VIER METER HUSTENSAFT – Weiblichen Gesang fanden sie einst Semi jetzt supi! Die Punkdurchstarter aus NRW im großen Interview (Musikplaylist) [ Punkrock | Women In Rock | Deutschpunk ]

Sie gehören gegenwärtig zu dem heißesten, was die Punkszene aus NRW zu bieten hat: Vier Meter Hustensaft. Erst mit ihrem Protestsong „Misch Dich Ein“ die Menschen zu Mehr Empathie wachgerüttelt und mit „Kein Vergeben“ eine Abrechnung serviert, die sich gewaschen hat, ist seit dem 27. September ihr neues Minialbum über NRT-Records erhältlich. Wir trafen uns mit Gitarrist Phil und haben mit ihm einen Plausch über die aktuelle Situation, die Gesellschaft, die Welt und die Gegenwart und Zukunft der Punkband mit weiblichem Gesang abgehalten.

Schaut die Clips und hört die vollständige EP „Kein Vergeben Kein Vergessen“ von „Vier Meter Hustensaft“ hier an!

Hallo zusammen! Wie geht’s euch heute?

Hallo Sascha! Danke dir! ja uns geht sehr gut. Wir freuen uns über dieses Interview

Könnt ihr euch und die Bandmitglieder kurz vorstellen? Wie habt ihr euch während des Lockdowns 2020 gefunden und was verbindet euch?

Vier Meter Hustensaft bestehen aus Yvonne Phil Andi und Dirk. 2020 hat Andi bei Facebook eine Anzeige geschaltet, dass er Musiker sucht um eine neue Band zu gründen. Daraufhin hat Phil sich bei Andi gemeldet und so wurde 4 m Hustensaft gegründet.

Ihr habt am Wochenende um den 27. September  auf den Wagners Pestspielen gerockt. Wie habt ihr das Festival erlebt und welche Eindrücke nehmt ihr mit?

Das Festival war wie in jedem Jahr super. In diesem Jahr war es auch deutlich besser Besuch, da es keine Corona Beschränkungen mehr gab wie bei den ersten Pestspielen was uns allen natürlich eine große Freude war.

Euer Name Vier Meter Hustensaft ist so richtig Punk! Wie kommt man auf solch einen Namen?

Der Name entstand bereits 2018 erfunden. Hat den Namen die kleine Tochter von Phil. Sie war krank und erzählte Phil nach dem Arztbesuch, dass sie nun 4 m Hustensaft nehmen müsse  das ist Phil damals so im Ohr hängen geblieben, dass er nach Band Gründung direkt sagte „Leute ich hab den richtigen Namen“

Eure neue EP „Kein Vergeben Kein Vergessen“ ist gerade erschienen. Was bedeutet dieser Titel für euch persönlich und welche Botschaft wollt ihr damit vermitteln?

Kein vergeben. Kein vergessen bezieht sich auf den Titel Track, in dem es um die Unterdrückung innerhalb der Familie geht.
„ in meinem Herzen bin ich Punk, so wird es immer sein ich werde mich niemals ändern, so bin ich mit mir im Reinen“


Der Opener „Kein Vergeben“ setzt sich intensiv mit familiären Zwängen und Unterdrückung auseinander. Könnt ihr uns mehr über die Hintergründe dieses Songs erzählen und was ihr den Hörern damit sagen möchtet?

Es ist eine kleine Abrechnung mit den Eltern, die vermeintlich nur das Beste für ihr eigenes Kind, wollen aber nicht erkennen, dass sie ihr Kind Zwägen aussetzen oder unterdrücken und somit die freie Entfaltung unterdrücken. Schade ist dabei, dass die Eltern so gut sie es auch meinen, nicht merken, was sie ihrem Kind antun.

Welche privaten Erlebnisse haben euch zu dem Song „Misch Dich Ein“ inspiriert? In eurem Video habt ihr erwähnt, dass der Song auch durch den Mord an Malte C. endgültig inspiriert wurde. Könnt ihr uns mehr darüber erzählen?

An dem Tag, an dem der CSD in Münster stattfand, an dem Malte starb, haben wir dort ein Konzert gespielt. Als wir nachmittags in Münster ankamen, war der CSD in vollem Gange. Wir haben uns da damals Mega gefreut, dass so viele Leute auf der Straße sind und es ein sehr fröhliches und buntes Fest war als wir dann in den Tagen darauf fuhren, dass Malte zu Tode gekommen ist. War das die Inspiration für den Song.

Wir alle haben selbstverständlich auch in unserem Umfeld einen Bezug zum Thema. Andy, Dirk und Ich sind heterosexuell, Yvonne ist Bisexuell und ihre Tochter ist Trans. Unser Labelchef ist homosexuell und muss sich mit den Vorurteilen und Klischees rumschlagen. Auch waren wir schon auf mehreren CSD’s als Allies und warum da einer getriggert wird? Alter Falter – Denk über dein Coming Out nach! So kommen mir die manchmal vor, die schwulenhasser-um-jeden-preis.

