die Frequenztiefe bis in die Kniescheiben, auf der Couch offenbaren sich Zwischentöne, die fast psychedelisch wirken, wenn sich einzelne Delay-Taps wie kosmische Sternschnuppen über das Stereofeld ziehen.

Emotionale Architektur statt DJ-Baukasten

Statt eines simplen Aneinanderreihens von Peak-Time-Tracks präsentiert Marty Augustine hier eine dramaturgische Reise voller Kontraste. Euphorische Höhepunkte, in denen Synth-Leads wie Laserstrahlen durch die Luft schneiden, werden von meditativen Passagen abgelöst, in denen weite Hallräume Zeit und Raum dehnen. Besonders auffällig ist, wie souverän Marty Augustine mit Spannung und Auflösung spielt: Nach jedem Rauschmoment gönnt er den Hörenden ein Innehalten, ein fast schon klaustrophobisch enges Flüstern, bevor der nächste Drop einsetzt. Diese Dynamik macht „Singularity“ zur perfekten Begleitung für eine nächtliche Autofahrt auf leerer Autobahn, wenn die Lichter der Laternen in hypnotischem Rhythmus vorbeiziehen und sich Innen- und Außenwelt überlagern.

Tracks als Momentaufnahmen der Zeit

Auch ohne konkrete Tracktitel nennt Marty Augustine in Interviews immer wieder sein Leitmotiv der „Momentaufnahmen“. Man hört das deutlich: Ein Track beginnt vielleicht mit einem simplen Zwei-Noten-Motiv, das langsam moduliert, sich plötzlich in ein orchestrales Crescendo verwandelt und dann in Stille kollabiert – als würde jemand eine Polaroidaufnahme knicken und neu arrangieren. Gerade diese Fragmentierung sorgt für Immersion: Die einzelnen Stücke fließen nahtlos ineinander, erzeugen aber dennoch markante Identitäten, die man nach mehrmaligem Hören klar unterscheiden kann. Die Produktionsqualität hält dabei konstant hohes Niveau; Frequenzbänder kämpfen nie gegeneinander, alles ist im Mix verschraubt wie ein präzises Uhrwerk. Faszinierend ist, wie Marty Augustine es schafft, trotz akkurater Technik eine hörbar menschliche Handschrift zu bewahren – man merkt, dass hier kein Algorithmus, sondern ein Herz am Puls des Kickdrums schlägt.

Von der Clubnacht ins Innere

In seinen Statements betont Marty Augustine, dass elektronische Musik für ihn weniger Eskapismus als Präsenz bedeutet. Genau das spiegelt „Singularity“ wider: Während viele EDM-Produktionen den Rauschmomenteffekt über alles stellen, geht es hier um das bewusste Erleben von Zeit. Die Tracks dehnen und stauchen Minuten, bis man das Gefühl bekommt, der Song halte die Welt an. Besonders in den ruhigeren Segmenten flirren sphärische Streicher­flächen durch den Mix, die entfernt an Blade-Runner-Soundscapes erinnern – ohne jedoch deren dystopische Schwere zu übernehmen. Stattdessen dominiert eine sanfte Melancholie, die an längst vergangene Clubnächte erinnert, in denen man kurz vor Morgengrauen draußen vor dem Venue steht, die ersten Vögel hört und weiß, dass sich etwas im eigenen Inneren verschoben hat.

Clubtauglichkeit mit Tiefgang

Trotz dieser introspektiven Ader bleibt „Singularity“ ein Album, das in jedem Club funktionieren dürfte. Die Kickdrums sind druckvoll, ohne zu komprimiert zu wirken, die Bässe rollen satt und federnd durch die unteren Register, und die Percussions zischen knackig von links nach rechts. Einzelne Tracks arbeiten mit Breakbeats, andere setzen auf geradlinigen Four-on-the-Floor-Drive; doch niemals wirkt der Flow inkohärent. Stattdessen spannt Marty Augustine einen dramaturgischen Bogen, der auf dem Dancefloor für gespannte Aufmerksamkeit sorgt. DJs werden die sauber gesetzten DJ-freundlichen Intros und Outros schätzen, während Live-Acts sich über die klaren Strukturen freuen, in denen sich Effekte und zusätzliche Drums bequem layern lassen.

Technische Reinheit ohne Seelenlosigkeit

Wer elektronische Musik produziert, weiß, wie schnell Perfektion steril klingen kann. Marty Augustine umschifft diese Klippe, indem er Mikro-Unschärfen zulässt: kleine Pitch-Schwankungen in einem Lead, leichtes Analogknistern im Hintergrund, einen unerwartet langen Reverb-Tail, der mit dem Side-Chain-Kompressor wetteifert. Genau diese Nuancen geben „Singularity“ seine organische Tiefe. Gleichzeitig ist das Album beste Referenz für Sound-Nerds, die ihre Studio­monitore testen wollen: Von glasklaren Höhen bis zu subharmonischen Tiefen ist alles vertreten, und doch wird man nie von Frequenz-Overkill erschlagen. Jedes Element hat Raum zum Atmen; das Spektrum fühlt sich luftig und gleichzeitig komplett an.

Unser Fazit:

Ein Meilenstein der persönlichen Trance-Evolution

Mit „Singularity“ beweist Marty Augustine, dass Trance und EDM auch 2025 noch zeitlose, relevante, innovative Ausdrucksformen sein können, wenn man sie mit künstlerischer Vision und technischem Fingerspitzengefühl angeht. Das Album ist ein Paradebeispiel für „Electronic Music, Reimagined“ – hypnotisch genug für den Peak der Nacht, detailreich genug für konzentriertes Kopfhörerhören und emotional genug, um als Soundtrack für alles zwischen nächtlicher Autobahnfahrt und introspektivem Wohnzimmer-Ritual zu fungieren. Fantastisches Sounddesign, super Arrangements und Clubtauglichkeit verschmelzen hier zu einer Platte, die sowohl im privaten Bereich als auch im Club bestens funktioniert. Wer elektronische Musik liebt, sollte „Singularity“ nicht nur hören, sondern erleben – vorzugsweise laut, mit geschlossenen Augen und offenem Herzen.

Mehr zu Marty Augustine im Netz:

Marty Augustine – Die offizielle Webseite:
http://www.martyaugustine.com/

Marty Augustine bei Spotify anhören:
https://open.spotify.com/artist/5G7XQ4O8H6eQ67UtONdId4

Marty Augustine bei Bandcamp:
https://martyaugustine.bandcamp.com/

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