Wenn Electro und Jazz aufeinandertreffen, kann es schnell in gefällige Lounge-Berieselung abdriften – oder in etwas, das länger im Gedächtnis bleibt. Das Electro-Jazz-Duo aus Norwich, Blackout Windows, entscheidet sich mit seinen Singles „Flight“ und „Extra 32“ glücklicherweise für Letzteres: für Klangforschung mit Tiefgang, in der Saxofonlinien, Beats und elektronische Texturen zu etwas Eigenständigem verschmelzen.
Labor für Klangforschung
Blackout Windows arbeiten wie akustische Laboranten: Statt Genre-Schubladen zu bedienen, werden Jazz-Elemente, Electronica und Ambient zu neuen Mischformen verschüttelt. Der Ansatz ist klar: Saxofon als Geschichtenerzähler, Elektronik als Raum, in dem sich diese Geschichten entfalten. Mal entstehen daraus „hard hitting grooves“, mal schwebende, beinahe filmische Soundscapes.
Die beiden Singles markieren dabei zwei Pole desselben Kosmos: „Flight“ als rein elektronisches, von subtiler Dramaturgie lebendes Stück; „Extra 32“ als Hybrid, in dem akustische Drums und Jazz-Saxofon die elektronische Grundlage umarmen, statt sie zu übertönen. Gemeinsam zeichnen sie ein Bild von Blackout Windows als Sounddesigner, die ihre Tracks so lange feilen, bis aus Skizzen kleine, in sich geschlossene Welten geworden sind.
„Flight“: Neon, Nebel, kein Boden unter den Füßen
„Flight“ ist jener Moment, in dem sich der Aufzug der eigenen Fantasie-Tower-Blocks in Richtung Dachterrasse in Bewegung setzt. Das Stück verzichtet komplett auf Drums, vertraut stattdessen auf sorgfältig geschichtete Synth-Flächen, die an futuristische Film-Scores erinnern. Man denkt unweigerlich an die neonfeuchten Straßen eines imaginären „Blade Runner“-Sequels.
Elektronische Sounds imitieren Bläser und Streicher, ohne je in Plastik-Bombast abzurutschen. Die Arrangements bleiben schlank, fast stoisch, bauen Spannung nicht über Lautstärke, sondern über Nuancen auf: Filterfahrten, kleine harmonische Verschiebungen, subtile Dynamikwechsel. Blackout Windows erschaffen mit „Flight“ eine schwebende Klanglandschaft, die ganz klar instrumental bleibt – und trotzdem erzählt. Kopfkino statt Vocals: Der Track spielt mit Bildern im inneren Auge, zieht Hörer:innen in einen Sog aus Zeitlosigkeit und futuristischem Glanz.
„Extra 32“: Sax im Maschinenraum
Wo „Flight“ noch im luftleeren Raum kreist, setzt „Extra 32“ die Füße auf den Boden – allerdings auf einen, der vibriert. Das neue Instrumentalstück, das am 30. Dezember 2025 auf allen digitalen Plattformen erscheint, denkt die Idee von Blackout Windows weiter: Electro und Jazz als gleichberechtigte Partner.

Ein treibender Drum-Groove im mittleren Tempo bildet das Rückgrat, warm pulsierende Bässe zementieren das Fundament. Darüber breiten sich mystische Synthesizerflächen aus, die den Track in ein leicht nebliges, geheimnisvolles Licht tauchen. Und dann ist da das Saxofon: keine bloße Verzierung, sondern Protagonist. Die Linien wirken improvisiert, aber nie ziellos, pendeln zwischen melancholischer Ruhe und zurückhaltender Dringlichkeit.
Statt klassischer Songstruktur entsteht ein fließendes Arrangement, das eher wie eine Erzählung funktioniert: Motive tauchen auf, verändern sich, verschwinden, nur um später in anderer Farbe wiederzukehren. Man hört, wie sorgfältig Blackout Windows an Details gearbeitet haben – kleine rhythmische Verschiebungen, das feine Zusammenspiel von Attack und Hall, die Art, wie Sax und Synths sich gegenseitig Raum geben. Gesang wird hier nicht vermisst; die Musik erledigt den Job selbstbewusst und souverän.
Zwischen Tradition und Zukunft
Mit „Flight“ und „Extra 32“ setzen sich Blackout Windows genau in jene Schnittmenge, die viele Acts im Electro-Jazz nur anvisieren, aber selten wirklich treffen: zwischen Tradition und Futurismus, zwischen Club und Cinema, zwischen Improvisationsgeist und Studio-Perfektionismus.
Die Produktion klingt dabei durchweg hochwertig, ohne steril zu wirken – eher nach zwei Musiker:innen, die ihr Handwerk verstehen und ihre Tools im Griff haben. Wer wissen will, wie eine zeitgemäße Fusion aus Elektronik und Jazz klingen kann, ohne in Hintergrundmusik für Hotellobbys zu verfallen, sollte „Flight“ und „Extra 32“ auf die Playlist setzen – und sich etwas Zeit nehmen, um in diesen beiden kleinen, sorgfältig konstruierten Paralleluniversen zu verweilen.
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