Es ist auch nicht immer um jeden Preis übertriebene Regenbogenpropaganda, wenn man den Regenbogen verwendet, für viele auch nur ein Zeichen gegenüber Vorurteile, Mobbing, Hass und Gewalt PUNKT!

„Nightbeaver“ beschäftigt sich mit der Rastlosigkeit und dem Druck des modernen Lebens. Wie geht ihr persönlich mit diesen Herausforderungen um, und welche Botschaft wollt ihr mit diesem Song vermitteln?

Jeder von uns war im Leben schon ein oder mehrmals in der Situation, dass man sich nur noch überfordert oder hilflos gefühlt hat. Gerade heute. In der aktuellen Leistungsgesellschaft ist es wichtig immer mal zur Ruhe zu kommen und sich auf die wichtigen Sachen des Lebens zu besinnen.

Mit „Alle Gegen Einen“ kritisiert ihr Konformität und Ignoranz in der Gesellschaft. Welche aktuellen Entwicklungen habt ihr dabei im Blick, und was möchtet ihr mit diesem Song erreichen?

Der Song ist von Fridays for Future inspiriert. Gerade zu der Zeit. Als die Kids auf die Straße gegangen sind. Um für Klimaschutz zu protestieren, ist uns erst einmal aufgefallen, wie widerlich zum Teil von älteren darauf reagiert wurde. Anscheinend hat die ältere Generation keine Lust, sich mit den Problemen der Jugend auseinander zu setzen oder hat Angst davor selbst in irgendeiner Form eingeschränkt zu werden und reagiert zum Teil mit ekelhaften Äußerungen.

Der Song „Hammerschlageffekt“ behandelt das Thema Sucht und die Flucht vor der Realität. Was war eure Motivation, dieses Thema aufzugreifen, und welche Botschaft steckt dahinter?

Der Song ist ein Cover Song! Das Original ist von nonstop Stereo. Wir stehen schon lange mit Frank von Nonstop Stereo in Kontakt und hatten einfach Bock diesen Song zu spielen. Zum Glück durften wir ihn auch auf der EP veröffentlichen.

Wie würdet ihr die musikalische Entwicklung von Vier Meter Hustensaft von eurer ersten EP bis zur aktuellen Veröffentlichung beschreiben? Welche Veränderungen oder Weiterentwicklungen seht ihr bei euch?

Wir haben uns kontinuierlich weiterentwickelt, wenn man die EP von 2021, dem Album von 2022 und der heutigen EP vergleicht, kann man sagen, dass wir uns von den Songs nicht wesentlich unterscheiden, aber im Sound eine große Schippe drauflegen konnten.

Könnt ihr uns etwas über euren kreativen Prozess erzählen? Wie entstehen eure Songs und wie arbeitet ihr als Band zusammen, um eure Musik zu formen?

Das ist recht unterschiedlich. Vieles an Song Ideen entsteht tatsächlich im Home-Office was eine Arbeitsweise ist, die wir durch die ersten Lockdownszur Perfektion getrieben haben. Andererseits arbeiten wir dann im Proberaum mit geballter kreativer kraft an dem Song Ideen..

Mit welchen Bands würdet ihr gerne mal ein Konzert spielen?

Spontan fallen mir da keine Bands explizit ein. Natürlich würden wir uns freuen, mal ein paar etwas größere Show spielen zu dürfen. Sowie kommenden Februar mit Graupause und ToxoPlasma. Ansonsten spielen wir natürlich Mega gerne in kleinen Clubs mit kleinen Band sowie uns 

Schaut man sich die aktuelle Lage an, wie das gesellschaftliche Klima immer rauer wird, wie erlebt und empfindet ihr das? Glaubt ihr, dass die „Masken“ einfach fallen?

Ja natürlich wird es immer rauer. Die Landtagswahlen haben es ja gerade wieder mal gezeigt. Ich denke die Masken sind bereits gefallen. Wenn die Gesellschaft jetzt nicht langsam wach wird, dann ist es eh zu spät.

Wie nutzt ihr eure Musik, um auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam zu machen? Seht ihr euch in der Verantwortung, Stellung zu beziehen und vielleicht sogar Veränderungen anzustoßen?

Wir sehen uns da ganz klar in der Verantwortung. Wir sind alle über 40 und haben schon viel erlebt. Diese Lebenserfahrung bringen wir natürlich auch mit in die Songs. Wir haben das Sprachrohr unserer Band und werden es weiterhin nutzen.

Wie geht ihr mit Kritik um, insbesondere wenn es um die politischen oder gesellschaftlichen Inhalte eurer Songs geht? Habt ihr schon Erfahrungen mit Gegenwind gemacht, und wie beeinflusst das eure Arbeit?

Wir freuen uns immer über Kritik. Das zeigt uns, dass wir alles richtig machen.

Ihr seid bekannt für eure energiegeladenen Live-Auftritte. Was bedeutet euch der direkte Kontakt zum Publikum, und gibt es besondere Momente auf der Bühne, an die ihr euch gerne erinnert?

Letztenendes macht man doch Musik um live zu spielen. Studio Arbeit ist halt Arbeit live ist die Belohnung dazu.

Wie kam es zum Wechsel zu NRT-Records, und was erhofft ihr euch von dieser Zusammenarbeit für die Zukunft von Vier Meter Hustensaft?

Mit „Influenza“ waren wir bei Monasteria Recordz, die einen fantastischen Job gemacht haben und uns um einiges weitergebracht haben. An dieser Stelle möchten wir auch Gerrit von Herzen danken, dass er uns dahin gebracht hat, wo wir sind.

Wie wir zu NRT gekommen sind, war eine ganz verrückte Situation oder auch: Wenn dein Bandkollege mit dem CEO befreundet ist

Wir stehen schon seit über zwei Jahren in Kontakt zu NRT. Als wir mitten im kreativen Prozess der aktuellen EP, kam Andy um die Ecke und hat uns eröffnet, dass er uns bei NRT beworben hat und diese EP mit Glück dort zu veröffentlichen. Und da Philipp von NRT einfach mal gesagt hat, Alles klar, ich Mach Euch,…. Und er kannte nur zwei Songs der EP. :-* . Philipp hat uns danach so „zugelullt“ das wir nur noch Bahnhof, Zug und Abfahrt verstanden haben. Der hat mit Fremdwörtern um sich geworfen und wir haben nur genickt genickt ja gelächelt. Aber er hat offensichtlich die Weichen richtig gestellt.

Was genau das für die Zukunft bringt, können wir uns gerade selbst nicht ausmalen. Allerdings war das letzte halbe Jahr ein wilder Ritt im absolut positiven Sinn und wir sind gespannt, wie es weitergeht.

Banale Frage, aber: Ist Punk tot?

Nein, aber verdammt schläfrig.

Gibt es bestimmte Festivals oder Konzerte, auf die ihr euch in nächster Zeit besonders freut? Was können eure Zuhörer von euren zukünftigen Live-Auftritten erwarten?

Wir freuen uns im Grunde immer auf jedes Konzert, im November wird’s noch mal großartig in Krefeld . wo wir uns natürlich Mega drauf freuen ist der Auftritt in der Börse Wuppertal mit Graupause und Toxoplasma. Das wird der größte Auftritt, den wir bislang hatten.

Ihr werdet bald mit der legendären Band Toxoplasma auftreten. Wie fühlt es sich an, mit solchen Größen der Szene die Bühne zu teilen, und was bedeutet das für euch persönlich und als Band?

Als die Anfrage kam, dachten wir erst, es sei ein Scherz  umso mehr haben wir uns natürlich gefreut, dass das Konzert wirklich stattfindet. Das bedeutet uns Mega viel.

Was können die Hörer von eurem kommenden zweiten Langspieler erwarten? Könnt ihr uns schon einen Einblick in die Themen oder den Sound geben, den ihr verfolgen werdet?

Der kommende Lang Spieler wird eine weiter Entwicklung der aktuellen EP. Sprich der Sound wird klassisch roh bleiben und die Texte werden weiterhin gesellschaftskritisch sein. Vielleicht lassen wir uns ja noch die ein oder andere Überraschung einfallen 

Gibt es historische Ereignisse oder Persönlichkeiten, die euch in eurer Musik inspirieren oder die ihr in euren Texten thematisiert?

„Niemals mehr Faschismus“ sollte da das beste Beispiel sein.

Welche Künstler oder Bands haben euch musikalisch besonders geprägt oder beeinflusst? Gibt es Vorbilder, an denen ihr euch orientiert?

Als Band, nein. Aber natürlich ist jeder einzelne von uns vier von irgendwelchen Bands oder Künstlern beeinflusst worden 

Wie wichtig sind euch Musikvideos und Social Media für die Verbreitung eurer Musik und Botschaften? Wie nutzt ihr diese Plattformen, um mit eurem Publikum in Kontakt zu bleiben?

Gehört dazu  Memes machen aber mehr Spaß als Videos  Die Socials Gehören heute einfach dazu das ist Fluch und Segen zugleich. der Segen ist, dass man so die Möglichkeit hat, schnell mit vielen Leuten in Kontakt zu treten. Der Fluch ist der Algorithmus, der dahinter steht und man immer wieder liefern muss, um nicht in der Versenkung zu verschwinden.

Zum Abschluss: Gibt es noch etwas, das ihr unseren Lesern mit auf den Weg geben möchtet?

Geht auf mehr Konzerte! Und supportet die kleineren Bands!

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